Neuer Wirecard-Chefkontrolleur will Vorstand und Aufsichtsrat personell stärken

Der unter Druck stehende Zahlungsdienstleister Wirecard könnte nach dem Wechsel an der Aufsichtsratsspitze seine beiden Führungsgremien personell aufstocken.

„Unabhängig von den derzeit aktiven Vorständen stellen wir uns im Aufsichtsrat die Frage, ob wir den Vorstand nicht erweitern sollten“, sagte der seit Mitte Januar amtierende Chefaufseher Thomas Eichelmann im Interview dem „Manager-Magazin“ (Mittwoch).

Wirecard wachse stark und expandiere auch in das Konsumentenkreditgeschäft. „Ein Vorstand für Personal könnte meines Erachtens Sinn ergeben, ebenso jemand, der sich auf das Thema internationaler Vertrieb fokussiert“, sagte Eichelmann. Bei den vier amtierenden Vorstandsmitgliedern befinde sich der Aufsichtsrat derzeit in der Diskussion über Vertragsverlängerungen. Alle Vorstandsverträge laufen am Ende dieses Jahres aus.

Auch im Kontrollgremium will Eichelmann das Unternehmen verstärken, weil das Unternehmen in Asien stark wachse und auch in den USA angreifen solle. „Wir überlegen also, ob wir nicht noch mehr internationale Erfahrung und Expertise brauchen“, sagte er. „Und weil ich neben dem Vorsitz des Aufsichtsrats nicht auch den Vorsitz im Prüfungsausschuss haben sollte, möchten wir dort bis zur Hauptversammlung nachbesetzen und brauchen weitere Finanzkompetenz.“ Er könne sich daher zwei neue Mitglieder in einem dann achtköpfigen Gremium vorstellen, entscheiden müsse aber die Hauptversammlung.

Eichelmann hatte Mitte Januar überraschend die Führung des Aufsichtsrates von Wulf Matthias übernommen. Der 75-jährige hatte Altersgründe für den Wechsel angegeben. Es hatte jedoch auch deutliche Kritik von Investoren an der Art und Weise gegeben, wie das Gremium mit den Vorwürfen von angeblichen Bilanzfälschungen seit rund einem Jahr umging.

Derzeit läuft eine Sonderprüfung der Bücher durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG, die der erst seit vergangenem Jahr in das Gremium bestellte Eichelmann initiiert hat, um die immer wieder aufkeimenden Vorwürfe zu entkräften. Regulärer Buchprüfer bei Wirecard ist EY.

Ex-Chefaufseher Matthias ist in der Führung des seit Jahren stark wachsenden Konzerns ein langjähriger Gefährte von Wirecard-Vorstandschef Markus Braun. Eichelmann sagte, er schätze den intellektuellen Austausch mit Braun außerordentlich. „Markus Braun ist essenziell, auch für den weiteren Erfolg des Unternehmens.“ Braun ist mit einem Anteil von gut 7 Prozent einer der größten Aktionäre des Dax-Konzerns. (dpa-AFX)

Foto: picture-alliance

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