Naturgefahren: Versicherungswirtschaft fordert Informationsoffensive

Die deutsche Versicherungswirtschaft will die Bürger stärker über Naturgefahren, wie Hochwasser und Starkregen aufklären. Dazu fordert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) den Bund und die Länder zur Mithilfe auf. Eine Pflichtversicherung stößt beim GDV weiter auf Ablehnung.

Das Blaue Wunder, eines der Wahrzeichen Dresdens, stand im Juni 2013 inmitten einer Wasserlandschaft.

Neben der Politik rief GDV-Präsident Dr. Alexander Erdland auch Verbraucherschützer und Wasserwirtschaft dazu auf, sich an einem bundesweiten Naturgefahrenportal und einer nationalen Informationskampagne für die Bevölkerung zu beteiligen. Ziel sei es, die Menschen aktiv über ihr individuelles Risiko zu informieren, sagte Erdland gestern anlässlich der Naturgefahrenkonferenz der deutschen Versicherer in Berlin.

Im Zusammenhang mit Überschwemmungen werde das Risiko von der Bevölkerung häufig unterschätzt. Tatsächlich seien bei der jüngsten großen Flut im vergangenen Jahr 85 Prozent der Schäden weitab großer Flüsse entstanden, erklärte Erdland. Auslöser waren demnach anhaltende Regenfälle. Eine Studie von führenden Klimaforschern und Versicherern zeige, fuhr der GDV-Präsident fort, dass sich Hochwasserschäden bis zum Ende dieses Jahrhunderts verdoppeln oder gar verdreifachen könnten.

GDV: Pflichtversicherung verhindert Anreiz zur Prävention

Dem Vorwurf, dass Bewohner in Risikogebieten oftmals keinen Versicherungsschutz erhielten, trat Erdland entgegen. So böten die deutschen Versicherer „für nahezu alle Gebäude“ Versicherungsschutz gegen Hochwasser. „Es mangelt nicht an Angeboten, eher an der Nachfrage“, so Erdland. Bislang sei nur jedes dritte Haus gegen Überschwemmungen versichert.

Gleichwohl wehrt sich der GDV auch weiterhin gegen die Einführung einer Pflichtversicherung. Die Erfahrung in Großbritannien habe gezeigt, so Erdland, dass durch eine Pflichtversicherung der Anreiz für Eigenvorsorge und Prävention verloren gehe. „Wenn jeder Schaden in jedem Fall ersetzt wird, bleiben staatlicher und individueller Hochwasserschutz auf der Strecke. Die Folge: Schäden nehmen zu, Versicherungsbeiträge steigen.“

Zudem käme die Pflichtversicherung für den Verband einem „Freibrief“ gleich, weiter in hochwassergefährdeten Gebieten zu bauen. Nicht zuletzt würde die Pflichtversicherung den Steuerzahler kaum entlasten, heißt es. Denn die Wiederherstellung der öffentlichen Infrastruktur, die traditionell nicht versichert, aber besonders kostenträchtig sei, mache staatliche Hilfspakete unumgänglich.

Wirkungsvoller als eine Pflichtversicherung ist es laut GDV daher, die Folgen einer Katastrophe möglichst gering zu halten. Für Schäden, die sich trotz Schutzmaßnahmen nicht vermeiden ließen, sollte die Versicherungsdichte auf freiwilliger Basis erhöht werden. „Der beste Schutz der Menschen sind Prävention und Versicherung zusammen“, so Erdland. In Deutschland beschäftigt sich Ende Juni die Justizministerkonferenz wieder mit der Frage einer Pflichtversicherung. (lk)

Foto: GDV

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