Inflation voraus: So schlagen Anleger der Teuerung ein Schnippchen

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Neben der Ukraine-Krise beschäftigt das Thema Inflation die Anleger derzeit überdurchschnittlich stark. Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der Laureus AG Privat Finanz, zeigt Wege aus der Inflationsfalle.

Zuerst waren es die Baustoffe, dann die Energie und als nächstes könnten Lebensmittel dran sein: Wie das ifo-Institut schätzt, könnten Lebensmittel in diesem Jahr um 7 Prozent teurer werden. Der Grund ist einfach. Landwirte müssen ihrerseits gestiegene Kosten an die Verbraucher weitergeben. Für die allgemeine Teuerung erwartet das ifo-Institut 2022 einen Wert von stattlichen 4 Prozent. Was an der Zapfsäule oder auf dem Markt ein bisschen weh tut, kann Anlegern so richtig Kopfzerbrechen bereiten – schließlich droht der Kaufkraftverlust. Der Wert des eigenen Vermögens sinkt und sinkt. Doch es gibt einen Ausweg!

Liste der potenziellen Störfeuer ist lang

Wer maßvoll und mit Kopf in ausgewählte Sachwerte investiert, kommt historisch gesehen gut durch die Zeit hoher Inflation. Selbst im Worst Case einer Währungsreform fuhren Landbesitzer und Selbstversorger, wie etwa Landwirte, deutlich besser als andere. Doch so weit wird es aktuell nicht kommen – auch wenn viele Untergangspropheten aus der Angst der Anleger ein Geschäft zu machen versuchen. Statt ängstlich überstürzte Entscheidungen zu treffen, sollten private Investoren nüchtern agieren und sich selbst einige Fragen rund um Risikobereitschaft und Anlagehorizont stellen. Wer Vermögen langfristig bewahren und mehren will, der orientiert sich am besten an bewährten Geschäftsmodellen, die auch langfristig von Bestand sind. Beispiele sind etwa Unternehmen aus der Konsumbranche, alltägliche Dienstleistungen oder auch mittelständische Weltmarktführer in vielversprechenden technologischen Nischen. Auch unter Rohstoff-Werten gibt es aktuell vielfältige Chancen, da die Branche im Zuge der Energiewende unter einem Investitionsstau leidet, der das Problem knapper Rohstoffe sogar noch verschärft. Unternehmen mit Potenzial, die gerade jetzt am Markt sind, dürften von der anhaltenden inflationären Phase profitieren.

Doch auch, wenn jede herausfordernde Marktphase ihre Profiteure kennt, sollten Anleger nicht aus der Not eine Tugend machen und versuchen, mit vermeintlichen Inflations-Investments groß Kasse zu machen. Dazu ist die Lage der Weltwirtschaft zu fragil und die Liste der potenziellen Schock-Ereignisse zu lang. Zwar hat Russland zuletzt einige Truppen von der Grenze zur Ukraine wieder abgezogen, doch dürfte dieser erste Schachzug nur der Beginn langer Verhandlungen sein. Auch ist keinesfalls klar, dass auf Omikron nur noch Virus-Varianten mit milden Verläufen folgen. Von den potenziellen Implikationen der Zinswende auf den im Vergleich zu den USA deutlich vielschichtiger aufgestellten Euroraum einmal abgesehen.

Die goldene Mitte als Erfolgsrezept

Um dem aktuell herausfordernden Marktumfeld zu begegnen, sollten Anleger einen Mittelweg wählen. Gänzlich falsch wäre die völlige Abstinenz vom Aktienmarkt ebenso wie eine Aktienquote von 100 Prozent. Auch wenn die Inflation Tag für Tag Spuren in unserem Alltag hinterlässt, sollten Anleger eine gewisse Cashquote vorhalten – zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich im Laufe des Jahres noch einmal Gelegenheiten zum Einstieg bieten. Die investierten Mittel sollten wie auch während ruhiger Marktphasen breit gestreut in konservative Branchen fließen. Auch abgestrafte Technologie-Titel können unter Umständen – eine ausgewogene Portfoliostruktur vorausgesetzt –  interessant sein. Hinzu kommen die genannten Inflations-Profiteure vom Rohstoffmarkt. Die wichtigste Voraussetzung, um gut durch die nächsten Monate zu kommen, bleibt aber eine Aktienquote, die je nach persönlicher Risikoneigung ausgewählt werden sollte. Zusätzlich können Investments in Anleihen, auch in einem Umfeld mit höherer Inflation, eine gewisse Rendite liefern und vor allem als „Stabilitätsanker“ in Phasen starker Marktschwankungen dienen. Lediglich auf die Duration sollte genau geachtet werden, denn eine zu lange Zinsbindungsdauer kann in einem Umfeld steigender Zinsen größere Risiken bergen. So dürfte es auch 2022 gelingen, der Teuerung ein Schnippchen zu schlagen.

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