Garantiezins-Debatte: BdV sieht Prioritäten falsch gesetzt

Der Bund der Versicherten (BdV) ist gegen eine Senkung des Garantiezinses in der Lebensversicherung von 1,25 Prozent auf 0,9 Prozent ab 2017. Dringender sei eine Lockerung der gesetzlich vorgeschriebenen „überzogenen Reservebildung“, teilte der BdV am Dienstag mit.

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BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein: „Gerade bei Tarifen mit neuartigen Garantien stützen sich die Versicherer auch heute schon zuweilen auf Rechnungszinsen weit unterhalb der 1,25 Prozent.“

„Eine weitere Senkung des Höchstrechnungszinses führt nur zu einer weiteren Schwächung der Garantien, ohne dass dies einen echten Effekt auf die Stabilität der Unternehmen hat“, sagte BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein zum Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMF). Belastender als der Garantiezins für Neuverträge seien für die Unternehmen derzeit die gesetzlichen Vorgaben zur Reservebildung, die so genannte Zinszusatzreserve.

Kleinlein gegen „überzogene“ Reservebildung der Versicherer

Die Verbraucherschützer halten die verordnete Reservebildung für überzogen, da dadurch die Überschussbeteiligung und damit die Kundenansprüche „massiv“ geschmälert würden. „In den Reserven der Versicherer schlummern etwa 70 Milliarden, die eigentlich der Überschussbeteiligung der Versicherten zugeführt werden sollten“, so Kleinlein. Der BdV unterstütze daher seit längerem einen Vorstoß der Deutschen Aktuarvereinigung, der für eine angemessene Reservebildung sorgen würde.

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Angesichts der derzeit von den Lebensversicherer erzielten Kapitalerträgen, von oft weit über 3 Prozent, sei eine Senkung des Höchstrechnungszinses auch nicht notwendig, argumentiert der BdV.

BdV: Unterschreiten des Höchstrechnungszins schon heute erlaubt

Der Höchstrechnungszins, auch unter dem Begriff Garantiezins geläufig, legt fest, mit welchem Zinssatz die Lebensversicherungsunternehmen höchstens kalkulieren dürfen. Ein Unterschreiten des Höchstrechnungszins ist laut BdV auch heute schon erlaubt. „Gerade bei Tarifen mit neuartigen Garantien stützen sich die Versicherer auch heute schon zuweilen auf Rechnungszinsen weit unterhalb der 1,25 Prozent“, so Kleinlein.

Am Vortag hatte sich auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft gegen die Pläne des BMF gestellt. (lk)

Foto: Christof Rieken

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