Absicherung von Ferienimmobilien – Die Bedeutung steigt, die Herausforderungen auch

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Ferienimmobilien sind gefragt. Doch mit dem Kauf ist es nicht getan. Die Traumimmobilie muss auch passend abgesichert werden. Welche Versicherungen mit welchen Deckungsumfängen, entscheidet die Art der Nutzung. Gerade beim Kauf im Ausland gilt es einige Details zu beachten. Ein Gastbeitrag von Ulrich Herz, Portfolio Underwriting Manager bei Hiscox.

Im Krisenjahr 2020 suchten hierzulande laut Handelskontor so viele Menschen auf Google nach käuflich zu erwerbenden Ferienobjekten wie noch nie. Dazu passend besaßen Ende 2020 etwa 21 Prozent – also circa 1,26 Millionen – mehr Deutsche als 2019 eine Ferienimmobilie. Die Menschen haben offensichtlich ganz besonders in der Pandemie zu schätzen gelernt, wie wertvoll ein eigenes Feriendomizil im Inland oder europäischen Ausland sein kann.

Oft wird die entsprechende Versicherung gleich beim Kauf abgeschlossen. Allerdings sollten gerade hier Vermittler und Kunden einige Punkte beachten, um eine dauerhaft gute Absicherung sicherzustellen – damit die Unbeschwertheit eines eigenen Urlaubsdomizils nicht überraschend von finanziellen Belastungen überschattet wird. Allen aktuellen und künftigen Ferienhauseigentümer wollen wir deshalb folgende vier Experten-Tipps an die Hand geben.

Leerstand und Mehrfachnutzung

Typisch für Ferienimmobilien ist die meist unregelmäßige Nutzung. Im Gegensatz zu einem dauerhaft bewohnten Erstwohnsitz entstehen erhöhte Risiken durch den immer wiederkehrenden Leerstand. Es können Sturm- oder Leitungswasserschäden längere Zeit unentdeckt bleiben und sich dadurch womöglich ausbreiten oder vergrößern.

Zudem ist das Einbruchrisiko höher, sobald ein Haus nicht bewohnt ist.
Diese Risiken können durch technische Unterstützung enorm reduziert werden, zum Beispiel durch Einbruchmeldeanlagen oder Wasserstandsmelder.

Aber auch beauftragte Personen, wie Nachbarn oder ein Hausmeister, die regelmäßig nach dem Rechten sehen, können hilfreich sein. Der Versicherungsnehmer sollte in jedem Fall die Obliegenheiten seines Vertrags kennen. Typischerweise müssen etwa Leitungen während der kalten Jahreszeit geleert werden.

Des Weiteren werden Ferienhäuser und -wohnungen oft zeitweise vermietet oder nicht immer von dem selben Hausstand bewohnt. Etwaige Schäden durch Fremdnutzung decken klassische Hausratversicherungen nur eingeschränkt ab, eine Absicherung von Ferienimmobilien muss hier auf jeden Fall mehr bieten.

Experten-Tipp: Der Kunde ist auf der sicheren Seite, wenn auch nicht explizit im Bedingungswerk genannte Fälle mitversichert sind. Dies leistet etwa eine Allgefahrenversicherung, weil damit nicht nur eigens genannte, aufgelistete Versicherungsfälle gedeckt sind.

Vorsicht Sprachbarriere

Eine weitere Herausforderung ist, dass sich viele Ferienimmobilien im Ausland befinden. Oft wird zusammen mit dem Hauskauf vorort die Versicherung abgeschlossen. Was auf den ersten Blick einleuchtet und bequem ist, kann sich später als schwierig erweisen, wenn Bürokratie über Landes- und Sprachgrenzen hinweg zu Verständigungsschwierigkeiten führt. Vor allem im Schadenfall ist es wichtig, schnellen Kontakt zwischen Besitzer, Versicherung und Gutachter aufzubauen. Bei einer Versicherung ohne Ansprechpartner in Deutschland verstreicht womöglich wichtige Zeit durch Sprachprobleme.

Zu überlegen ist daher, auf einen deutschen Anbieter wie Hiscox zurückzugreifen, der seit vielen Jahren von Deutschland aus Ferienimmobilien im Inland und europäischen Ausland versichert. Eine gut vernetzte deutsche Versicherung hat zudem die Möglichkeit, Sachverständige direkt zum Schaden schicken und auf regionale Besonderheiten zu reagieren. Daneben sind präventive Services und alle Informationen bereits auf Deutsch verfügbar, was die Korrespondenz mit der Versicherung enorm vereinfacht.

Neben einer Sprachbarriere sind ausländische Versicherungen außerdem am entsprechenden Landesrecht ausgerichtet. Die Gerichtsbarkeit liegt in diesen Fällen im jeweiligen Staat. Auch hier ist der Aufwand durch die örtliche Distanz höher als bei einem Anbieter, mit dem der deutsche Gerichtsstand vereinbart ist.

Für eine mögliche Verhandlung muss also nicht in die Ferne geflogen werden. Einige Versicherer bieten sogar eine Kombination mit der bereits bestehenden Hausratsversicherung des deutschen Erstwohnsitzes an, so dass hier die Ansprechpartner gleichbleiben.

Experten-Tipp: Sie sollten unbedingt mögliche Sprachbarrieren und unterschiedliche Rechtsgrundlagen bei der Wahl des Versicherers von vornherein mitdenken. Im Schadenfall haben Sie andere Dinge im Kopf.

Digital first – auch im Urlaubsdomizil

Obwohl Urlaub dazu dient, Abstand vom Alltag zu gewinnen, betreffen die Weiterentwicklungen der digitalen Welt auch Ferienimmobilien. Dadurch entstehen neben einigen Annehmlichkeiten auch versicherungsrelevante Aspekte.

Mittlerweile ist zum Beispiel ein WLAN-Zugang bei den meisten Objekten Standard und Smart-Home-Geräte, beispielsweise für Heizungen, verbreiten sich rasch. Alle Arten solcher sogenannter Domotica sollten dabei auch vom Versicherungsschutz umfasst sein.

Bei den immer stärker digitalisierenden Ferienwohnsitzen steigt damit die Anzahl der potenziellen Einfallstore für Hacker: So können zum Beispiel elektronische Zugangscodes geknackt und Einbrechern die Zugänge zu den Immobilien erleichtert werden.

Experten-Tipp: Versicherungsprodukte auf die Abdeckung der Smart-Home Geräte prüfen. In Bezug auf neuartige Gefahren gibt eine Allgefahrenversicherung mit wenigen klar formulierten Ausschlüssen oder aber ein extra Cyber-Versicherungsmodul dem Kunden Sicherheit.

Kein Ferienhaus ist wie das andere – in der Nutzung wie in der Versicherung

Die genannten Beispiele zeigen, dass bei Ferienimmobilien noch mehr als bei „normalen“ Hausrat- und Gebäudeversicherungen eine lange Erfahrung der Versicherer und ein transparentes Vertragswerk wichtig sind. Denn Ferienhäuser kommen in den seltensten Fällen „von der Stange“. Von der kleinen Stadtwohnung bis zum Luxus-Chalet in den Schweizer Bergen, von einem Holzhaus in Schweden bis zur großzügigen Villa auf Mallorca reicht die mögliche Bandbreite.

Bereits die Antragstellung als erster Schritt sollte daher transparent und einfach möglich sein. Der Versicherungskunde braucht für eine fundierte Entscheidung über die Art der Abdeckung einen schnellen Überblick über mögliche Zusatzversicherungen und Kosten. Er sollte wissen, inwiefern sich die Prämiensätze unterscheiden und was die Gesamtkosten sein werden. Hiscox beispielsweise setzt bei der Antragsstellung auf ein Quadratmetermodell, dank dem der Kunde seine Versicherungssumme schnell selbst errechnen kann.

Bei kleineren Risiken kann ohne Mindestversicherungssumme in kurzer Zeit ein Online-Antrag für den jeweiligen Versicherungsvertrag gestellt werden. Für größere Objekte wird ein individuelles Angebot erstellt. Häufig erfolgt eine Gebäudebewertung durch Gutachter.

Experten-Tipp: Auf einfache Formulierungen und klare Ausschlüsse im Vertragswerk achten, um unschöne Überraschungen zu vermeiden. Darüber gibt es bei einigen Anbietern eine Verknüpfung der Versicherung der Ferienimmobilie mit der des Hauptwohnsitzes. Dies bringt weitere Einsparmöglichkeiten und vereinfacht die Abwicklung für Kunden wie Versicherer.

Warum eine Ferienimmobilienversicherung wichtiger ist denn je

Es ist davon auszugehen, dass in der kommenden Sommersaison der eingangs beschriebene Trend zur Ferienimmobilie nicht nachlässt. Damit nach dem Kauf nicht irgendwann das böse Erwachen durch falsche oder ungenügende Absicherung folgt, sind die oben genannten Tipps hilfreich. So kann sichergestellt werden, dass der Urlaub in den eigenen vier Wänden im In- und Ausland kein Kopfzerbrechen, sondern umfassende und sorgenfreie Erholung verspricht.

Der Autor Ulrich Herz ist Portfolio Underwriting Manager bei Hiscox Deutschland

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