Die Ungeliebte

Herr Heß, woher rührt das schlechte Image?

Heß: „Das negative Image resultiert in großen Teilen aus einer überzogenen öffentlichen Erwartungshaltung. Erstens dürfen wir den ursprünglichen Auftrag der Riester-Rente nicht vergessen: Das formulierte Ziel war nicht, den Bürgern einen Weg zur Schließung ihrer Versorgungslücke zu ebnen.

Vielmehr sollen sie dazu ermutigt werden, die mit der Reform beschlossene Senkung des gesetzlichen Rentenniveaus mithilfe der Kapitalmärkte aufzufangen. Dabei hilft der Staat, indem er jährliche Grund- und Kinderzulagen sowie steuerliche Vorteile gewährt. Dies ist aus unserer Sicht mit einem Bestand an weit über 16 Millionen Riester-Verträgen gut gelungen. Diese Erfolge sollten auch von den Medien nicht permanent kleingeredet werden.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass sich die Riester-Rente gar nicht lohne

Heß: Es greift zu kurz, ein Altersvorsorgeprodukt rein über die Rendite der Verträge beurteilen zu wollen und den wesentlichen Aspekt der Absicherung des Langlebigkeitsrisikos völlig unberücksichtigt zu lassen. Das Schließen entstehender Versorgungslücken könne nur die Versicherungswirtschaft über den Kollektivausgleich lösen.

Die Riester-Rente sei ein Teil dieser Lösung. Zudem kann sich die gesamte Finanzbranche nicht den Folgen der von der EZB absichtlich extrem niedrig gehaltenen Zinsen entziehen. Eine massive Umverteilung zulasten aller Sparer ist die Folge, das nimmt die Politik stillschweigend in Kauf.

Gleichwohl zeigt die Riester-Bashing folgen. Die Zahl der Verträge und die Zahl der Anbieter nehmen ab.

Heß: Das ist korrekt. Die heftig geführten medialen Kontroversen um die Riester-Rente hinterlassen Spuren. Dabei fällt die staatliche Förderung in Zeiten niedriger, teils sogar negativer Zinsen mehr ins Gewicht denn je. Auch wenn sich viele Produktanbieter mittlerweile aus der Riester-Rente zurückgezogen haben, können Berater und Kunden auch heute noch unter verschiedenen Produktkonzepten wählen.

Zwei von drei Riester-Sparern sorgen mittels einer Versicherung vor. Aus Sicht der WWK Lebensversicherung ist das nur folgerichtig. Schließlich lässt sich nur mit Versicherungen das so genannte Langlebigkeitsrisiko absichern: Dem Versicherungsnehmer wird bei Vertragsabschluss die Zahlung einer lebenslangen Leibrente ab Rentenbeginn garantiert – und zwar mindestens auf Basis der für den Vermögensaufbau eingezahlten Beiträge und Zulagen.

Dabei werden die zur Berechnung der Rente verwendeten Rechnungsgrundlagen ebenfalls bereits bei Vertragsabschluss für den Zeitpunkt des Rentenbeginns festgeschrieben. Wir gehören zu den wenigen Anbietern am gesamten deutschen Markt, die auf der Basis der aktuellen Sterbetafeln und des aktuellen Rechnungszinses den Rentenfaktor zu 100 Prozent auf das Gesamtguthaben garantieren.

Mehr denn je stellt sich allerdings die Frage: klassisch oder fondsgebunden? Fakt ist: Die anhaltend niedrigen und teils sogar negativen Zinsen an den Anleihenmärkten drücken zusehends auf die Überschussbeteiligungen der Versicherer. Wie kontern Sie diese Entwicklung?

Heß: Wo sollen die Erträge für den Sparer also herkommen, wenn nicht von den Aktienmärkten? Wir bieten unseren Kunden mit der Produktgeneration WWK Intelliprotect seit über zehn Jahren kundenindividuell gemanagte fondsgebundene Rentenversicherungen mit Bruttobeitragsgarantie.

Die Tarife stehen als Riester-Rente, aber auch als Privatrente, Direktversicherung und Basis-Rente zur Verfügung. Bei den genannten Tarifen werden alle laufenden Beiträge beziehungsweise der Einmalbeitrag sowie gegebenenfalls Zuzahlungen ab einem zuvor definierten Garantietermin durch das Versicherungsunternehmen garantiert.

Wie funktioniert der Mechanismus?

Heß: Dabei schichtet der zugrundeliegende Garantiemechanismus das Guthaben jedes einzelnen Kunden im Rahmen eines CPPI-Modells börsentäglich zwischen frei wählbaren Investmentfonds und dem Sicherungsvermögen des Versicherers um.

Die WWK rechnet bei ihren Policen also für jeden einzelnen Kunden börsentäglich ein eigenes Risikobudget aus, das je nach Vertragslaufzeit und Beitrag ermittelt wird. Je nach Entwicklung dieses Risikobudgets wird das Kundenguthaben unterschiedlich stark in chancenorientierte Anlagen investiert.

Ziehen die Kurse an, wächst das Risikobudget und es wird mehr in Fonds investiert. Geht es an den Börsen bergab, wird in das Sicherungsvermögen umgeschichtet. Der Mechanismus sorgt dafür, dass über die gesamte Vertragslaufzeit zu jedem Zeitpunkt eine maximale Investition in die freie Fondsanlage erreicht wird unter der Nebenbedingung, dass der Kunde zum vereinbarten Garantietermin mindestens seine kompletten Beiträge zurückerhält.

Es gibt im Markt ja noch andere ICCPI-Modelle. Wo liegen die Unterschiede?

Heß: Wir nutzen das konventionelle Sicherungsvermögen der WWK Lebensversicherung als Kapitalerhaltungskomponente. Bei der Barwertbildung wird mit dem Garantiezins von derzeit 0,9 Prozent, gearbeitet. Auf den pro Vertrag geführten Anteil an konventionellem Sicherungsvermögen wird zusätzlich eine Überschussbeteiligung gewährt.

Insgesamt beträgt die Verzinsung aktuell 2,4 Prozent. Andere Modelle sind gezwungen, den aktuellen Marktzins der Rentenmärkte bei der Kalkulation für die Erzeugung der Garantie zu verwenden. In Zeiten niedriger Rentenmarktzinsen – die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen beträgt aktuell circa minus 0,5 Prozent – ist dies ein entscheidender Vorteil für unsere Kunden gegenüber vergleichbaren, kapitalmarktorientierten Produkten des Wettbewerbs.

Sie haben das Produkt vor wenigen Monaten von Grund auf überarbeitet. Was wurde verändert?

Heß: Gleich geblieben ist der kundenindividuelle, börsentäglich arbeitende iCPPI-Garantiemechanismus, der Kunden seit über zehn Jahren hohe Renditechancen ermöglicht und gleichzeitig in schwierigen Marktphasen den vollständigen Erhalt aller eingezahlten Beiträge sicherstellt. Erweitert wurde dagegen die Fondspalette, die der als individual Constant Proportion Portfolio Insurance (iCPPI) bekannten dynamischen Portfolio-Absicherungsstrategie dient. Sie besteht nun aus 50 aktiv gemanagten Aktienfonds und neun Indexfonds.

„Fondskosten im Visier“

Bei der Auswahl der aktiv gemanagten Fonds wurde ergänzend zu qualitativen Kriterien in Bezug auf die Leistungsfähigkeit der Fondsmanager und die Konsistenz des Investmentprozesses insbesondere auf die Fondskosten geachtet. Zum Einsatz kommen kostenreduzierte Fonds-Tranchen.

Für Kunden, die ihr Portfolio nicht selbst zusammenstellen wollen, stehen eine Reihe neu konzipierter Fonds-Baskets zur Verfügung. „WWK Basket Offensiv“ und „WWK Basket Moderat“ berücksichtigen unterschiedliche Risikoneigungen und können jeweils mit aktiv gemanagten Fonds oder Indexfonds gewählt werden. Zudem bieten wir auch drei spezielle Themen-Baskets. Neu ist der WWK „Basket Nachhaltigkeit.“ Dort werden die Sparbeiträge unter sozialen, ethischen und umweltbezogenen Kriterien angelegt.

Darüber hinaus haben wir in unsere neuen Angebotssoftware Avanti einen Fondsfinder integriert. Der soll die Fondsauswahl deutlich erleichtern. Mit seiner Hilfe lässt sich anhand weniger Kriterien ein passgenaues Portfolio zusammenstellen.

Um den Kunden eine wirklichkeitsnahe Vorstellung geben zu können, welche Ablaufleistungen oder Rentenhöhen sie einmal erwarten dürfen, nutzen wir für die neuen Policen bei der Hochrechnung die sogenannte Bruttomethode. Diese berücksichtigt auch die Kosten der vom Kunden gewählten Fonds. Da viele Gesellschaften aber nach wie vor auf die Nettomethode setzen, bieten wir zur Steigerung der Vergleichbarkeit und Transparenz zudem die Nettomethode an.

Das Interview führte Jörg Droste

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