Wie sich die US-Aktienmärkte entwickeln

Wie lange hält die gute Stimmung an den US-Aktienmärkten noch an? Das fragen sich nach dem turbulenten Sommer immer mehr Anleger. Die Investmentgesellschaft T. Rowe Price gibt Antwort.

Julian Cook, T. Rowe Price: „Angesichts der starken Gewinnentwicklung sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse bei den Unternehmen nicht überbewertet.“

Zwar kann ein Großteil der jüngsten Volatilität der Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China zugeschrieben werden. Jedoch besteht kein Zweifel darüber, dass die Marktschwankungen auch unabhängig davon im Jahr 2018 allgemein zugenommen haben. Im Zuge der inzwischen hohen Bewertungen am US-Markt und des allmählich steigenden Leitzinses glauben einige, dass ein Ende des Konjunkturaufschwungs in Sicht ist. Während die Risiken im Hinblick auf Handel und Inflation stärker in den Vordergrund gerückt sind, werden letztendlich die makro- und mikroökonomischen Daten zeigen, wohin die Reise geht.

Kein Ende des Wirtschaftsbooms

Die US-Wirtschaft wächst nun schon das zehnte Jahr in Folge – dies ist die zweitlängste Wachstumsphase in der Geschichte der USA. Viele Anleger glauben deshalb, dass die Uhr runtertickt und die nächste Rezession schon vor der Tür steht. „Davon sind wir noch ein gutes Stück entfernt. Dafür sprechen zumindest die robusten Fundamentaldaten in den USA“, sagt Julian Cook, Portfolioexperte für US-Aktienmärkte bei T. Rowe Price. Seiner Einschätzung nach ist das Ende des Wirtschaftsbooms noch nicht erreicht. „Normalerweise geht ein Zyklusende mit steigender Inflation, einer aggressiven Geldpolitik und einem Rückgang der Gewinnmargen der Unternehmen einher. Bislang sehen wir dafür keine Anzeichen“, unterstreicht der Experte. Zwar stiegen die Zinsen, allerdings von einer sehr tiefen Basis aus. Cook betont, dass das aktuelle Umfeld von einer moderaten Geldpolitik gekennzeichnet sei.

Starkes US-Wachstum

Interessant findet er, dass sich auf makroökonomischer Ebene das Muster des globalen Wachstums im Jahr 2018 verändert habe. Während das Wirtschaftswachstum im Rest der Welt möglicherweise Anfang 2018 seinen Zenit erreichte habe, falle das Tempo und die Stärke des US-Wachstums ins Auge. „Diese Dynamik dürfte in den USA bis 2019 anhalten. Das Verbrauchervertrauen und das Geschäftsklima bleiben positiv. Der US-Arbeitsmarkt ist in einer exzellenten Verfassung. Und die Arbeitslosenquote ist so gering wie seit Jahrzehnten nicht mehr“, sagt Julian Cook. Seit Beginn der Datenerfassung gebe es erstmals mehr offene Stellen als Arbeitssuchende.

Hinzu komme, dass die Löhne steigen, was die robusten Konsumausgaben weiter unterstützen sollte. Der Portfoliospezialist räumt ein, dass die US-Unternehmensgewinne wahrscheinlich ihren Höchststand erreicht hätten. Auch die Bewertungen der US-Aktienmärkte seien derzeit überdurchschnittlich hoch. „Angesichts der starken Gewinnentwicklung sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse bei den Unternehmen in unseren Augen jedoch nicht überbewertet“, so Cook.

Schnelles Anheben der Zinsen wäre fatal

Als Störfaktoren für US-Aktien könnten eine hohe Inflation und die daraus folgende geldpolitische Reaktion der US-Notenbank (Fed) in Frage kommen. Sollte die Fed die Zinsen zu schnell anheben, können sie die US-Wirtschaft abwürgen und das Land in eine Rezession stürzen. „Ein solches Szenario erscheint uns allerdings unwahrscheinlich, da sich die Notenbank bislang bei den Zinsanhebungen gemäßigt verhalten hat. Es gibt keinen Grund dafür, diesen Kurs nun zu ändern. Solange das Gewinnwachstum anhält, erwarten wir, dass Aktien sich weiterhin gut entwickeln werden“, hebt Cook hervor.

Zwar glaubt er, dass die Volatilität an den Märkten weiterhin hoch bleibt und es dadurch zu Rückschlägen kommt. Alles in allem bleibe man jedoch zuversichtlich, dass der aktuelle US-Marktzyklus sich fortsetze. „Die Wirtschaft wächst stark, die Unternehmensgewinne sind weiterhin beeindruckend. Die Bewertungen sind überdurchschnittlich, aber nicht extrem, hoch. Vor diesem Hintergrund bleibt unsere positive Einschätzung für den US-Aktienmarkt unverändert.“ (fm)

Foto: T.Rowe Price

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