Generali Karambolage Atlas 2020: Weniger Unfälle, höhere Schäden

Roland Stoffels, Generali

Die Generali hat den Karambolage-Atlas 2020 vorgestellt. Und der zeigt deutlich, dass es hierzulande – trotz neuer Assistenzsysteme zur Erhöhung der Sicherheit – weiter häufig auf Deutschland Straßen kracht. 2019 hatte jeder elfte Fahrzeughalter einen Kfz-Schaden. Die durchschnittlichen Schadenkosten in Deutschland liegen bei rund 2.350 Euro.

Die Schadenhäufigkeit liegt nach Untersuchungen der Generali bei von 9,1 Schäden pro 100 Fahrzeughalter. Zum Vergleich: 2017 war zwar noch jeder Neunte betroffen (Schadenhäufigkeit von 11,7 Schäden pro 100 Fahrzeughaltern), die Schadenshöhe war mit 2.300 Euro im Schnitt etwas geringer.

Allerdings verursacht mittlerweile gut jeder dritte Schaden Kosten in Höhe von über 2.500 Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 war nur jeder Vierte von einem vergleichbar teuren Schaden betroffen. Der Anteil der Schäden in diesem Bereich ist seit 2017 zudem um mehr als fünf Prozentpunkte gestiegen.

„Es sind immer mehr Autos mit Assistenzsystemen und technischen Hilfsmitteln auf unseren Straßen unterwegs. Entsprechend werden viele der kleineren Unfälle, beispielsweise beim Ein- und Ausparken, verhindert. Entsteht dann aber doch ein Schaden, sorgen die Reparaturen der teuren Hilfsvorrichtungen für höhere Kosten“, sagt Roland Stoffels, im Vorstand der Generali Deutschland AG für Kfz- und Sachversicherungen verantwortlich.

Glas und Scheinwerfer auf der Reparaturliste weit oben

Mehr als jeder dritte Schaden ist ein Haftpflicht-Sachschaden (34,8 Prozent). Rund ein Viertel aller registrierten Schäden (rund 28 Prozent) machen verbautes Glas und Scheinwerfer in und an den Fahrzeugen aus.

„Glasschäden konnten vor einigen Jahren noch relativ günstig repariert werden. Heute müssen Frontscheiben meist komplett ausgetauscht werden. Damit verbunden ist oft eine teure und erneute Einrichtung der verschiedenen modernen Assistenzsysteme“, so Stoffels.

BMW und Audi-Fahrer führen Schadenranking an

Aus den über 270.000 ausgewerteten Schäden der Generali geht hervor, dass Fahrzeuge der Premium-Marken offenbar besonders gefährdet sind: Gegenüber dem Durchschnitt von 9,1 Schäden pro Fahrzeughalter verzeichnen BMW-Fahrer eine Schadenhäufigkeit von 14,4 Prozent.

Dahinter rangieren auf Platz zwei mit 14,1 Prozent Halter der Marke Audi, die dieses Mal die Mercedes-Fahrer hinter sich gelassen haben.

Betrachtet man nur die Haftpflicht-Schäden, verschiebt sich das Ranking: Dann liegt Mercedes mit 4,5 Prozent weiter vor Audi. Auf dem letzten Platz der zehn betrachteten Automarken kommt Skoda. Mit einer Schadenhäufigkeit von vier Prozent sind diese Autofahrer scheinbar vorsichtiger im Straßenverkehr unterwegs.

Weiterhin sind Autos mit einer Leistung zwischen 100 und 150 PS mit rund 46 Prozent am häufigsten von Schäden betroffen. Allerdings sind es 2019 über zwei Prozentpunkte weniger gewesen als noch im Jahr 2017. In der Leistungsklasse über 150 PS legen die Schäden dagegen um rund ein Prozentpunkt zu.

Stadtstaaten: Hamburg löst Berlin ab

Die durchschnittliche Schadenhäufigkeit lag 2019 in Deutschland bei 9,1 Prozent. Besonders hoch ist die Unfalldichte in den dicht besiedelten Stadtstaaten.

Das Bundesland Hamburg liegt mit zwölf Prozent als neuer Spitzenreiter deutlich über dem Durchschnitt, gefolgt vom Bundesland Berlin mit 11,7 Prozent (das 2017 noch auf Platz 1 lag).

Weit weniger Unfälle verzeichnen die norddeutschen Flächenländer: In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Schadenhäufigkeit bei 8,3 Prozent, in Brandenburg sind es nur 7,6 Prozent. Auch Bayern liegt mit 8,4 Prozent im unteren Bereich der Schadenhäufigkeit.

Das Ruhrgebiet crasht sich auf Platz Eins

Auf Stadt- und Kreisebene liegen das Ruhrgebiet und das Rheinland an der Spitze: Hagen (20,9 Prozent) und Düsseldorf (17,8 Prozent) sind die unfallreichsten Städte und Kreise Deutschlands.

Dahinter folgen die Stadt München (16,1 Prozent), der Kreis Starnberg (15,8 Prozent) und die Stadt Gelsenkirchen (15,7 Prozent). Am beschaulichsten geht es in den ländlichen Gebieten zu: Lichtenfels in Nordbayern ist mit einer Schadenhäufigkeit von 5,7 Prozent der Landkreis mit den wenigsten Kfz-Schäden.

Fahren Männer besser Auto als Frauen? Der Karambolage-Atlas kann weder diese These noch das Gegenteil belegen: Die Schadenhäufigkeit der Geschlechter unterscheidet sich nur minimal.

Jeder elfte männliche Fahrzeughalter war 2019 von einem Schaden betroffen (Schadenhäufigkeit: 8,6 Prozent), bei den Fahrzeughalterinnen war es jede zehnte (10,1 Prozent).

Die häufigsten Schäden im Juni und Juli

Die Sommermonate Juni und Juli bergen das höchste Unfallrisiko. Das mag zunächst überraschen, so vermutet man im Winter mehr Unfälle durch vereiste und glatte Straßen.

Stoffels Erklärung: „Wir gehen davon aus, dass viele Fahrer in den kalten Monaten vorsichtiger auf den Straßen unterwegs sind, während im Sommer durch Urlaubsreisen mehr Stress und Unruhe auf Deutschlands Straßen herrscht. Zudem war der Winter 2019 verhältnismäßig mild, was sich ebenfalls durch weniger Schäden widerspiegelt.“

Mit knapp 18 Prozent ist montags das Schadenrisiko im Vergleich zu den anderen Wochentagen am höchsten. Sonntags liegt die Schadenhäufigkeit mit 8,5 Prozent deutlich niedriger.

Und was die Untersuchung noch ergab: Trotz der weit verbreiteten Klimadiskussion bleibt das Auto für viele Menschen in Deutschland weiterhin eines der wichtigsten Fortbewegungsmittel.

Zu Beginn dieses Jahres zählte Deutschland 47,7 Millionen zugelassene Personenkraftwagen. Das ist ein Anstieg um mehr als eine halbe Million Fahrzeuge im Vergleich zum Jahr 2019. Gemessen an der Einwohnerzahl besitzt mehr als jeder zweite Bundesbürger einen Pkw.

„Für Deutschlands großen Karambolage-Atlas werten unsere Datenanalytiker alle zwei Jahre die Schadenentwicklung der Kunden aus. Für diese Studie konnten wir mehr als 270.000 Kfz-Schäden bis in die Tiefe analysieren und daraus ein repräsentatives Abbild für Deutschland entwickeln: für jedes Bundesland, jeden Landkreis, jede Stadt und viele Stadtteile der Metropolen. Auch sehen wir, welche Art von Schäden in unterschiedlichen Dimensionen, wie Automarke, PS-Klasse oder Jahreszeit, auftreten“, sagt Giovanni Liverani, Vorstandsvorsitzender der Generali Deutschland AG.

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