Reaktion auf Kritik: Deutsche-Börse-Aufsichtsratschef erwägt Rückzug

Nach dem Krisenjahr 2017 deutet sich bei der Deutschen Börse auch an der Aufsichtsratsspitze ein Neuanfang an. Das gab der in die Kritik geratene Chefkontrolleur Joachim Faber bei der Hauptversammlung am Mittwoch in Frankfurt bekannt.

Joachim Faber führt den Aufsichtsrat seit Mitte 2012 und bewarb sich bei den Aktionären um eine dritte dreijährige Amtszeit.

„Ich möchte mir … persönlich vorbehalten, einen Übergang im Vorsitz des Aufsichtsrates im Laufe der neuen Wahlperiode vorzubereiten“, sagte Faber. „Ein Zeitpunkt hierfür ist heute noch nicht absehbar.“

Die Aktionäre dürften davon ausgehen, dass er nicht darauf dringen werde, „die gesamte Wahlperiode durchzustehen“, sagte Faber. Er führt den Aufsichtsrat seit Mitte 2012 und bewarb sich bei den Aktionären um eine dritte dreijährige Amtszeit.

Das turbulente Jahr 2017 hatte Faber in die Kritik gebracht. Der geplante Zusammenschluss mit der Londoner Börse LSE scheiterte auch deshalb, weil den Verantwortlichen der Deutschen Börse ein Plan B für den Fall des Brexits zu fehlen schien.

Vorwürfe gegen ehemaligen Konzernchef

Zudem brachte der Aufsichtsrat unter Fabers Vorsitz ein für den inzwischen zurückgetretenen Konzernchef Carsten Kengeter maßgeschneidertes Vergütungsprogramm auf den Weg, das bis heute die Staatsanwaltschaft Frankfurt beschäftigt.

Kengeter hatte Mitte Dezember 2015 für 4,5 Millionen Euro 60.000 Deutsche-Börse-Aktien gekauft. Der Konzern packte 69.000 Aktien drauf. Gut zwei Monate nach dem Deal machten Deutsche Börse und London Stock Exchange (LSE) ihre Fusionspläne öffentlich, was die Kurse trieb.

Die Ermittler werfen Kengeter vor, schon im Sommer 2015 mit der LSE-Führung Gespräche über eine Fusion geführt und das lukrative Aktiengeschäft in diesem Wissen getätigt zu haben. Wegen des anhaltenden Drucks trat Kengeter zum Jahresende 2017 zurück.

„Schlicht und einfach ein Skandal“

Für Anwaltshonorare im Zusammenhang mit dem Insiderverfahren gab die Börse nach Fabers Angaben insgesamt etwa 5,5 Millionen Euro aus.

Das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Insiderhandel sei „schlicht und einfach ein Skandal“, schimpfte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

„Herr Dr. Faber, ich hätte von Ihnen wenigstens die moralische Verpflichtung erwartet, sowohl für den dilettantischen Fusionsversuch als auch für den eigentlichen Skandal des Insiderverdachts gegen Herrn Kengeter und unser Unternehmen einzustehen und sich ihr nicht zu entziehen.“

Seite zwei: Aufbruchstimmung durch Weimer

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