Die Wall Street könnte eine Jahresendrallye hinlegen

Trump-Sieg würde für Unsicherheit sorgen – nicht nur in den USA

Trotz unterschiedlicher Schwerpunkte der Kandidaten kann Budelmann keine besonderen Chancen oder Risiken für einzelne Sektoren ausmachen, die abhängig vom Wahlausgang sind. „Wichtiger als die Segmente ist das übergeordnete Szenario. Wenn Trump gewinnt, dürften die Aktienkurse aufgrund steigender Unsicherheit erst einmal auf breiter Front fallen. Wenn hingegen unser bevorzugtes Szenario eintritt, gäbe es wahrscheinlich Erleichterung am Markt und tendenziell Kursgewinne“, so der Fondsmanager. Auch ist er überzeugt, dass nicht nur der US-Markt vom Wahlausgang betroffen sein wird: „Ein Trump-Sieg könnte am Folgetag vielleicht sogar ein kurzfristiges Minus von fünf Prozent im US-Aktienindex S&P 500 auslösen. In Europa würden die Aktienmärkte dann aber wahrscheinlich sogar noch deutlicher fallen.“
Vom zins- zum gewinngetriebenen Bullenmarkt

Im Hintergrund des Wahlkampfspektakels entwickelt sich die US-Wirtschaft weiterhin zufriedenstellend. „Die Entwicklung ist nicht spektakulär, aber der private Verbrauch, der Arbeitsmarkt und der Wohnungsmarkt sind auf einem guten Weg“, so Budelmann. Für 2016 rechnet er mit einem Wirtschaftswachstum in den USA von gut 1,5 Prozent, 2017 soll das Bruttoinlandsprodukt dann wieder um mindestens zwei Prozent steigen.

Den nächsten kleinen Zinsschritt der Fed erwartet er kurz vor Weihnachten. 2017 sollte ein weiterer Trippelschritt erfolgen. In solch moderat steigenden Zinsen sieht Budelmann keinen Grund für fallende Aktienkurse. Vielmehr ist er überzeugt, dass sich der seit 2009 anhaltende Bullenmarkt bei US-Aktien noch ein paar Jahre fortsetzt. Allerdings müssten sich dafür die ausschlaggebenden Kursmotoren ändern. Statt der Notenbankpolitik dürften ab dem kommenden Jahr die Unternehmensgewinne die Kurse ankurbeln. „Für 2016 zeichnet sich noch eine Nullrunde beim Gewinnwachstum der S&P 500-Unternehmen ab. Für 2017 liegt der Marktkonsens bei 13 Prozent Gewinnwachstum. Wir rechnen mit 8 bis 10 Prozent“, so Budelmann.

Defensive Titel teuer, Energietitel attraktiv

Die lange Kursrallye, die zuletzt mit sinkenden Unternehmensgewinnen auskommen musste, hat zu einer Ausweitung der Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) geführt. Sie liegen dadurch auf Gesamtmarktebene jetzt zwar über dem langfristigen Durchschnitt. Das sei in dieser Phase eines Bullenmarkts aber nicht unüblich, meint der US-Aktienexperte. Einige Sektoren erachtet er dennoch mittlerweile als teuer. Die KGVs der eher defensiven Titel, vor allem aus den Bereichen Basiskonsumgüter, Telekom und Versorger, erscheinen inzwischen doch ziemlich hoch.

Deutlich bessere Chancen sieht er bei Energietiteln. Diese sind zwar aufgrund der Nachwirkungen der sehr niedrigen Ölpreise zu Jahresanfang noch immer mit den herkömmlichen Bewertungsmethoden etwas schwer zu analysieren. „Aber wenn wir nach vorn schauen, erwarten wir gerade im Ölsegment ein signifikantes Anziehen der Gewinne und dementsprechend eine fortgesetzte Aufholbewegung bei Energietiteln“, sagt Budelmann.
US-Aktienmarkt bleibt „Place to be“, Jahresendrallye in Sicht

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Insgesamt gesehen ist für den Fondsmanager der amerikanische Aktienmarkt weiterhin der „Place to be“. Auch wenn die Dynamik des Aufschwungs offensichtlich nachlässt, hält er ihn für attraktiver als den europäischen Aktienmarkt und als den Anleihemarkt ohnehin. „Die Wirtschaft sieht weiterhin gut aus und bei den Unternehmensgewinnen erwarten wir eine Wende. Technisch scheint der Markt stabil. Und bezüglich der Stimmung ist keine gefährliche Euphorie zu spüren“, fasst Budelmann zusammen. Wenn das Wahlergebnis nicht negativ überrascht, rechnet er mit einer Jahresendrallye. Für 2017 erwartet er ein weiteres Plus im Rahmen des Trendwachstums an Aktienmärkten, also um die fünf bis zehn Prozent. (tr)

Foto: Berenberg Bank

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