Geht der Immobilien-Boom in die Verlängerung?

REA Geschäftsführer Ulrich Kehle Porträt
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Ulrich Jehle, REA

Das erste Halbjahr am Immobilienmarkt lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: stark steigende Zinsen und ein nahezu gleichgültiger Markt. Doch wie geht es im zweiten Halbjahr weiter? Ulrich Jehle, Geschäftsführer der Real Estate & Asset Beteiligungs GmbH (REA), wagt einen Ausblick auf Preise, Lage am Bau und die besondere Situation der Bestandsimmobilien.

Beim Fußball ist kurz vor der Halbzeit oftmals die spannendste Phase des Spiels: Trainer denken bereits alle Optionen für die Pause durch und überarbeiten den Matchplan. Auch wenn es um die Geldanlage geht, geben uns die Wochen im Frühsommer die Gelegenheit für eine Halbzeitbilanz und daraus abgeleitet auch einige Strategie-Anpassungen. Dieses Jahr wird auch am Immobilienmarkt als Jahr der Zeitenwende in die Geschichte eingehen. Schon im Dezember 2021 hatten sich die Zinsen nach oben entwickelt. Binnen rund sechs Monaten haben sich die Zinsen zehnjähriger Immobiliendarlehen mitunter verdreifacht.

Für den Markt ist eine solche Entwicklung selbstverständlich nicht ohne: Wenn Zinsen steigen, wird es teurer, Immobilien mit Fremdkapital zu finanzieren. Was bei professionellen Anlegern zu Anpassungen der Investment-Strategie führt, trifft Privatanleger und junge Familien hart: Zwischen gerade noch bezahlbar und außerhalb jeder Reichweite liegen für viele Immobilienkäufer bei Objekten in derselben Preisklasse nur die ersten sechs Monate des Jahres 2022.

Wie der Markt auf die Zinsen bisher reagiert hat, ist schon ein erstes Indiz dafür, wie es im zweiten Halbjahr weitergehen könnte. Die großen Preisstürze sind bislang ausgeblieben. Makler berichten aber davon, dass sich inzwischen weniger Menschen für Objekte interessieren und dass Häuser und Wohnungen mitunter länger zu haben sind. Diese Entwicklungen sind gesund – schließlich sollte die Entscheidung für eine Immobilie wohlüberlegt sein. Auch wenn die Preise teilweise moderater ausfallen, als noch vor Monaten und eine gute Ausstattung heute gefühlt nicht mehr für deutliche Preisaufschläge genutzt wird, sind Immobilien wegen der steigenden Zinsen noch weniger erschwinglich geworden. Diese Gemengelage spricht dafür, dass die Immobilienpreise in den kommenden Monaten auf hohem Niveau stagnieren werden.

Da der Bau von Materialknappheit und schwieriger Kalkulation gezeichnet ist, dürfte das Angebot an Immobilien mittelfristig auch nicht stärker steigen. Profitieren könnten davon Bestandsimmobilien, die Käufern eine solide Substanz und vor allem Planbarkeit versprechen. Doch Vorsicht! Die politischen Maßnahmen, um Vermieter an Heizkosten zu beteiligen und auch die steigenden Anforderungen an energetische Sanierungen, könnten bei bislang schlecht bewirtschafteten Immobilien zu einem Bumerang werden.

Professionelle Investoren und Vermieter, wie die Real Estate & Asset Beteiligungs GmbH, setzen seit Jahren auf sinnvolle Maßnahmen zur Bewirtschaftung von Immobilien. Auch wenn energetische Sanierungen noch vor Jahren nicht direkt große Renditen versprochen haben, zahlen sich die Investitionen doch auf der Langstrecke aus. Manchmal dauert ein Spiel eben länger als 90 Minuten.

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