Versicherungstarife: Wie Vermittler Haftungsrisiken vermeiden

Ratings und Scorings, die sich ausschließlich auf die Assekuranz spezialisiert haben, berücksichtigen die Sicht der Versicherungsnehmer und die Besonderheiten in der Bilanzierung von deutschen Versicherern.

Zweistufiger Auswahlprozess

Durch die zunächst vorgenommene Betrachtung der Versicherungsunternehmen dürfte sich in den meisten Fällen der Umfang der noch infrage kommenden Tarife verkleinern. Ein zweistufiger Prozess mit der ersten Stufe der Unternehmensauswahl und einer zweiten Stufe der Tarifauswahl bietet sich an.

Grundsätzlich vereinfacht eine Vorauswahl der Produkte den gesamten Prozess der Produktauswahl. Eine Vorauswahl kann beispielsweise jährlich erfolgen. Sie ermöglicht es, den Kreis der infrage kommenden Tarife auf eine kleine Best-off-Auswahl von Tarifen einzugrenzen und erfolgt übergeordnet, nicht individuell je Kunde.

Auf Ebene der Unternehmensauswahl ist ohnehin keine Berücksichtigung kundenindividueller Anforderungen nötig. Auf Ebene der Tarife kann eine Vorauswahl auf Basis von allgemein als für den Kunden vorteilhaft angesehener Regelungen, Optionen und Kalkulationen erfolgen.

Welcher der vorausgewählten Tarife für den jeweiligen Kunden der passende ist, ermittelt der Vermittler später aufgrund der Analyse beim Kunden und dessen individuellen Wünschen. Das Vorgehen der Produktvorauswahl wurde bereits im Zusammenhang mit der Umsetzung der EU-Vermittlerrichtlinie für Versicherungsmakler empfohlen.

Bei der Selektion der bestmöglichen Tarife offenbart sich eine ähnliche Situation wie bei der Beurteilung eines Versicherungsunternehmens – eine Auswahlentscheidung ohne die Zuhilfenahme externer Vergleiche, Bewertungen oder Analysen ist kaum möglich.

Auch hier gilt es, auf Angebote zurückzugreifen, die nachvollziehbar sind und klar erkennen lassen, welche Parameter in die Bewertung eingeflossen sind und wie sich die Bewertung zusammensetzt. Letztendlich muss der Vermittler in der Lage sein, sich ein eigenes Bild auf der Basis fachlicher Kriterien zu machen.

Bei der Zuhilfenahme externer Produkt- und Unternehmensbewertungen gibt es unterschiedliche Bewertungsverfahren am Markt, die sich in der Bewertungssystematik und ihren Anwendungsbereichen unterscheiden. Das bekannteste und am weitesten verbreitete Bewertungsverfahren ist das Rating.

Charakteristisch ist die Darstellung der Rating-Bewertung durch nicht numerische Symbole, wie Buchstaben (z.B.: AAA), Schulnoten oder Sterne. Die Bewertung umfasst ein weites Spektrum der betrachteten Datenmenge.

In die Bewertung fließen einerseits quantitative Daten ein, die sich eindeutig durch einen Größenwert bewerten lassen. Andererseits wird auf die Bewertung von qualitativen Daten, die Güteaspekte betrachten, die nicht immer eindeutig zu werten sind, nicht verzichtet. Der große Umfang der Datenmenge des Ratings ist ein Vorteil dieses Bewertungsverfahrens, was sich aus diesem Grund gut für die Bewertung komplexer Produkte und Untersuchungsobjekte eignet.

Ratings oft unzureichend

Kritisch zu betrachten ist bei einer Vielzahl von Ratings, dass die Anforderung an ein transparentes Bewertungsverfahren, was zudem die Nachvollziehbarkeit der Bewertung ermöglicht, indem sämtliche bewertungsrelevante Kriterien und Aspekte offengelegt werden, oft nicht erfüllt wird. Wer auf Anbieter von Ratings zurückgreift, sollte das Verfahren nachvollziehen und fachlich bewerten können.

Seite vier: Scoring als Produktbewertung

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