„Amazonisierung“ als Herausforderung

Die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der Finanzdienstleistungsunternehmen in Europa hängt maßgeblich davon ab, ob sie die richtigen Antworten auf den Trend zu integrierten Plattformen finden. Analog zur wachsenden Dominanz von Anbietern wie Amazon im Handel werden auch Kapitalverkehr, Geldanlage und Versicherungen künftig zum Großteil über integrierte Plattformen abgewickelt.

Worauf diese Amazonisierung beruht und was aus ihr folgt, zeigt die Studie „Amazonisation is the future of Financial Services“, die die Beratungsgesellschaft PwC im Auftrag von Luxembourg for Finance erstellt hat.

Europäischer Finanzsektor an Wettbewerbsfähigkeit verloren

Demnach hat der Finanzsektor in Europa in den Jahren seit der Finanz- und Wirtschaftskrise im globalen Vergleich stark an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Zudem stellt die Amazonisierung eine neue Herausforderung dar. Finanzdienstleister, die darauf nicht angemessen reagieren laufen Gefahr, den Zugang zum Kunden zu verlieren.

Denn Kunden werden bei Finanzfragen künftig im zunehmenden Maße auf integrierten Plattformen nach Lösungen suchen, Produkte vergleichen und dann den Vertrag abschließen, der am besten zu ihren Bedürfnissen passt. Vor dieser Herausforderung stehen sämtliche Bereiche des Sektors, von Banken über Asset Manager, Versicherungen oder Zahlungsdienstleistern.

Europas Banken müssen sich zügig zu Anbietern entwickeln, die ihren Kunden alle erforderlichen Lösungen aus einer Hand bieten könnten und dabei die eigene Produktpalette mit Innovationen von Dritten verbinden, so eine der in der Studie entwickelten Handlungsempfehlungen.

Technologie- und Marktführer werden Dominanz ausbauen

Im Asset Management werden Kunden künftig noch besser und einfacher die einzelnen Produkte und die Manager sowie deren Leistung miteinander vergleichen können. Zusammen mit den wachsenden Anforderungen aus der Regulierung wird das die Position der Markt- und Qualitätsführer im jeweiligen Segment weiter stärken.

Versicherungen stehen laut der Studie vor der Aufgabe, ihren Kunden neben Transparenz hinsichtlich von Konditionen und Leistungen insbesondere flexibel abrufbare und an der tatsächlichen Nutzungszeit orientierte Tarife zu bieten.

Im Zahlungsverkehr wird der Druck auf etablierte Anbieter durch neue aggressive Wettbewerber aus dem Lager der FinTechs und den verstärkten Einsatz von künstlicher Intelligenz hoch bleiben. Das gilt im besonderen Maß für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr.

Neben der Herausforderung durch die Amazonisierung identifiziert die Studie die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten auf allen Ebenen und der Weg zu einem multipolaren Finanzsystem in Europa als Folge des Brexit als weitere grundlegende Entwicklungen, die maßgeblich für die Zukunft des Finanzdienstleistungs-Sektors sind.

Europa mit guter Ausgangsposition bei Nachhaltiger Geldanlage und Finanzierung

Die Milleninals, also die von Anfang der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre Geborenen, werden innerhalb der kommenden Jahre aufgrund des eigenen Einkommens und insbesondere durch Erbschaften und Vermögensübertragungen zur wesentlichen Nachfragegruppe bei Kapitalanlagen.

Diese Generation wird stärker als zuvor auf Asset Manager setzen, die überzeugende Lösungen bieten, die Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards (ESG) in die Anlageentscheidung zu integrieren. Entsprechend ausgerichtete Produkte werden somit immer mehr zum Muss.

 

Seite 2: Was der Klimawandel mit den Finanzsystemen zu tun hat

1 2Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments