DKM 2021 – „Unsere Branche ist nicht im Fokus der Koalitionsverhandlungen“

Foto: Cash.
Diskussionsrunde auf der DKM: Kim Brodtmann, Alexander Lehmann, Norbert Porazik, Thorsten Uhrbach, Alexander Krebs, Jörg Droste (v.l.)

Digitalisierung, Konsolidierung, Regulierung: Die Zukunft der Maklerpools und des Finanzvertriebs stand im Fokus der Diskussionsrunde, die die Cash. Redakteure Kim Brodtmann und Jörg Droste im Rahmen des Investment-Kongresses auf der DKM leiteten.

Darin ging es natürlich auch um die aktuellen politischen Entwicklungen in Berlin und die Folgen einer sich abzeichnenden Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP für den Finanzvertrieb. „Die Ampel ist ja noch nicht aufgebaut. Ich glaube, es wird noch ordentlich krachen, bis es soweit ist“, sagte Alexander Krebs, Chief Sales Officer bei Cap Inside. „Ich finde den Ansatz gut, den die FDP mit auf den Weg gebracht hat, nämlich das Rentensystem zu reformieren. Aber wie so häufig ist das ein horrendes Ziel, das man zu Beginn der Verhandlungen ausgibt. Was am Ende tatsächlich kommt, werden wir sehen.“

Thorsten Uhrbach, Prokurist bei der Basler Vertriebsservice, wünscht sich, dass nicht alles noch mehr verkompliziert wird: „Das Altersvorsorgesystem in Deutschland ist sehr vielfältig, wenn es richtig angewandt wird, inzwischen aber in einigen Elementen in die Jahre gekommen. Aufgrund der vorherrschenden Zinssituation müsste man da mal nachbessern. Man könnte beispielsweise in der Basisrente eine Modifikation herstellen, mit der man dieses Thema in ein ganz anderes Licht rücken könnte. Es wäre wünschenswert, wenn sich die Politik klar positioniert, dass die gesetzliche Rente allein nicht ausreicht und nicht wieder versucht, das Thema von Legislaturperiode zu Legislaturperiode zu schieben. Das bringt unter dem Strich nichts. Im Sondierungspapier steht, dass man in der gesetzlichen Rente ein Stück weit zu einer Kapitaldeckung übergehen will, in Höhe von 10 Milliarden Euro. Das hört sich erst einmal hoch an, aber wenn man bedenkt, dass aus dem Bundeszuschuss allein in diesem Jahr rund 100 Millarden Euro geflossen sind, sieht man die Verhältnismäßigkeit“, so Uhrbach.

„Großes Fragezeichen im Kopf“

Nach Einschätzung von Norbert Porazik, geschäftsführender Gesellschafter der Fonds Finanz, ist die Finanzdienstleistungsbranche nicht im Fokus der Koalitionsverhandlungen. „Da gibt es eigentlich überhaupt kein Interesse, unsere Themen anzufassen, weil die Unterschiede gerade zwischen SPD und Grünen enorm groß sind. Daher werden sie – wenn sie nicht unbedingt müssen – diese Themen nicht anfassen. In der Vergangenheit ist ja immer viel Blödsinn entstanden, wenn diese Abendsitzungen nach 20 Uhr stattgefunden haben. Da kam immer der größte Murks raus. Das beste, was die Ampel bisher gemacht hat, war zu sagen: Bis 18 Uhr wird getagt und danach wird sofort abgebrochen. Also können wir hoffen, dass nicht mehr so viel Murks rauskommt wie in der letzten Legislaturperiode, als wir sogar Gutachten anfertigen lassen mussten, die zeigten, dass gewisse Vorhaben verfassungswidrig waren“, so Porazik. Man sei auch jetzt in Habachtstellung und habe bereits Gutachten vorbereitet für alles, was eventuell kommen könnte. „Wir passen auf, das nichts kommt, was verfassungswidrig sein könnte. Außerdem wäre mit FDP-Chef Christian Lindner ja ein Politiker in der Ampel, der sehr gut verdrahtet und informiert ist, was unsere Branche betrifft.“

Eher skeptisch äußerte sich dagegen Alexander Lehmann, Vorstand Vertrieb und Marketing bei Fondskonzept: „Ich wünsche mir über unsere Verbände wie den AfW und Votum einen konstruktiven Dialog mit der Politik und keine ideologiegetriebenen Diskussionen. Ich habe aber ein sehr großes Fragezeichen in meinem Kopf, ob dieser Wunsch in Erfüllung geht.“

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