Ikea: Disruption aus dem Bällebad

René Schoenauer, Director Product Marketing EMEA bei Guidewire Software, gibt eine Einschätzung zum Markteintritt des schwedischen Möbelriesen Ikea in der Schweiz und in Singapur.

René Schoenauer

Eine Haushaltsversicherung kennt man im deutschen Markt bislang noch nicht. Anders sieht es in Singapur und in der Schweiz aus. Hier kann man auf der Website des schwedischen Möbelhauses Ikea einen Vorgeschmack dessen bekommen, was vielleicht auch in Deutschland bald im Angebot sein dürfte: Hemsäker. Das Produkt, dessen Name sich aus „sicher“ und „Zuhause“ zusammensetzt, wurde mit dem Versicherer iptiQ, einer Tochter der Swiss Re, entwickelt und wendet sich mit einer Mischung aus Hausratversicherung und Privathaftpflicht gezielt an Ikea-Kunden.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Ikea im Versicherungssektor ausprobiert. Bereits 2014 wandten sich die Schweden mit dem Produkt Omifall, einer Unfall- und Krankenversicherung für Kinder und Schwangere, an die heimischen Kunden. Hemsäker ist demnach der zweite Versuch, eine Versicherung auf den Markt zu bringen, die die klassischen Ikea-Kunden, bestehend aus Singles, jungen Paaren und Familien mit Kindern, anspricht.

Über den Kundenzugang von Ikea lässt sich die maßgeschneiderte Hausratversicherung in Kombination mit einer Privathaftpflicht sehr schnell und einfach von jedem digitalen Gerät aus abschließen. Der Ansatz des Möbelriesen: Nutzer können einen vermeintlich komplizierten Vorgang schnell und bequem mit einem vertrauten Partner erledigen und sich dann wieder auf das eigentliche Leben konzentrieren. Ein kluger Schachzug, der gerade in den jüngeren Zielgruppen auf Interesse stoßen und die Kundenbindung weiter stärken dürfte.

Regelmäßige Kontaktpunkte zu den Kunden

Was die Versicherungsbranche aktuell zusätzlich beunruhigen dürfte, ist der Zugang, den Ikea zu potenziellen Versicherungskunden hat, da die Kundenstruktur eher aus einer jüngeren Klientel besteht. Im Unterschied zu klassischen Versicherungsanbietern im Bereich Haftpflicht und Hausrat bestehen auch regelmäßige Kontaktpunkte zu den Kunden. Einmal im Jahr landet der Katalog des Möbelhauses im Briefkasten, viele Kunden sind Ikea-Clubmitglieder oder haben den Newsletter abonniert.

Hinzu kommen dann noch Besuche in den Niederlassungen, die quasi das Leben der Menschen sichtbar beeinflussen. Der neue Player im Markt hat damit genau das, was den klassischen Versicherern – die nur im Falle des Versicherungsabschlusses und dann wieder im Schadenfall sichtbar werden – fehlt: eine positive und kontinuierliche Kundenkommunikation und eine umfassende Datenbasis zu Kaufverhalten und -präferenzen.

Damit ist Ikea viel näher dran an potenziellen Versicherungsnehmern – genau wie zum Beispiel Amazon, das im letzten Jahr sein Engagement im Bereich Versicherungen auf dem britischen Markt ankündigte.

Seite zwei: Wie Ikea doppelt profitieren könnte

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