Lebensversicherer: Fitch-Daumen bleibt unten

Die Bonitätswächter von Fitch Ratings bleiben pessimistisch für die deutschen Lebensversicherer. Trotz deutlich verbesserter Finanzergebnisse im vergangenen Jahr bleibt der Ausblick für die Sparte negativ. Die Analysten monieren unter anderem strukturelle Neugeschäftsschwäche und einseitiges Prämienwachstum.

Tim Ockenga, Fitch Ratings
Tim Ockenga, Fitch Ratings

„Der negative Ausblick spiegelt Unsicherheiten bezüglich der Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Erholung sowie die Gefahr von Rückschlägen an den internationalen Kapitalmärkten wider“, sagt Tim Ockenga, Senior Director im Versicherungsbereich bei Fitch Ratings. Darüber hinaus sehe Fitch das derzeitige Niedrigzinsumfeld im Hinblick auf die vergebenen Garantien in den Lebensversicherungsverträgen in Höhe von durchschnittlich 3,4 Prozent als größte Herausforderung der Branche an.

Der starke Anstieg der gebuchten Bruttobeiträge im vergangenen Jahr resultiere vor allem aus dem Einmalbeitragswachstum, das sich 2009 beinahe verdoppelt hat. Nach Ansicht von Fitch ist dieser Schub zum Großteil auf eher kurzfristige Kapitalisierungsgeschäfte zurückzuführen. In Zukunft dürfte die Prämienentwicklung einzelner Gesellschaften und der Branche insgesamt wesentlich volatiler ausfallen, so die Rating-Agentur.

Zudem erwartet Fitch, dass die Stornoquote der Branche 2009 auf etwa 6,3 Prozent (2008: 5,5 Prozent) angestiegen ist. Damit leiden nach Ansicht der Agentur viele deutsche Lebensversicherer weiter unter einer strukturellen Neugeschäftsschwäche.

Ferner machen hohe reguläre Bestandsabläufe in den kommenden Jahren ein umsichtiges Cash-Flow- und Liquiditätsmanagement noch notwendiger. Als Folge der aufgezeigten Entwicklungen gehen die Analysten davon aus, dass Differenzierung und Konsolidierung in der Branche, ähnlich wie in den Jahren 2002/03 nach der letzten Börsenkrise, weiter zunehmen werden.

Positiv bewerten die Analysten, dass die deutschen Lebensversicherer 2009 in erheblichem Ausmaß von der Erholung an den internationalen Kapitalmärkten profitiert haben. Neben einem Anstieg der Nettoverzinsung auf leicht über vier Prozent (2008: 3,4 Prozent) erwartet Fitch deutlich angestiegene ausgewiesene Bewertungsreserven in Höhe von über 2,5 Prozent der Kapitalanlagen (2008: 1,5 Prozent). Allerdings weist die Agentur darauf hin, dass ein Großteil der positiven Bewertungsreserven auf das gegenwärtige Niedrigzinsumfeld zurückzuführen ist. (hb)

Fotos: Fitch Ratings, Shutterstock

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