Handelskrieg lässt chinesische A-Aktien kalt

Angesichts eskalierender Handelskonflikte und zunehmender geopolitischer Spannungen im ersten Halbjahr sieht sich die Weltwirtschaft mit wachsenden Risiken konfrontiert. Die Renditekurve bei amerikanischen Staatsanleihen flacht ab, die Konsumneigung in Japan ist schwach, der Preisauftrieb in Europa gedämpft, und die Rohstoffpreise schwanken. Ein Kommentar von Tobias Krause, Kapitalmarktexperte bei Fidelity International.

Vor diesem Hintergrund ist eine geldpolitische Lockerungstendenz im zweiten Halbjahr nicht weiter verwunderlich. In China sind zudem weitere monetäre und fiskalische Impulse zu erwarten, da sich die Konjunktur im Reich der Mitte abschwächt.

Langfristig stärkerer Kapitalzufluss erwartet

Trotz des Gegenwinds aus der Wirtschaft sind wir für den chinesischen A-Aktienmarkt, also Aktien, die in Shanghai und Shenzhen notieren, weiter zuversichtlich. Viel spricht für einen auf längere Sicht stärkeren Kapitalzufluss, der diesem Aktiensegment zugutekommen wird. Die Weichen dafür dürften diverse Maßnahmen für den Finanzmarkt stellen.

Dazu gehören unter anderem die Aufhebung der so genannten „Qualified Foreign Institutional Investors (QFII)“ und „RMB Qualified Foreign Institutional Investors“-Anlagebeschränkungen. Darüber hinaus verbessern Initiativen wie Shanghai-London Stock Connect und der kürzlich erfolgte Startschuss für das Innovationssegment für Wissenschaft und Technologie an der Börse Shanghai, kurz STAR Market, den Zugang zum chinesischen Markt.

Verbreitung einheimischer Produkte hält sich in Grenzen

In einzelnen Branchen werden chinesische Unternehmen daran arbeiten, wegen der Handelsverbote ihre Abhängigkeit von Technologie aus dem Ausland zu verringern. Die Initiative zu ergreifen, um die technologische Entwicklung eigenständig voranzutreiben, ist zweifellos der Trend der Zukunft. Die chinesische Halbleiterindustrie hat erheblichen Entwicklungsspielraum, um Größenvorteile zu erzielen.

Denn bisher hält sich die Verbreitung heimischer Produkte noch sehr in Grenzen. Chinesischen Unternehmen werden sich in der Chipindustrie bessere Wachstumschancen bieten, da die lokale Mobilfunkbranche immer unabhängiger von Chips aus den USA wird. Interessantes Potenzial sehen wir auch für Industrieroboter.

Der Marktanteil chinesischer Marken ist nach wie vor recht gering. Daneben konzentrieren wir uns weiter auf die Konsumbranche, deren Ausblick ich günstig einschätze, und auf Anlagechancen, die sich aus dem Strukturwandel der chinesischen Wirtschaft ergeben.

Gewinnwachstum je Aktie von 11,6 Prozent erwartet

Bei A-Aktien wird in diesem Jahr mit einem Gewinnwachstum je Aktie von 11,6 Prozent gerechnet. Darin spiegelt sich die stärkere Dynamik chinesischer Firmen verglichen mit ihrer großen internationalen Konkurrenz etwa aus den USA, Europa und Japan wider. Was die Bewertung anbelangt, so liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit 12,5 basierend auf künftigen Gewinnen nach wie vor unter dem globalen Durchschnitt und den Vergleichszahlen für die großen Auslandsmärkte.

 

Foto: Shutterstock

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