Das wird teuer: Die Folgen der Pandemie für das Rentensystem

Euro-Scheine und -Münzen
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Die Corona-Krise wird Spuren im System der gesetzlichen Rente hinterlassen. Doch wie heftig fallen diese Effekte aus? Ein Beitrag des Munich Center for the Economics of Aging (MEA) am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik, den das Deutsche Insitut für Altersvorsorge jetzt aufgreift, zeigt, dass Rentenbeiträge und staatliche Zuschüsse mittelfristig deutlich steigen dürften.

Die Corona-Krise wird Spuren im System der gesetzlichen Rente hinterlassen. Doch wie heftig fallen diese Effekte aus? Ein Beitrag des Munich Center for the Economics of Aging (MEA) am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik, den das Deutsche Insitut für Altersvorsorge jetzt aufgreift, zeigt, dass Rentenbeiträge und staatliche Zuschüsse mittelfristig deutlich steigen dürften. Für Steuer- und Beitragszahler wird es teuer.

Das Munich Center for the Economics of Aging (MEA) am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik hat den Versuch unternommen, die Auswirkungen die Pandemie zu berechnen. Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten für die Zeit der Krise und danach haben die Münchner Wissenschaftler um den Rentenexperten Professor Axel Börsch-Supan sich alles in allem auf die Berechung von sechs Szenarien beschränkt.

Sie reichen nach Angaben des DIA von einem milden Verlauf mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von nur 1,5 Prozent und einer vergleichsweise schnellen Erholung bis zu einem BIP-Einbruch von neun Prozent und einer Rückkehr auf den ursprünglichen Wachstumspfad erst in mehr als zwei Jahren.

Löhne sinken
Für alle sechs Szenarien gilte: Die Pandemie verursacht einen Beschäftigungsrückgang. Kurzarbeit und andere Maßnahmen würden ihn aber abfedern, so das DIA. Dennoch gehe nach Einschätzung der Wissenschaftler die Lohnsumme zurück.

Diese stellt allerdings die Finanzierungsgrundlage der gesetzlichen Rentenversicherung dar. Je nach Szenario des MEA fallen die Jahreslöhne insgesamt um 1,5 Prozent, 5 Prozent oder 7,5 Prozent nominal. Würde die Rentenformel in ihrer Reinform wirken, käme es durch diese Lohnentwicklung zu niedrigeren Renten, so die Wissenschafler. Aber genau das habe der Gesetzgeber mit der Einführung einer Rentengarantie im Jahr 2005 verhindert.

Erwerbstätige stärker betroffen als Rentner
Zwischenfazit: Die enstehenden Corona-Krise Effekte dürfte stark asymmetrisch zu Gunsten der Rentner ausfallen. Die Garantie stelle sicher, dass der aktuelle Rentenwert, der zusammen mit der Höhe der erworbenen Entgeltpunkte die jeweilige Rentenhöhe ergibt, nicht fallen dürfe.

Da aber gleichzeitig die Jahreslöhne zurückgingen, steige das Rentenniveau 2021 deutlich an – je stärker die Rezession, umso kräftiger der Rentenanstieg. Bei einer tiefen Rezession rechnen die Wissenschaftler mit einem Anstieg auf 52 Prozent.

Da diese auch als Sicherungsniveau bezeichnete Größe die Relation der Rente des sogenannten Standardrentners zum Durchschnittslohn beschreibt, sei daran zu erkennen, dass Rentenempfänger viel weniger von der Pandemie betroffen sein werden als die Erwerbsbevölkerung, so eine der Schlussfolgerung.

Beitragserhöhungen werden nachgeholt
Ein sinkendes Bruttoinlandsprodukt, sinkende Löhne und bei steigenden Rentenversicherungsbeiträgen haben Folgen:  „Außer in den Fällen einer relativ milden beziehungsweise kurzen Rezession wird schon 2021 die Haltelinie von 20 Prozent erreicht, was im Basisszenario (also ohne die Corona-Krise) unter den von der Kommission ‚Verlässlicher Generationenvertrag‘ angenommenen Voraussetzungen erst 2025 eingetreten wäre“, schreiben die Autoren des Diskussionspapiers.

Da nach der herrschenden Gesetzeslage nach 2025 die Haltelinien wieder verschwinden, steigt dann der Beitragssatz in allen von den Wissenschaftlern berechneten Szenarien nochmals stark an. Die wegen der Haltelinie nicht möglichen Beitragsanpassungen werden später nachgeholt.

Bundeszuschuss steigt um bis zu zehn Milliarden Euro pro Jahr
Um solche einseitigen Belastungen der Beitragszahler zu vermeiden, enthielt die Rentenformel bis 2019 einen Nachholfaktor. Durch teilweise Kürzungen künftiger Rentensteigerungen fand ein Ausgleich statt. Doch den Nachholfaktor hat die Bundesregierung mit dem Rentenpaket von 2019 ausgeschaltet.

Ergebnis: Die Besserstellung der Rentner wirkt permanent, sprich für die gesamte Rentenbezugszeit. Gleichzeitig müssen die Beitrags- und Steuerzahler mit höheren Belastungen rechnen. Bis 2025 ist der Beitragssatz bei 20 Prozent gedeckelt.

Lücken zwischen den Einnahmen und Ausgaben der Rentenversicherung müssen daher mit höheren Bundesmitteln aus dem Steueraufkommen gefüllt werden. Nach den Berechnungen werden zwischen 3,3 und 10 Milliarden Euro zusätzliche Bundesmittel pro Jahr benötigt. (dr)

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