Kryptowährungen: Mit der Bison-App in einen Bullenmarkt?

Die Rechtsunsicherheit ist nach dieser Entscheidung nicht geringer geworden, und sie macht selbst dem ausländischen Betreiber eines Handelsplatzes Sorgen. Denn unklar ist, ab welchem Moment ein Handelsplatz in Deutschland aktiv wird und sich deshalb unter der Ägide der deutschen Aufsicht wähnen muss. Genügt bereits ein deutschsprachiges Angebot, eine Werbung in Deutschland oder auch nur gerichtet an deutsche Nutzer? Ist mit einer App im deutschen App-Store die Grenze überschritten? Genügt eine innereuropäische Erlaubnis oder die Bestätigung einer Erlaubnisfreiheit, also ein so genanntes Negativ-Testat, um sich der deutschen Finanzaufsicht zu entziehen?

Noch zahlreiche Fragen offen

Hier sind bis heute zahlreiche Fragen offen. Ist nun die ausländische Aufsicht, sogar innerhalb der EU, weniger strikt, musste der Anbieter dort vielleicht keine oder eine andere Erlaubnis haben – es sei die Spitze erlaubt, dass manche Derivatstrukturen doch dem Glücksspiel ähneln – für den Markteintritt in Deutschland sieht er sich plötzlich neuen Anforderungen gegenüber. Vielleicht wird behördenseitig nur darauf hingewiesen, dass es sich nicht um ein beaufsichtigtes Institut handelt. Vielleicht drohte aber ein Strafverfahren.

Einen eher strengen Kurs gegenüber den Krytowährungen verfolgt auch die Europäische Union. Nachdem sich die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G20-Staaten im März 2018 erstmals mit den Krytowährungen befasst hatten, widmeten sich auch die EU-Finanzminister Kryptowährungen und Initial Coin Offerings (ICO) und beschlossen, die Entwicklung zunächst zu beobachten. Anschließend soll die EU-Kommission entscheiden, ob und wenn ja welchen Handlungsbedarf für eine Regulierung sie sieht.

Wie Vertrauen entstehen kann 

Die Börse Stuttgart kann dem gelassen entgegensehen. Denn sie steht heute bereits auf sicheren regulatorischen Füßen. Färbt ein regulatorisch verlässlicher Handelsplatz auf das gehandelte Gut ab? Kaum ein Markt ist gefeit vor Hypes, vor Auf und Ab und Spekulationsblasen – ganz gleich ob für Tulpenzwiebeln, Kunst oder eben Kryptowährungen. Kryptowährungen haben ihren Platz jedenfalls noch nicht endgültig gefunden und sind für sich eher ein Bären- als ein Bullen- oder Bison-Markt.

Wie eine Umfrage des US-Wirtschaftsmagazins Forbes ergab, hatten im Jahr 2018 nur sechs der 50 einflussreichsten FinTechs direkt mit der Blockchain oder mit Kryptowährungen zu tun, deren Preise zuletzt stetig sanken. Dennoch spricht viel dafür, dass mit Weiterentwicklung der Blockchain-Technologie auch die Kryptowährungen ihre Gestalt ändern werden. Wie beständig sie sich am Markt behaupten können, bestimmen Entwicklung, Akzeptanz und das Vertrauen in die zukünftige Bedeutung der Kryptowährungen. Der Markt ist spekulativ, daran kann kaum Zweifel bestehen. Die Handelsplattform selbst kann dies kaum beeinflussen. Wohl aber kann sie Vertrauen in den Handel selbst schaffen, gegebenenfalls Risiken abfangen.

Seite vier: Was Bison leistet und was nicht

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