Kryptowährungen: Mit der Bison-App in einen Bullenmarkt?

Mit Bison scheint die Börse Stuttgart für einen bestimmten (kurzen) Zeitraum sogar in ein Kursrisiko zu gehen, indem sie Kursschwankungen über einige Minuten zwischen Gebot und Transaktion absichert. Entscheidend dürfte indessen sein, dass es gelingt, die Verlässlichkeit als deutscher börslicher Handelsplatz in den app-gestützten Online-Handel für den Jedermann hinein zu tragen. Den Nutzern die aufsichtsrechtliche ebenso wie die technische Verlässlichkeit zu vermitteln, erscheint als vorrangige Aufgabe. Eine Börse sollte die entsprechend aufgesetzte, ausgelegte und abgesicherte Infrastruktur vorweisen können.

Kryptowährungen sind kein Wertpapier

Dennoch mag eine mögliche Herausforderung für Bison in der Sicherheit liegen. Die Verwaltung der Krypowährungen liegt bei Bison; das sonst häufig notwendige Anlegen eines Hardware-Wallets mit den verbundenen technischen Hürden und dem negativen Einfluss auf der Nutzbarkeit entfällt. Der Wert der Kryptowährung liegt allein bei der Börse – ohne eine Einlagensicherung oder vergleichbare Absicherungen gegen den Totalverlust für den Nutzer.

Kryptowärungen sind kein Wertpapier, also kann kein Papier zur Sicherung verwahrt werden, eine Einlagekonto oder etwas Ähnliches gibt es nicht. Bitcoins sind nur ein paar Zahlen in einem elektronisch abgesicherten verschlüsselten Raum. Sind diese Daten, oder auch das Password dazu, weg, ist der Wert weg. Das ist das Wesen der virtuellen Währungen.

Spekulativ wie Tulpenzwiebeln

Kryptowährungen sind spekulativ, wie einst Tulpenziebeln oder Kunst. Sie können ebenso abstürzen wie Aktien. Gelingt es der Börse Stuttgart aber einen technologisch sicheren Handelsplatz anzubieten, bekommen deutsche Nutzer Zugriff auf ein einfaches Trading-Tool eines quasi „vor der Haustür“ regulierten Handelsplatzes. Dieser Handelsplatz kann für die Ordnungsgemäßheit und Sicherheit des Handels stehen. In seiner Struktur kann er auch zukünftige Entwicklungen in sich aufnehmen, etwa das Portfolio auf andere tokenisierte Produkte erweitern und somit zukunftsoffen sein. Ob Bison das einer hinreichenden Nutzerschar vermitteln kann, wird mit Spannung zu beobachten sein.

Autor Florian Hensel ist Partner der Kanzlei SKW Schwarz Rechtsanwälte und berät umfassend im Digital Business. Er betreut Plattformen, Diensteanbieter, digitale Medien und E-Tailer zu operativen Fragen, vom regulatorischen Umfeld, Payment und Financial Technologies, über Vertragsbeziehungen mit Dienstleistern, Anbietern und Nutzern, bis hin zur verbraucher- und werberechtlichen Begutachtung.

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