Bitcoin: Das unfassbare Risiko

Der starke Anstieg des Bitcoin in den vergangenen Wochen lässt Anleger auf die neue Anlageklasse schauen. Angesichts der Kurssteigerungen scheint ein Einstieg verlockend. Die damit verbundenen Risiken lassen sich allerdings kaum managen.

Kommentar von Ivan Mlinaric, Geschäftsführer Quant.Capital Management GmbH, Düsseldorf.

Ivan Mlinaric, Geschäftsführer von Quant. Capital Management in Düsseldorf.

Schon 2017 legten Bitcoin & Co. in der Breite einen fulminanten Anstieg hin, die Blase platze allerdings 2018. Dem steilen Abstieg folgte ein längeres Dümpeln auf niedrigem Niveau. So niedrig, dass viele bereits das Ende der Kryptos verkündeten.

Doch jetzt feiert insbesondere der Bitcoin einen neuen Anstieg. Viele Kommentatoren sehen hier schon eine interessante neue Anlageklasse für institutionelle Investoren. Professionelle Investoren nutzen bei ihren Entscheidungen aber in der Regel nicht nur Ertragsaussichten als Grundlage.

Vielmehr sind sie an festgelegte Risikobudgets gebunden, die strukturiert gemanagt werden müssen. Digitale Assets sprengen hier allerdings das System. Während es für klassische Assetklassen wie Aktien und Renten Erfahrungen aus mehreren Jahrhunderten gibt, stehen die Kryptomärkte ganz am Anfang. Die typischen, zur Risikomessung üblicherweise herangezogenen Kennzahlen liefern hier kaum oder gar keine brauchbaren Ergebnisse.

Das liegt zum einen daran, dass die Zeitreihen nicht lang genug sind. Dies ließe sich verschmerzen, wenn Investoren Abstriche bei der Langfristigkeit und damit eine höhere Unsicherheit der Daten hinnehmen.

Wichtiger aber noch ist, dass sich viele Risikomaße, die gerade in professionellen Systemen eingesetzt werden, auf wissenschaftliche Erkenntnisse über das Verhalten von Börsenteilnehmern stützen. Solche aber gibt es für Kryptos schlichtweg nicht.

Auch die Forschung steht hier am Anfang. Allein der Antrieb vieler Anleger, Kryptos zu besitzen, dürfte sich oft schon von der Motivation von beispielsweise Aktienanlegern unterscheiden. Alternative Methoden zur Einschätzung der Werthaltigkeit von digitalen Token – und damit indirekt von deren Preisrisiken – könnten sich etwa auf fundamentale Daten stützen.

Kryptos sind aber ein wenig wie Gold: Auch bei dem Edelmetall gibt es keine wirklichen fundamentalen Daten, denn es wird nicht verbraucht oder in der Industrie – zumindest in größerem Umfang – verarbeitet. Es gibt lediglich die Verabredung, dass Gold wegen seiner besonderen Eigenschaften ein Wert zugesprochen wird.

Seite 2: Risiken sind quantitativ kaum fassbar

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