Denkbar bestes Investitionsumfeld

Die Wirtschaft wächst weder zu schnell, noch zu langsam und die Inflation bleibt auf absehbare Zeit niedrig. Das ist das perfekte Investitionsumfeld. Problematisch ist allerdings, dass nicht bekannt ist, wann sich die Lage ändert und wodurch.

Tine-Choi_Danske-Invest Kopie
Tine Choi:“Die Beschleunigung des weltweiten Wachstums hat ihren Höhepunkt erreicht und die Makrodaten deuten nicht länger auf positive Überraschungen hin.“

Die Weltwirtschaft befindet sich derzeit im besten aller möglichen Investment-Szenarien –dem Goldlöckchen Umfeld– mit geringer Inflation und stabilem Wachstum leicht oberhalb des langfristig erwarteten Durchschnitts.

„Sowohl für Aktien als auch Anleihen ist diese Umgebung positiv. Bei der konkreten Abwägung beider Anlageklassen sind wir der Überzeugung, dass Aktien – obwohl stärker risikobehaftet – interessanter als Zinspapiere sind, da letztgenannte kaum noch Rendite abwerfen“, Tine Choi Chefstrategin der Danske Bank und Beraterin bei Danske Invest.

Die Konjunktur werde sich sowohl 2017 als auch 2018 über dem langfristigen Durchschnitt entwickeln. Darüber hinaus zeichne sich keine erhöhten Inflationsbelastung ab.

Kurse wachsen langsamer

Ein weltwirtschaftliches Wachstum, das weder zu hoch noch zu niedrig ist, führe in der Regel zu einem verlängerten Konjunkturaufschwung. Umsätze und Erträge der Unternehmen würden steigen, die niedrige Inflation halte Zinsen und Kosten der Kreditaufnahme niedrig, was die Nachfrage anrege.

„Dies kommt besonders den Aktienmärkten zugute, wobei wir allerdings nicht erwarten, dass die Kurse in vergleichbarer Geschwindigkeit wie vergangenes Jahr ansteigen. Die Beschleunigung des weltweiten Wachstums hat ihren Höhepunkt erreicht und die Makrodaten deuten nicht länger auf positive Überraschungen hin“, sagt Choi.

Indikatoren, die das Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung messen, würden in Europa, den USA und China allmählich zurückgehen, allerdings von einem hohen Niveau und sie würden weiterhin auf Wachstum hinweisen, nicht auf einen Rückgang.

Unsicherheit durch Notenbankpolitik

Global hätten Aktien haben in den vergangenen zwölf Monaten eine Rendite von 20,2 Prozent (gemessen in Euro) erzielt. Das gemäßigte Wachstum spreche jedoch für langsamer steigende Unternehmensgewinne, was die Kurszuwächse von Aktien begrenze. Dennoch blieben sie im aktuellen Umfeld rentabler als Anleihen.

„Die Herausforderung besteht allerdings darin, dass wir nicht wissen, wann das Goldlöckchen-Szenario sich dem Ende zuneigt. Denn erstens ist die Prognose der Wendepunkte im Konjunkturzyklus sehr schwierig und zweitens ist der derzeitige Aufschwung sehr weit von dem entfernt, womit wir im Allgemeinen vertraut sind“, sagt Choi.

Hinzu kommt, dass die Notenbanken mit ihren Anleihekäufen die Zinsen niedrig gehalten und den Markt mit Liquidität geflutet hätten, das sei eine unbekannte Situation. Wichtig sei daher, Aktieninvestments zu streuen, um sich vor Verlusten in bestimmten Sektoren oder Regionen zu schützen.

Was passiert, wenn Goldlöckchen geht?

„Wenn das Goldlöckchen-Umfeld endet, erwartet uns eine höhere Volatilität auf dem Aktienmarkt als im vergangenen Jahr. Dabei ist es unerheblich, ob sich die Bedingungen dadurch verändern, dass die Inflation zunimmt oder das Wachstum unerwartet sinkt. Beides wird die Euphorie der Aktien-Investoren belasten und könnte eine Rotation der Allokationen über Regionen und Sektoren hinweg auslösen“, so Choi.

Die Auswirkung auf die Anleihenmärkte sei hingegen unklar. Steigt die Inflation, würden die Renditen sinken, da die Verzinsung wachse und die Kurse fallen würden. Wächst die Wirtschaft langsamer, würden die Anleihenotierungen steigen, das Renditepotenzial sei aber durch die niedrigen Zinsen begrenzt. (kl)

Foto: Danske Invest

 

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