Ausblick für Schwellenländer hellt sich auf

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Die Aussichten für die Schwellenländer sind zunehmend positiv. Darin sind sich die Schwellenländerexperten von Lazard Asset Management einig. Lesen Sie im Folgenden ihre Einschätzungen zu Aktien und Anleihen aus den Emerging Markets.

Nach einem schwierigen Jahr 2021 ist der Ausblick auf das Jahr 2022 für Aktien aus den Emerging Markets positiv. Dieser Ansicht ist James Donald, Leiter der Emerging Markets-Plattform bei Lazard Asset Management, im aktuellen EM-Outlook. „Ein stärkeres globales Wachstum ist auch positiv für die Aktien aus den Schwellenländern, die sich im Allgemeinen besser entwickeln, wenn die Nachfrage nach Rohstoffen und Exportgütern hoch ist“, schreibt Donald in der Studie. Steigende Rohstoffpreise würden sich positiv auf Lateinamerika auswirken. Dazu komme ein höhere Impfquote, von der auch die Emerging Markets in Europa profitieren würden. Im nächsten Jahr sei sogar zu erwarten, dass das Wachstum der Emerging Markets das Wachstum der USA übertreffe.

Ein besonderes Augenmerk richtet Lazard Asset Management in seinem aktuellen Ausblick auf China, wo staatliche Eingriffe in die Wirtschaft zunehmen. In politischer Hinsicht sei Präsident Xi Jinping offensichtlich besorgt darüber, wie die Gewinne des kommunistischen Kapitalismus in der Gesellschaft verteilt würden. Nach Maßnahmen gegen den Internetriesen Alibaba und dessen Gründer Jack Ma, der sich kritisch gegenüber der Regierung geäußert hatte, kündigten die Machthaber bald Untersuchungen und Geldstrafen für mehrere weitere bekannte Internetplattformen an, gefolgt von Online-Versicherungen, Bildungseinrichtungen, Videospielunternehmen und Kasinos in Macau. Die Regierung brachte auch die Idee ins Spiel, Joint Ventures mit Tech-Giganten zu gründen, um deren Umgang mit Nutzerdaten zu überwachen.

Dies alles sorgt für Unsicherheit an den Märkten. „Die Maßnahmen Chinas haben die Volatilität an den Aktienmärkten erhöht und chinesischen Aktien einen Dämpfer verpasst, wenngleich die übergroße Vertretung im MSCI EM Index es schwierig macht, sich komplett aus China zu verabschieden“, schreibt Donald. Außerdem habe China viele innovative und weltweit führende Unternehmen, in die sich viele Anleger ein Engagement wünschten. „Sicherlich werden die meisten Anleger ihre Bestände genauer unter die Lupe nehmen und das Potenzial für negative regulatorische Auswirkungen sorgfältig prüfen, entsprechende Abschläge vornehmen und entscheiden, ob sie sich bei Kursschwächen von bestimmten Beständen trennen oder sie aufstocken. Diese Kalkulation wird für Anleger in Schwellenländern, uns eingeschlossen, auf absehbare Zeit ganz oben auf der Tagesordnung stehen.“

Eine sorgfältige Aktienauswahl sei auch im Kontext der Turbulenzen um den angeschlagenen Immobilienfinanzierer Evergrande angeraten. „Wir glauben zwar nicht, dass die Auswirkungen von Evergrande besonders weitreichend sein werden, es gab jedoch unseres Erachtens nie einen besseren Zeitpunkt als jetzt, um zu überlegen, welche chinesischen Unternehmen zu stark von Evergrande abhängig sind“, erklärt Donald.

Schwellenländeranleihen: Risiken auf dem Rückzug

Auch auf der Anleiheseite verbessern sich die Aussichten: „Die Sorgen vor der Ausbreitung der Delta-Variante des Corona-Virus und eine drohende Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank Fed haben in den letzten Monaten die Entwicklung an den Anleihemärken der Emerging Markets dominiert. Doch diese Bedenken werden in den kommenden Monaten kleiner, wodurch sich die Aussichten für sämtliche Anleihesegmente in den Emerging Markets aufhellen“, sagt Denise Simon, Co-Head im Emerging Market Debt-Team bei Lazard Asset Management.

Beim Blick auf die derzeitige Corona-Lage seien die Bedingungen in den einzelnen Regionen unterschiedlich. „Insgesamt verbessert sich die Gesamtsituation aber stetig, was vor allem auf die steigenden Impfraten in den Schwellenländern zurückzuführen ist. In Südamerika und Asien hat sich der Prozentsatz der Bevölkerung, die mindestens eine Dosis eines Impfstoffs erhalten hat, von etwa 20 % Mitte Juni auf etwa 50 bis 60 % im September erhöht“, sagt Denise Simon. Brasilien, das bei der frühen Einführung des Impfstoffs deutlich hinterherhinkte, gehöre nun zu den Ländern mit den meisten Impfungen weltweit.

„Aus Anlagesicht haben wir ohnehin nur eine sehr geringe Korrelation zwischen den Impfquoten und der Anlageperformance in den verschiedenen Ländern festgestellt, insbesondere bei Anleihen. Vor diesem Hintergrund erwarten wir nicht, dass Covid in den kommenden Monaten einen signifikanten Gegenwind für Anlagen in Schwellenländern darstellen wird.“ Man sei sich jedoch weiterhin der potenziellen Risiken bewusst, wie zum Beispiel durch mögliche neue Varianten oder dem nachlassenden Schutz verschiedener Impfstoffe.

Weniger Sorgen bereitet auch die nun begonnene straffere Geldpolitik in den USA. „Sowohl der Zeitpunkt als auch das Tempo der Drosselung der Anleihekäufe scheinen zum jetzigen Zeitpunkt gut vorhersehbar und eingepreist zu sein“, schreibt Simon. Insgesamt deuteten die besseren Wachstumsaussichten für die Schwellenländer auf eine geringe Volatilität und eine Outperformance von Risikoassets hin. „Wir glauben, dass sich Anleihen – sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen, insbesondere im Hochzinsbereich – gut entwickeln dürften“, schreibt Simon. Bei Lokalwährungsanleihen seien die Aussichten für die Währungen zwar weiterhin positiv, aber die Abwärtsrisiken insgesamt größer.

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