Gold: Wie lange bleibt das Edelmetall ein sicherer Hafen?

Praegung auf Goldbarren
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Der russische Angriff auf die Ukraine führt an den Finanzmärkten zu einer deutlichen Risikoaversion. Vor allem die Edelmetalle profitieren und Gold setzt seine Rally fort. Allerdings sollten Anleger auch die Risiken beachten. Eine Einschätzung des Goldhändlers Ophirum

Russland zählt zu den wichtigen Rohstoffproduzenten weltweit. Auch wenn in Europa derzeit vor allem die Öl- und Gasreserven im Mittelpunkt stehen und Autofahrer an der Tankstelle immer tiefer in die Tasche greifen müssen, spielt das Land mit seinen Bodenschätzen auch in vielen anderen Bereichen eine große Rolle. Vor allem bei den wichtigen Industriemetallen sind zahlreiche Branchen auf die Lieferungen angewiesen.

Neben Südafrika ist Russland einer der größten Palladium- und Platinproduzenten. Mit einem Exportanteil an der globalen Produktion bei Platin von 15 Prozent wären die Folgen für zahlreiche Branchen gravierend, sollte es zu einem Lieferstopp kommen. Fehlende Industriemetalle aus Russland dürften die Inflation weiter anheizen.

Golf profitiert mehrfach

Anders als Palladium, Plain und Silber ist Gold hingegen kaum in den Wirtschaftskreislauf eingebunden. Dafür ist das begehrte Edelmetall ein klassischer sicherer Hafen in turbulenten Zeiten und springt heute auf das höchste Niveau seit Sommer 2020. Große Investoren müssen aufgrund der neuen geopolitischen Lage ihre Depots adjustieren und schichten in defensivere Anlageklassen wie Anleihen und Gold um. Zudem profitiert der Kurs aber auch von der weiter anziehenden Inflation.

Kriege erwiesen sich schon mehrfach als Inflationstreiber. Auch jetzt zieht die Teuerung über die stark steigenden Energie- und Industriemetallpreise kräftig an. Da Gold nicht unendlich vermehrbar ist, steigt seine Gunst in inflationären Zeiten. Die Notenbanken befinden sich hingegen in einem Dilemma: Auf der einen Seite müssten sie die Zinsen deutlich anheben, um die Inflation zu bekämpfen. Allerdings steigen dann auch die Risiken einer stärkeren Rezession.

Die Wahrscheinlichkeit für einen großen Zinsschritt auf der nächsten Fed-Sitzung Mitte März ist aktuell kräftig gefallen. Auch die bereits erwarteten weiteren Erhöhungen im weiteren Jahresverlauf könnten bald wieder ausgepreist werden. Steigende Inflationsraten und stagnierenden Zinsen drücken den Realzins, was gut für Gold ist.

Charttechnik weist auf Risiken hin

Nur die Markttechnik mahnt zur Vorsicht. Aktuell ist die Feinunze gut sechs Prozent teurer als im Durchschnitt der vergangenen 20 Handelstage. Solche Extremwerte waren zuletzt häufig an Hochpunkten zu sehen, zumal auch die bullische Stimmung für Gold sehr hoch ausfällt. Entscheidend sind nun die weiteren Meldungen aus der Ukraine. Eskaliert die Situation weiter, dürfte das Hoch aus 2020 bei 2075 Dollar bald in Reichweite rücken.

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