US-Notenbank Fed erhöht Leitzins deutlich

Zinskurve und Prozentzeichen
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Die hohe Inflationsrate zwingt die US-Notenbank zum Handeln. Sie erhöht ihren Leitzins ungewöhnlich rasch und deutlich. Schon bald dürften weitere Anhebungen folgen. Das könnte allerdings die Konjunktur eintrüben.

Zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate erhöht die US-Notenbank ihren Leitzins stark um 0,5 Prozentpunkte. Damit liegt der Zinssatz nun in der Spanne von 0,75 bis 1 Prozent, wie die Federal Reserve (Fed) am Mittwoch mitteilte.

Es war die zweite Erhöhung des Leitzinses seit Beginn der Corona-Pandemie – und der erste Anstieg um 0,5 Prozentpunkte seit 22 Jahren. Für gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben. Die jüngste Entscheidung des Zentralbankrats war von den Märkten weitgehend erwartet worden.

Die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, etwa mit Blick auf die Energie- und Lebensmittelmärkte, verstärkten den Inflationsdruck und dürften die Konjunktur belasten, erklärte die Fed. Auch die Corona-Lockdowns in China dürften für neue Probleme der globalen Lieferketten sorgen, was sich auf Inflation und Wachstum auswirken könnte. Der Zentralbankrat sei daher sehr auf die Inflationsrisiken fokussiert, hieß es weiter.

Teuerungsrate so hoch wie lange nicht

Die Fed steht derzeit unter großem Druck, denn die Teuerungsrate ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die anhaltend hohe Inflation schmälert die Kaufkraft der Verbraucher. Im März etwa waren die Preise gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,5 Prozent gestiegen.

Analysten rechnen in diesem Jahr daher noch mit weiteren Zinsschritten. Bis Jahresende könnte der Leitzins Beobachtern zufolge bei oder knapp über 2 Prozent liegen. Auch will die Fed ihre infolge der Corona-Notprogramme auf rund neun Billionen US-Dollar angeschwollene Bilanz nun rasch abbauen. Ab Juni sollen pro Monat jeweils auslaufende Anlagen im Wert von insgesamt 47,5 Milliarden US-Dollar (45 Mrd Euro) nicht erneuert werden, wie die Zentralbank ankündigte. Bis September soll die monatliche Summe demnach auf 95 Milliarden Dollar ansteigen. Das wird den Märkten weitere Liquidität entziehen.

Notenbankchef Jerome Powell hatte Ende April erklärt, das Ziel sei es, die Werkzeuge der Zentralbank so einzusetzen, dass sich Angebot und Nachfrage wieder anpassten und die Inflation zurückgehe. Die Konjunktur solle sich in einer Weise abkühlen, die nicht einer „Rezession“ entspreche. Der Balanceakt werde nicht einfach sein, sagte er. „Es wird eine große Herausforderung sein. Wir werden unser Allerbestes geben, um das zu erreichen“, versprach Powell.

Wirtschaftswachstum wird geschwächt

Erhöhungen des Leitzinses verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum. Für die Notenbank ist es daher ein gefährlicher Balanceakt: Sie will die Zinsen so stark anheben, dass die Inflation ausgebremst wird – ohne dabei gleichzeitig Konjunktur und Arbeitsmarkt abzuwürgen.

Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Inzwischen brummt die US-Wirtschaft wieder, die Arbeitslosenquote war zuletzt auf niedrige 3,6 Prozent gefallen.

Angesichts der hohen Teuerungsrate hatte die Fed im März den milliardenschweren Ankauf von Wertpapieren eingestellt und ihren Leitzins erstmals seit der Corona-Krise um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Eine Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte hatte es zuletzt vor 22 Jahren gegeben. Im Mai 2000 war der Zinssatz auf 6,5 Prozent gestiegen – kurz vor dem Platzen der Internet-Blase, deren Folgen ab 2001 zu einer Reihe von Absenkungen des Leitzinses führten. (dpa-AFX)

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