„Niedrigzins-Phase könnte noch 30 Jahre dauern“

Nach Ansicht des Chefs des Fondsgiganten Allianz Global Investors, Andreas Utermann, könnte die aktuelle Phase extrem niedriger Zinsen noch Jahrzehnte anhalten. „Warum soll die Phase niedriger Inflation und Zinsen nicht noch 30 Jahre andauern?“ sagte er gegenüber ‚Capital‘.

Andreas Utermann, Allianz Global Investors

„Wir glauben immer, alles müsse wieder so werden wie in den 1960er- oder 1970er-Jahren, als die Zinsen hoch waren – als wäre das der Naturzustand“, sagte Utermann im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin ‚Capital‘.

Niedrige Zinsen und Rohstoffe bilden die Ursache

„Aber warum soll es nicht so weitergehen wie in den vergangenen zehn Jahren: sehr niedrige Zinsen, schwaches Wirtschaftswachstum, hohe Schulden – und alles ist gut“, ergänzt Utermann.

Als Grund für die niedrigen Zinsen sieht Utermann die „Rohstoffe, bei denen es seit der Finanzkrise keine Phase mit längerfristig hohen Preisen gab“. Dadurch hätten sich die „Auf und Abs der Wirtschaft abgeschwächt, Inflation und Zinsen bleiben niedrig“. Zudem hätten es die Notenbanken geschafft, die Inflation zu kontrollieren, weil sie unabhängiger von der Politik sind als früher.

Utermann sieht kein Problem in einem niedrigen Wirtschaftswachstum. Als Beispiel dafür nannte er Japan, wo die Schulden hoch sind und das Wachstum lange niedrig war. „Ich bin oft in dem Land und kann sagen: Es ist alles wunderbar in Japan. Den Menschen geht es nicht schlecht, nur weil das Wachstum niedrig ist“, sagte er.

Stärkerer Fokus aufs Unternehmen

Gleichzeitig sei die niedrige Inflation gut für die Mehrheit der Menschen, weil viele Bürger Geld vom Staat erhalten. „Diese Leistungen werden in der Regel nicht erhöht, wenn die Inflation steigt. Wir wollen also eigentlich niedrige Inflation und die damit einhergehenden niedrigen Zinsen.“

Zudem hat Utermann, wie ‚Capital‘ erfuhr, seinen zweiten Titel als globaler Chief Investment Officer von Allianz Global Investors abgegeben, was sein Arbeitgeber bislang nicht kommuniziert hat. Durch diesen Schritt kann sich Utermann stärker auf die Aufgabe als Unternehmenschef konzentrieren. Die Entscheidung dazu fiel bereits 2018, nachdem Utermann alleiniger Chef der Fondsgesellschaft geworden war.

Zuvor hatte er sich den Chefposten zwei Jahre lang mit George McKay geteilt und war parallel dazu Chefanleger gewesen. Die Position des globalen Chief Investment Officers hat Allianz Global Investors nicht nachbesetzt. Stattdessen gibt es jetzt nur noch Chefanleger für die einzelnen Anlageklassen wie Aktien.

Foto: Allianz GI

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