Wohnraum hierzulande noch erschwinglich

Der „Property Index – Overview of European Residential Markets“ der Unternehmensberatung Deloitte zeigt, dass Deutschland im europäischen Vergleich 2011 die wenigsten Häuser und Wohnungen gebaut hat. Die Preise für privaten Wohnraum liegen – bei signifikant höherem Pro-Kopf-Einkommen – im europäischen Mittelfeld. 

wohnraumGleichzeitig jedoch verzeichne Deutschland einen der deutlichsten Preisanstiege. Die Stadt mit dem teuersten Wohnraum ist dem Index zufolge Paris, die günstigste Budapest. Auch hier liegen die ausgewählten deutschen Städte im Mittelfeld. Dänemark und Frankreich sind laut Deloitte die Länder mit den höchsten Wohnkosten insgesamt, Ungarn mit den niedrigsten.

„Wie wohnen die Europäer und was kostet es in Europa? Das herauszufinden hat sich unser neuer Report zum Ziel gesetzt und sich in seiner Erstausgabe auf Eigenheimkosten in zwölf ausgewählten europäischen Ländern fokussiert“, sagt Michael Müller, Partner und Leiter Real Estate bei Deloitte.

Häuserbau beziehungsweise neuer Wohnraum gestaltet sich in den untersuchten Ländern der Untersuchung zufolge sehr unterschiedlich Deutschland ist im Vergleich zu den zwölf untersuchten europäischen Ländern Schlusslicht im Verhältnis ‚Anzahl fertiggestellter Wohnungen pro 1.000 Einwohner‘. Unterschiedlich ist die Entwicklung in den jeweiligen Ländern zwischen 2008 und 2011. Während beispielsweise in Italien und Belgien die Neubauintensität zunahm, hat sie in Dänemark und Spanien deutlich abgenommen. Das von der Immobilienkrise geschüttelte Spanien verzeichnet den stärksten Neubaurückgang: Noch 2008 lag die Zahl bei 10,1 Fertigstellungen pro 1.000 Einwohner – in 2011 nur noch bei 6,5.

Der Wohnraumbestand in Europa liegt laut Deloitte im Durchschnitt bei 474 Appartements pro 1.000 Einwohner. Deutschland liegt hier hinter Spanien und Frankreich – und findet sich auch bei großen Appartements mit fünf oder mehr Räumen zusammen mit Großbritannien und Spanien in der Spitzengruppe. Den höchsten Anteil kleiner Wohnungen haben Ungarn, Polen und Tschechien. Polen weist zudem mit 355 Appartements pro 1.000 Einwohner den geringsten verfügbaren Gesamtwohnraum auf.

Im gesamteuropäischen Durchschnitt müssen der Studie zufolge 3.200 Euro pro Einwohner und 5.800 Euro pro Haushalt für Wohnraum, wie Miete oder Instandhaltung, aufgebracht werden. Deutschland steht dabei hinter Dänemark, Frankreich und Österreich an vierter Stelle, am Ende der Skala finden sich Polen und Ungarn. Generell liegt Osteuropa bei den Kosten deutlich hinter dem Westen, allerdings ist in diesen Ländern zukünftig – aufgrund des hohen Sanierungsbedarfs im Bestand – ein Anstieg der Kosten zu erwarten.

Die laut Deloitte „überraschenden“ Verkaufspreise spiegelten die Heterogenität des deutschen Immobilienmarktes wieder: Angebot und Nachfrage träfen selten in einem regionalen Markt zusammen. So zeigt sich im Durchschnitt, dass trotz eines deutlich höheren Preisniveaus und Lebensstandards die Quadratmeterpreise im Durchschnitt im hinteren europäischen Mittelfeld liegen – und das trotz Preissprung von vier Prozent zwischen 2010 und 2011. Die teuerste Stadt in den ausgewählten Ländern ist Paris. Mit deutlichem Abstand befinden sich in der Verfolgergruppe London, Mailand, Marseille und Rom. In Ungarn und Tschechien waren in der Untersuchung die günstigsten Städte zu finden.

Wohnraum

Wer ein Haus oder eine Wohnung kauft, verschuldet sich. Indikator für den Verschuldungsgrad ist das Verhältnis des Schuldengesamtvolumens zum Bruttosozialprodukt. Der Europa-Schnitt liegt der Unternehmensberatung zufolge hier bei 52 Prozent. Am unteren Ende der Skala ist Tschechien mit 13 Prozent, oben stehen die Dänen und Niederländer mit jeweils über 100 Prozent. Deutschland liegt mit 47 Prozent im Mittelfeld.

„Die Gesamthaushaltskosten für Wohnen liegen in Deutschland über dem europäischen Durchschnitt. Die gute Nachricht dieser Untersuchung für den deutschen Wohnungsmarkt ist aber, dass hinsichtlich der Erschwinglichkeit von Wohnraum Deutschland im europäischen Vergleich an zweiter Stelle steht“, schließt Müller. (te)

Foto: Shutterstock, Grafik: Deloitte

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