Meinung: Die Renaissance des Bargelds – die Fed wird zum Feind von Aktien und Anleihen

Ein Sparschwein von oben und Bargeld, das daneben liegt
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Bargeld spielt wieder eine Rolle bei der Frage, wohin mit meinem Geld.

Die Fed wird zum Feind. Zumindest aus Sicht der Märkte. "Angesichts der noch einmal über den schon hohen Erwartungen liegenden Inflationsrate bleibt der Fed kaum ein anderer Weg, als noch einmal die Zügel anzuziehen", sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. "Zwei Jahrzehnte war die Fed Freundin und Retterin der Aktienmärkte, damit ist es jetzt vorbei." Bargeld könnte für eine Weile die Anlage der Wahl sein.

Für Aktienmärkte, aber auch für gemischte Mandate heißt das grundsätzlich erst einmal nichts Gutes. „Aktien und Anleihen fallen gleichzeitig“, sagt Bente. „Dieses Korrelationsverhalten könnte weiter Bestand haben.“ In der Portfolioausrichtung ist vor allen Dingen taktische Asset Allocation gefragt: Die Verabschiedung aus den Aktien- und gleichzeitig auch den Anleihenmärkten ist letztlich das Einzige, was das Kapital in einem solchen Umfeld wirklich schützt. „Da ist letztlich Cash mit seinem moderat niedrigen Negativzins zumindest temporär die beste Alternative und das scheint auch erst einmal so zu bleiben“, so Bente.

Zum wiederholten Male übertrafen die gemeldeten Inflationsdaten in den USA die Erwartungen, obwohl diese bereits hoch waren. „Das zeigt, dass die Marktteilnehmer die Nachhaltigkeit des Inflationsdrucks weiterhin unterschätzen“, sagt Bente. „Und das, obwohl derzeit die Basiseffekte eigentlich für eine Beruhigung der Inflation sprechen.“ Dabei kommt der Druck auf die Preise nicht nur aus einigen wenigen Sektoren, sondern aus der Breite. „Das Thema strukturelle Inflation ist also eines, mit dem sich dringend alle beschäftigen sollten“, sagt Bente.

Damit bleibt das übergeordnete Szenario einer durch die Fed ausgelösten Rezession aktuell. „Die Fed steht mit diesem Datenpunkt sehr unter Druck, eine restriktive Geldpolitik zu betreiben, möglicherweise sogar weiter restriktiver zu werden“, sagt Bente. Doch selbst wenn die Fed nicht noch einmal ihre Politik verschärft: Ein Nachlassen in der Restriktivität ist gänzlich ausgeschlossen.

Zudem kommt hier vieles zusammen: Die US-amerikanische Volkswirtschaft steht wegen Inflation und der restriktiven Haltung der Fed bereits vor der Rezession. Durch diesen Datenpunkt hat die Rezessionswahrscheinlichkeit nochmals zugenommen. „Die Fed kann jetzt nicht mehr so schnell zur Freundin der Aktienmärkte und der Konjunktur werden“, so Bente. „Sie kann aktuell nicht die Retterin sein, die sie die vergangenen zwei Jahrzehnte stets war, sobald es zu Problemen kam in der Konjunktur oder am Aktienmarkt.“ Die Fed hat derzeit ein anderes Problem zu bekämpfen: eine Inflation, die permanent oberhalb der Erwartungen liegt.

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