Wo die Mietpreise europaweit am stärksten steigen

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Der HousingAnywhere International Rent Index Report für das vierte Quartal 2021 zeigt einen anhaltenden Trend bei steigenden Mieten für alle Unterkunftsarten (Wohnungen, Einzelzimmer und Studio-Apartments). Welche Regionen die größten haben.

Dabei verzeichnen Wohnungen den größten Anstieg, wobei Studio-Apartments ebenfalls nachziehen. Im Vergleich zu den Vorjahrespreisen, zeigt sich hier ein erheblicher kumulierter jährlicher Zuwachs. Am auffälligsten ist dies bei den Wohnungen in Berlin mit einem rapiden Preisanstieg von fast 40 Prozent im Vergleich zum vierten Quartal 2020.

„Die Städte konkurrieren um Talente, während die Talente um Wohnraum konkurrieren“, sagt Djordy Seelmann, CEO von HousingAnywhere. „Dies erfordert die Zusammenarbeit aller Akteure wie Kommunen, Universitäten, Immobilienunternehmen und Technologieanbieter, um sowohl kurz- als auch langfristige Lösungen für die Wohnungskrise in Deutschland und Europa zu finden. Wir müssen hier gemeinsam tätig werden, damit globale Talente ihre internationalen Ausbildungs- und Karrierepläne nicht aufschieben oder sogar absagen müssen, weil sie keine geeignete Unterkunft finden.“

Trotz Regulierungsversuchen: Wohnen in deutschen Großstädten wird teurer

Die bloße Regulierung der Mietmärkte mit Hilfe von Mietobergrenzen und Verordnungen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bringt nicht die gewünschten Ergebnisse. Dies zeigt sich auch an der Gegenreaktion, die Berlin nach der Abschaffung des Mietendeckels Anfang dieses Jahres erlebt hat. Wieder einmal diktiert der Mangel an verfügbarem und zugänglichem Wohnraum die Preise, was zu einem Anstieg der Wohnungsmieten um fast 40 Prozent geführt hat.

Somit stehen deutsche Großstädte weiterhin an der Spitze der Top-5-Städte, in denen die Wohnungsmieten im Jahresvergleich am stärksten gestiegen sind. Dabei liegen Berlin und Hamburg mit einem Anstieg der Wohnungsmieten im Jahresvergleich um 39,47 Prozent und 21,3 Prozent noch vor Reykjavík (20,43 Prozent), gefolgt von Wien (16,74 Prozent) und Mailand (14,45 Prozent).

Zudem verzeichnen gleich drei Städte in Deutschland die höchsten Anstiege der Mieten für Studio-Apartments im Vergleich zum Vorquartal. Dabei kämpft München an der Spitze mit einem Anstieg um 14,77 Prozent, gefolgt von Berlin (9,11 Prozent) und Hamburg (6,63 Prozent). Unter den Top-5-Städten, in denen die Einzelzimmermieten im Vergleich zum vorhergehenden Quartal am stärksten gestiegen sind, sichern sich Hamburg mit 9,36 Prozent und Berlin mit 9,13 Prozent im Vergleich zum Vorquartal die obersten Ränge der teuersten europäischen Städte. Paris (5,38 Prozent) folgt erst auf Platz vier, nach Turin (6,24 Prozent) und vor Mailand (5,25 Prozent). 

Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage scheint in europäischen Städten für jegliche Immobilientypen zu gelten – fast alle sind im Vergleich zum Vorjahr teurer geworden. Die Preise für Wohnungen sind in allen einbezogenen europäischen Städten gestiegen, jedoch werden auch für Studio-Apartments in allen Städten außer Den Haag deutliche Zuschläge fällig. Wer ein Einzelzimmer mieten möchte, zahlt in  allen Städten außer Den Haag und Helsinki besonders viel drauf. Dies deutet darauf hin, dass die Wohnungsknappheit keineswegs ein Problem einer bestimmten Stadt oder eines Landes ist, sondern ein gesamteuropäisches und möglicherweise globales Problem darstellt.

Verfügbarkeit, Erschwinglichkeit und Zugänglichkeit

„Wir sehen die Verfügbarkeit, Zugänglichkeit und Erschwinglichkeit als Grundlage für ein nachhaltigeres Mietökosystem“, sagt Seelmann. „Kurzfristige Erleichterungen wie Mietobergrenzen und andere Vorschriften sind nicht nachhaltig und können langfristig sogar kontraproduktiv wirken, weil sie das Risiko von Investitionen in Wohnungen erhöhen. Dies kann sich wiederum negativ auf die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit auswirken. Der Mietmarkt braucht eine stärkere, langfristige Vision, um ein „Triple-A-Rating“ (Availability, Affordability und Accessibility) zu erreichen.“

Verfügbarkeit wird durch die Sanierung bestehender sowie den Bau neuer Immobilien geschaffen, aber auch durch den Schutz des Wohnungsbestands und die Verhinderung seiner Nutzung für den touristischen Mietmarkt. Erschwinglichkeit kann durch ein vielfältiges Angebot für unterschiedliche finanzielle Situationen angestrebt werden, um Vielfalt und Integration zu gewährleisten. Zugänglichkeit wird hingegen durch die Berücksichtigung von Aspekten, die über die direkten finanziellen Attribute hinausgehen – wie beispielsweise der Zugang zu Wahlmöglichkeiten, die Transparenz von Mietinformationen, die Infrastruktur, Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Kultur sowie die Besonderheiten von einzelnen Stadtvierteln und ihren Gemeinschaften – gefördert.

Ein Blick auf die wichtigsten Trends auf den Mietmärkten im vergangenen Jahr zeigt deutliche Verbesserungsmöglichkeiten. Die kommunalen Beschränkungen und Sanktionen, die in mehreren europäischen Städten eingeführt wurden, scheinen den Bau neuer Wohnungen und das Angebot an Mietwohnungen (Verfügbarkeit) gebremst zu haben, was zu noch höheren Mietpreisen als im Vorjahr geführt hat. Der Wohnungsbestand, der nach den Lockerungen der COVID-bedingten Reisebeschränkungen wieder auf dem Markt für kurzfristige Ferienvermietungen angeboten wurde, hat ebenfalls dazu beigetragen, die Wohnungsknappheit zu verstärken und die Preise in die Höhe zu treiben (Erschwinglichkeit). Darüber hinaus arbeiteten die Akteure des Vermietungsmarktes in Silos und vernachlässigten die umfassenden sozialen Auswirkungen des Wohnungsmangels (Zugänglichkeit).

Bei den Trends für das Jahr 2022 erwarten wir einige kleine Veränderungen hin zum Besseren. Angeregt durch die anhaltende Ungewissheit könnten Anfang 2022 kurzfristige Vermietungen zu mittel- bis langfristigen Beständen zurückkehren, was den Mangel an Mietwohnungen vorübergehend lindern kann (Verfügbarkeit). Dennoch bedarf es Maßnahmen von Regierungen und Gemeinden, um die Verfügbarkeit dieser Immobilien zu erhalten, auch nachdem die Beschränkungen wieder gelockert werden. Infolge der gescheiterten Marktregulierungen des vergangenen Jahres könnten die Kommunen motiviert sein, Maßnahmen mit einem ausgewogeneren Verhältnis zwischen Sanktionen und Anreizen einzuführen, um dadurch die Mietpreise zu stabilisieren (Erschwinglichkeit). Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre könnten die Akteure des Mietmarktes geneigt sein, ihre Kräfte zu bündeln, um gemeinsame Werte und soziale Auswirkungen zu schaffen (Zugänglichkeit).

Aktuelle Mietpreistabellen

Durchschnittlicher Mietpreis nach Unterkunftsart und Stadt im Quartals- und Jahresvergleich ab Q4 2020:
https://public.tableau.com/app/profile/julian7960/viz/rent_price_de_2019q4_view4/Allcitylinedashboard

Durchschnittlicher Mietpreis nach Unterkunftsart und Stadt im Jahresvergleich (Q4 2020 und Q4 2021):
https://public.tableau.com/app/profile/julian7960/viz/rent_price_de_2019q4_view3/Barchartdashboard 

Durchschnittlicher Mietpreis nach Unterkunftsart und Stadt sowie prozentuale Veränderung im Quartals- und Jahresvergleich:
https://public.tableau.com/app/profile/julian7960/viz/rent_price_de_2019q4_view1/Tableoverviewdashboard 

Durchschnittlicher Mietpreis pro Quadratmeter nach Unterkunftsart und Stadt:
https://public.tableau.com/app/profile/julian7960/viz/rent_price_de_view6/Tableoverviewdashboard 

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