Renten: Wo Deutschland, Österreich und die Schweiz nachlegen müssen

Nicht nur die Deutschen sorgen sich um ihre Rente. Auch die Österreicher und Schweizer tüfteln an stabilen, öffentlichen Finanzen. Alle drei Länder steuern auf das gleiche Problem zu: den steigenden Ausgaben durch die alternde Gesellschaft. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Kooperation mit Avenir Suisse und der Industriellen Vereinigung aus Österreich zeigt, wo die Länder nachbessern müssen.


Wie sich eine alternde Gesellschaft auf jeden Einzelnen auswirkt, zeigt ein Blick auf die Lohnabrechnung: 18,6 Prozent des Bruttoeinkommens fließen in Deutschland direkt in die Rentenversicherung, in Österreich sind es sogar knapp 23 Prozent. Dafür gibt Österreich in diesem Bereich auch mehr aus: Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) betragen die Ausgaben für die Pensionen 14 Prozent, in Deutschland liegt die Quote bei knapp zehn Prozent.

Österreicher und Schweizer bauen Schulden ab

In Deutschland sorgt die sogenannte Rentenanpassungsformel dafür, dass sich Einnahmen und Ausgaben in der gesetzlichen Rentenversicherung automatisch ausgleichen. Dadurch entstehen zwar keine Schulden, aber der Beitragssatz muss immer wieder angehoben werden: Bis 2060 in Deutschland vermutlich auf rund 24 Prozent. Dann müssen Beitragszahler ein Viertel des Einkommens direkt an den Staat abführen.
Österreich geht einen anderen Weg: Hier ist der Beitragssatz festgelegt. Sind die Ausgaben höher, springt der Staat ein. In vierzig Jahren werden die Staatsausgaben deshalb deutlich höher sein als die Einnahmen. Die effektive Verschuldung würde auf 309 Prozent des BIP anwachsen – der Staat müsste 1.190 Milliarden Euro zurücklegen, um das zu verhindern und gleichzeitig die Zinsen der derzeitigen Verschuldung zahlen zu können. Ähnlich ist die Lage in der Schweiz: Bleibt die jetzige Gesetzeslage bestehen, müssten die Schweizer Rücklagen in Höhe von knapp 152 Prozent des BIP aufbauen, um auch in Zukunft einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu haben. Höhere Ausgaben für die Sozialversicherungen müssen aufgrund einer Schuldenbremse an anderer Stelle eingespart werden.

Wer länger lebt, sollte auch länger arbeiten

Die neue Studie zeigt: Keines der drei Länder ist aktuell den demografischen Herausforderungen gewachsen. Statt die Beitragssätze zu erhöhen, Schulden anzuhäufen oder das Budget an anderer Stelle zu kürzen, müsste das Rentenantrittsalter im Zuge der steigenden Lebenserwartung angehoben werden. Wer 1970 in Westdeutschland mit 64 Jahren in Rente gegangen ist, hat durchschnittlich rund elf Jahre lang sein Geld ausgezahlt bekommen. Heute kommen aufgrund der höheren Lebenserwartung noch neun Jahre dazu. „Eine höhere Altersgrenze ist notwendig, damit das zahlenmäßige Verhältnis von Rentnern zu Beitragszahlern nicht aus dem Ruder läuft“, sagt Studienmitautorin Susanna Kochskämper. Eine automatische gesetzliche Angleichung würde die Situation in allen drei Ländern entspannen.

Foto: Shutterstock

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