Maklerberuf: Eine Branche versucht, sich zu verjüngen

Zukunft hat eine Branche nur mit ausreichend Nachwuchs. Dieser lässt sich nur gewinnen und binden, wenn man ihm eine Zukunft bietet. Cash. hat mit Verbänden, Maklerpools und Vertrieben über den Nachwuchsmangel, dessen Ursachen und mögliche Lösungen gesprochen.

Maklerberuf: Grabmaier
Sebastian Grabmaier, Jung, DMS & Cie.: „Schlechtes Image, mangelnde Kenntnisse über das Berufsbild und unzureichende Einstiegsangebote tragen sicher zum Nachwuchsmangel bei.“

Als Bundeskanzler setzte Konrad Adenauer (CDU) im Jahr 1957 – gegen den Rat seines Parteigenossen und Wirtschaftsministers Ludwig Erhard – die Umstellung der gesetzlichen Rentenversicherung auf eine Umlagefinanzierung durch. Erhard befand das geplante Umlageverfahren für nicht zukunftsfähig.

„Kinder kriegen die Leute immer“

Auf die Warnungen seines Wirtschaftsministers soll Adenauer mit der Aussage „Kinder kriegen die Leute immer“ reagiert haben. In der Retrospektive erscheint der saloppe Hinweis Adenauers geradezu naiv. Beschäftigt doch heute, über fünfzig Jahre später, kaum ein Thema hierzulande Gesellschaft und Politik mehr, als die Folgen des demografischen Wandels.

Das Zusammenwirken von Geburtenrückgang und steigender Lebenserwartung wirkt sich auf die Finanzbranche gleich doppelt aus. Einerseits müssen die Menschen aufgrund der mangelhaften staatlichen Versorgung im Alter auf private Absicherung setzen, was die Nachfrage positiv beeinflusst.

Andererseits fehlt es infolge der gesellschaftlichen Entwicklung auch der Finanzbranche, vor allem innerhalb der Beraterschaft, an Nachwuchs.

Branche muss aktiv werden

Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Smart Compagnie aus dem Jahr 2011 liegt das Durchschnittsalter von Maklern und Mehrfachagenten bei rund 49 Jahren. Die Quote der Makler, die Älter als 50 Jahre sind, liegt demnach bei 40 Prozent.

Die von Cash. exklusiv hierzu befragten Vertriebe, Pools und Verbände bestätigen diese Altersstruktur. „Im 6. AfW-Vermittlerbarometer haben über 40 Prozent der Vermittler angegeben, dass sie noch mehr als 15 Jahre in der Branche tätig sein wollen“, berichtet Frank Rottenbacher, Vorstand der AfW – Bundesverband Finanzdienstleistung e.V. (AfW). „Beide Zahlen sind besorgniserregend. Sie zeigen die Dringlichkeit auf, mit der sich alle Marktteilnehmer über Personalrekrutierung und -entwicklung Gedanken machen müssen.“

Bei den Vertrieben und Maklerpools liegt der Altersdurchschnitt laut Cash.-Befragung zwischen 40 und 50 Jahren. Die Beraterschaft muss sich also langfristig verjüngen. Laut einer weiteren Umfrage der Smart Compagnie unter Studierenden aus dem vergangenen Jahr, können sich 70 Prozent der Befragten vorstellen, im Laufe ihres Berufslebens beratend beziehungsweise verkaufend tätig zu sein, doch können sich lediglich 20 Prozent eine Tätigkeit in der Versicherungsbranche vorstellen. Die Ursachen dieses mangelnden Interesses sind vielfältig.

Image verbessern

Eine große Rolle spielt hierbei das angeschlagene Image der gesamten Finanzbranche. Ausgelöst durch die großen und kleinen Finanzskandale der letzten Jahre und deren mediale Begleitung, hat auch der Beruf des Beraters ein vergleichbar schlechtes Image.

„Auf einer Imageskala liegen wir als Finanzberater und -vermittler ziemlich weit unten“, erklärt Dr. Sebastian Grabmaier, Vorstandsvorsitzender des Maklerpools Jung, DMS & Cie. (JDC). Und das Image hat eben auch einen Einfluss auf die Berufswahl junger Menschen.

Wie die stellvertretende Sprecherin des Regionalkreises Bayern des Verbands deutscher Versicherungsmakler e.V. (VDVM) Alexandra Kallmeier berichtet, ist das Image des Versicherungsvermittlers so negativ, dass fast die Hälfte der Bundesbürger sich unter keinen Umständen vorstellen kann, einen Beruf im Bereich der Versicherungsvermittlung auszuüben.

Seite zwei: „Wer möchte schon den unbeliebtesten Beruf erlernen“

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