Handelskonflikt: US-Sanktionen könnten weitreichende Folgen für Huawei und die Tech-Branche haben

Die US-Sanktionen gegenüber dem chinesischen Telekommunikationsausrüster Huawei könnten der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments zufolge weitreichende Folgen für das Unternehmen und die Branche haben. „Werden die US-Exportkontrollen nicht aufgehoben, könnte Huawei im Übertragenen Sinne die Todesstrafe drohen“, sagt Paul Wick, Portfoliomanager des Threadneedle (Lux) Global Technology, in seinem Kommentar.

Er verweist auf den Fall des ebenfalls chinesischen Telekomausrüsters ZTE. Dieser hatte Sanktionen der USA gegenüber dem Iran verletzt, war daher mit Exportbeschränkungen belegt worden und schließlich für drei bis vier Monaten ins Stocken geraten, bis die Sanktionen aufgehoben wurden.

China sollte an Einigung gelegen sein

Doch der Experte sieht im aktuellen Fall mehr Spielraum als damals. Denn zum einen sei Huawei deutlich größer als ZTE. „Daher dürfte der Schaden für US-Elektronikunternehmen und die vielen Dienstleister, die für Huawei arbeiten, viel größer sein“, sagt Wick. Zum anderen sollte auch China an einer Einigung gelegen sein.

„Die USA haben in Bezug auf Zölle gewissermaßen den roten Knopf gedrückt. Daher dürfte Chinas Motivation hoch sein, die verfahrene Situation im Hinblick auf den Handel und intellektuelles Kapital zu lösen.“ Insofern blickt Columbia Threadneedle langfristig optimistisch auf die Chipindustrie.

Für den Fall, dass eine Lösung dennoch auf sich warten lasse, rechnet Wick mit Folgen auch für andere Unternehmen aus der Branche. „Sollten die Sanktionen deutlich verlängert werden oder gar von Dauer sein, wird dies wahrscheinlich die weltweite Einführung der 5G-Technologie hemmen“, schreibt er. 5G ist der neue weltweite Standard für mobiles Internet und Telefonie, der aktuell in den Startlöchern steht. „Dies würde entsprechenden Zulieferern wohl mittelfristig schaden.“

Die Technologiebranche hat bereits reagiert

Die Erhöhung der US-Zölle auf chinesische Importe sind Columbia Threadneedle zufolge nicht ausschlaggebend für die Branche. „Wir denken, dass die Auswirkungen der höheren Zölle auf Elektronikunternehmen minimal sein werden, denn für die Elektronikbranche lagen die Sätze schon vorher bei 25 Prozent“, sagt Wick.

Zudem habe die Branche reagiert, indem sie Produktionsstätten von China in andere asiatische Länder wie Thailand, Vietnam, Malaysia, Taiwan, die Philippinen und Kambodscha verlegt habe. In anderen Fällen sei keine Verlagerung notwendig gewesen, weil die Hauptabnehmer der Produkte in China beziehungsweise außerhalb der USA beheimatete seien.

Für Stockpicker sieht Wick derzeit eine Vielzahl interessanter Anlagemöglichkeiten im Technologiebereich. Dazu gehöre Total System Services, aus deren Fusion mit Global Payments zahlreiche Synergien entstehen dürften. Zudem habe der Portfoliomanager kürzlich eine neue Position in Booking Holdings eröffnet. „Das Unternehmen hat für das erste Quartal erwartungsgemäße Ergebnisse geliefert, aber der Markt hat dies nicht belohnt“, begründet er.

Wo ein Investment lohnt

Zudem kaufe das Unternehmen pro Quartal eigene Aktien im Umfang von rund 2,5 Milliarden Dollar zurück, so dass allfällige Kursschwächen vorübergehend sein sollten. Ein weiteres interessantes Unternehmen sei Teradyne, die ihre Gewinnerwartungen zuletzt übertroffen und angehoben haben. Hohe Margen, anhaltend starke Nachfrage und verbesserter Zugang zu liquiden Mitteln wirkten als positive Treiber.

Lam Research und Applied Materials dürften unterdessen die Talsohle beim Umsatz durchschritten haben. Zudem sei Infineon Technologies einen Blick wert – wegen der geplanten Übernahme von Cypress Semiconductor.

 

Foto: Shutterstock

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