Märkte in Brasilien dürften volatil bleiben

Das Unterhaus des Kongresses in Brasilien hat für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Dilma Rousseff gestimmt und damit einen Schritt in Richtung einer Veränderung der Verwaltung gemacht – eine Veränderung, die wir als wichtiges politisches Statement für das Land betrachten.

Gastkommentar von Rob Drijkoningen von Neuberger Berman.

Rob Drijkoningen untersucht die Anleihenmärkte in Brasilien.
Rob Drijkoningen untersucht die Anleihenmärkte in Brasilien.

Wirtschaftliche und fiskalische Reformen sind dringend nötig, um das Land aus der größten Rezession seit Jahrzehnten zu führen und einen ausgeglichenen Haushaltssaldo zu erreichen.

Auch wenn die Abstimmung ein wichtiger Schritt war, so wird der weitere Verlauf des Amtsenthebungsverfahrens holprig bleiben und über die nächsten Monate hinweg zu Volatilität im brasilianischen Bondmarkt führen. Der Prozess wird mit drei Abstimmungsrunden im Senat nicht nur mehrere Monate dauern, sondern auch Fragen bezüglich Politik und potenziellen Nachfolgern mit sich bringen. Vizepräsident Temer selbst muss sich wegen eines Verfahrens im Zusammenhang mit illegalen Ethanolkäufen einer genaueren Prüfung stellen. Ihm könnte ebenfalls ein Amtsenthebungsverfahren drohen.

Was unsere Positionierung betrifft, so halten wir derzeit ein Übergewicht an brasilianischen Anleihen in unseren Portfolios. Dieses basiert auf unserer Ansicht, dass die Risikoprämien die sich verschlechternden wirtschaftlichen Fundamentaldaten mehr als kompensieren, vor allem wenn man das vergleichsweise niedrige Schuldenniveau und die hohen internationalen Reserven mit einbezieht. Wir übergewichten auch die Zinsraten von kurz laufenden lokalen Währungsanleihen, da wir mit dem Rückgang des kürzlich erreichten Inflationshöhepunkts rechnen. Diese Entwicklung wird getragen durch ein schwaches Wachstum und ein etwas stabileres Währungskursniveau.

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Gleichzeitig bieten die realen Zinsen eine attraktive Risikoprämie, selbst wenn man sie mit der Risikoprämie für staatliche Kreditnehmer vergleicht. Wir haben diese Übergewichtungen über die letzten Monate aufgebaut, indem wir von der positiven Entwicklung des brasilianischen Bondmarkts profitierten sowie von den Bewertungsprämien, die sich angesichts des drohenden Amtsenthebungsverfahrens leicht erhöhten. Die Entwicklungen der kommenden Monate werden zu weiterer Volatilität im brasilianischen Bondmarkt führen, dies rechtfertigt eine beschränkte Risikoposition auf dem aktuellen Niveau. Rob Drijkoningen ist Co-Head des Emerging Market Debt Teams von Neuberger Berman, New York City.

Foto: Neuberger Berman

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