„Wir sind etwas weniger zuversichtlich als die Fed“

Die Fed hält wie erwartet an ihrem bisherigen Rhythmus fest, die Leitzinsen nur bei jeder zweiten FOMC-Sitzung anzuheben. Nach der Zinserhöhung Mitte Juni beschlossen die Währungshüter daher im Rahmen ihrer gestern endenden Sitzung, die Leitzinsbandbreite dieses Mal bei 1,75 bis 2,00 Prozent zu belassen. Gastkommentar von Dr. Andreas A. Busch, Bantleon

Ab 2019 könnte die Fed wieder eine bedeutsamere Rolle spielen.

Turnusgemäß stand weder eine Pressekonferenz noch die Veröffentlichung aktualisierter Makro- Prognosen auf der Agenda. Erläuterungen zum Zinsentscheid finden sich demzufolge lediglich in der einseitigen Pressemeldung der Fed. Und hier wurde nur das Nötigste gegenüber dem Statement vom Juni-Treffen angepasst. Im Wesentlichen beschränken sich die Änderungen darauf, das aktuelle Wirtschaftswachstum als „stark“ und nicht mehr als „solide“ zu bezeichnen. Alles andere blieb im Großen und Ganzen unverändert, was allein schon für eine stetige Fortsetzung des bisherigen Straffungszyklus spricht. Vor allem wurde an der Ankündigung festgehalten, die Fed-Funds-Rate weiterhin „graduell“ anzuheben. Das ist ein wichtiges Signal dafür, dass die Leitzinsen auch künftig einmal pro Quartal (= bei jeder zweiten FOMC-Sitzung) erhöht werden. Der nächste Zins- schritt ist folglich im Rahmen des kommenden FOMC-Treffens am 25./26. September zu erwarten.

Zinsanhebung im 4. Quartal wahrscheinlich

Wie geht es danach weiter? Wir gehen davon aus, dass auch im vierten Quartal 2018 die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine erneute Zinsanhebung rechtfertigen – am Jahresende sollte die Leitzinsbandbreite damit bei 2,25 bis 2,50 Prozent liegen.

Mit Blick auf 2019 dürfte sich das Umfeld aber ändern. Die Kerninflationsrate, die sich aktuell bei 1,9 Prozent befindet (Kerndeflator der privaten Konsumausgaben), sollte zwar weiter nach oben tendieren und dabei auch das 2,0-Prozent-Ziel der Notenbank leicht überschreiten. Gleichzeitig rechnen wir aber mit einer merklich nachlassenden Wachstumsdynamik infolge der verschlechterten Finanzierungskonditionen, die prominent in unserem abwärtsgerichteten Long-Term Financial Conditions Index zum Ausdruck kommen.

Drei weitere Zinsschritte in 2019

Die Fed wird auf eine derartige Wachstumsverlangsamung reagieren, wie sie es immer in den vergangenen Jahrzehnten gemacht hat: Der Leitzinspfad dürfte flacher werden, beziehungsweise die Notenbank sollte eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegen. Wir rechnen daher nach insgesamt vier 25-Bp-Zinsschritten 2018 im kommenden Jahr nur noch mit zwei Leitzinserhöhungen (auf dann 2,75 bis 3,00 Prozent) und sind damit etwas weniger zuversichtlich als die Fed, die derzeit von drei weiteren Zinsschritten 2019 ausgeht.

Dr. Andreas A. Busch ist Senior Analyst Economic Research bei Bantleon.

Foto: Bantleon

 

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