„Europäische Unternehmen sind bei ESG Vorreiter“

Nicht zuletzt dank „Fridays for Future“ ist das Thema Klimawandel in aller Munde. Nachhaltige Investments profitieren davon. Cash. sprach mit Jörg Moshuber, leitender Fondsmanager des Amundi Ethik Fonds, über das Potenzial von ethisch-sozialen und ökologischen Investments und über den Anlageprozess seines Fonds.

Jörg Moshuber, leitender Fondsmanager des Amundi Ethik Fonds.

Das Pariser Klimaschutzabkommen liegt bereits vier Jahre zurück. Und immer noch wird seitdem bei jeder Klimakonferenz darüber diskutiert, wie sich die in Paris definierten Ziele umsetzen lassen. Wo hakt es und wie ließe sich das Tempo erhöhen?

Moshuber: Die Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens vor vier Jahren war schon ein starkes Zeichen – vor allem, weil die Ziele sehr ambitioniert sind. Zudem muss man fairerweise festhalten, geht es nicht nur um das Thema erneuerbare Energie.

Die Umsetzung der vereinbarten Ziele stellt einen Kraftakt dar, weil ebenso Lösungen für den Verkehr, die Industrie und die Gebäudesanierung/-bau auf den Weg gebracht werden müssen – und zwar quasi synchron. Hierzu bräuchte es konzertierte Pläne und Anreizsysteme, die nationale Grenzen überschreiten.

Und zudem darf man nicht vergessen, dass die damit einhergehenden Veränderungen massiv in viele Teile unseres Lebens eingreifen. Hier ist viel Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick in der Politik wie in der Wirtschaft gefragt.

Auf dem Petersberger Klimadialog hat sich die Bundesumweltministerin dem Vorschlag von Emmanuel Macron angeschlossen, der in Europa Klimaneutralität bis 2050 erreichen will. Wie bewerten Sie dieses Ziel?

Moshuber: Für mich als Manager des Amundi Ethik Fonds ist dies natürlich zu begrüßen. Auch, dass dadurch das Pariser Klimaversprechen deutlich verstärkt und betont wurde.

Doch auch hier gilt, Worten müssen Taten folgen – und was fast noch wichtiger ist, die Maßnahmen für die Erreichung einer CO2-Neutralität pro Landes müssen sozial verträglich sein, sonst verliert man die Zustimmung der breiten Masse für eine solche Veränderung. Eine enorme Herausforderung also für Politik und Wirtschaft.

Auf welche Anlagesegmente fokussieren Sie sich innerhalb des Amundi Ethik Fonds besonders?

Moshuber: Der Amundi Ethik Fonds ist ein Mischfonds. Das bedeutet, er besteht aus globalen Aktien und in Euro denominierte Staats- und Unternehmensanleihen. Bei Aktien und Unternehmensanleihen nehmen wir das Geschäftsmodell der jeweiligen Unternehmen genau unter die Lupe.

Dabei konzentrieren wir uns – und daher auch der Name Amundi Ethik Fonds – auf Unternehmen, die neben Umweltaspekten auch in sozialer Art und in ihrer Unternehmensführung besonders positiv hervorstechen. Auf der Anleiheseite ist der Fonds neben den klassischen Staats- und Unternehmensanleihen auch in Green Bonds investiert.

Wie wichtig sind die Bereiche „S“ und „G“ innerhalb Ihres Investmentansatzes?

Moshuber: Wie bereits erwähnt, sind diese Bereiche S also Social und G für Governance/Unternehmensführung für uns gleichbedeutend zu E, dem Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit. Aber ich sehe woher Sie kommen. Aktuell drängen sehr viele Anbieter in das Segment ESG und legen dort einen neuen Schwerpunkt.

Für mich persönlich kommen bei einer Nachhaltigkeitsbetrachtung die Bereiche S und G dabei auch tatsächlich häufiger etwas zu kurz. Wir haben die vergangenen Jahre die Erfahrung gemacht, dass Unternehmen, die nicht im Rahmen aller Kriterien mit ihren Stakeholdern – sprich Kunden, Mitarbeiter, Kommunen, dem Staat usw. – kommunizieren und sich selbst bei der Unternehmensführung klare Richtlinien auferlegen, auch nicht wirklich umsetzungsstark im Bereich Nachhaltigkeit sind.

 

Seite 2: Welche Anlageregionen besonders lukrativ sind

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