Trump muss sich wandeln

Die Wahl von Donald Trump war für Börsianer ein Schock. Ähnlich wie nach dem Brexit-Votum litten die Finanzmärkte unter dem Wahlergebnis. Jetzt stellt sich die Frage, welche Politik er umsetzt.

Die Trump-Wahl hart an der Börse viele Unsicherheiten ausgelöst.
Die Trump-Wahl hart an der Börse viele Unsicherheiten ausgelöst.

„Es fühlt sich an wie ein Déjà Vu“, sagt Nikolaj Schmidt, Chief International Economist bei T. Rowe Price, mit Blick auf den Brexit. Denn auch beim Votum über den britischen EU-Austritt stellten sich beinahe sämtliche Prognosen als falsch heraus.

Eine gemäßigtere Haltung?

Ähnlich wie nach dem Brexit-Votum litten die Finanzmärkte auch unter der Entscheidung für Donald Trump. So fiel der S&P 500 Index Future am Tag des Ergebnisses zwischen 20 Uhr abends und Mitternacht um 5,7 Prozent. „Die Kurse erholten sich jedoch schnell. In seiner Dankesrede schlug Trump nämlich einen ungewohnt versöhnlichen Ton an und versprach ein großes Infrastruktur-Programm sowie den Aufbau von Beziehungen mit anderen Nationen. Die Märkte haben dies als eine Art Trostpflaster angenommen und dabei ignoriert, dass wir immer noch sehr wenig über die innen- und außenpolitischen Strategien Trumps wissen“, stellt Schmidt fest.

Nach Meinung des Experten wird Trump seine radikale Haltung aus dem Wahlkampf einschränken, sobald er im Oval Office sitzt: „Er wird eine praktikablere, unternehmensfreundliche Stellung einnehmen und verstehen, dass es nicht im Interesse Amerikas ist, eine Politik der himmelhohen Zölle und der strikten Isolation zu betreiben.“ Sollte beispielsweise grenznahe Handel mit Mexiko aufgrund der Mauer-Pläne zum Erliegen kommen, hätten vor allem amerikanischen Autohersteller mit großen Verlusten zu kämpfen.

China als möglicher Gewinner

Sollte Trump jedoch an seinen Isolationsvorstellungen festhalten, sieht Schmidt eine einmalige Chance für China, sich im Zentrum des globalen Handelsnetzwerks zu positionieren. Die Volksrepublik arbeitet bereits daran, ein panasiatisches Freihandelsabkommen mit einer Vielzahl strategischer Partner der USA wie Japan, Südkorea oder Australien auszuhandeln. „Kurzfristig wären isolierte Vereinigte Staaten ein Störfaktor, auf lange Sicht würde dies aber perfekt in den Plan Chinas passen, den Renminbi zu internationalisieren. Die Geschäfte der USA würden derweil zurückgehen“, prognostiziert Schmidt.

In seiner Dankesrede sprach Trump den Erfolg seiner Kampagne der Bewegung seiner Wähler und weniger der republikanischen Partei zu. Dies zeige laut Schmidt, dass, obwohl der Präsident und die Mehrheit im Kongress republikanisch sein werden, viele Verhandlungen notwendig sind, um das Land in die richtige Richtung zu lenken. „Jetzt hoffen und erwarten wir, dass das System der ‚Checks and Balances‘ und die Tatsache, dass Trump mit etablierten republikanischen Kongressabgeordneten zusammenarbeiten muss, ein sicherer Anker sein werden.“ (tr)

Foto: Shutterstock

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