„BU lieber gut durchdacht als schnell abgeschlossen“

Sven Hennig, Versicherungsmakler und Spezialist für Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU) und private Krankenversicherungen (PKV), über den BU-Vertrieb im kommenden Jahr und die Bedrohung, die von komplett digitalen PKV-Anbietern ausgehen könnte.

Sven Hennig, Versicherungsmakler aus Bergen auf Rügen: “Es kann durchaus sinnvoll sein, ein Kulanz-Angebot vom Versicherer anzunehmen.”
Sven Hennig: „Ich verbringe mit meinen Kunden in der PKV-Beratung zehn und mehr Stunden am Telefon. Für dieses spezielle Klientel ist eine digitale Krankenversicherung eher ungeeignet.

Cash.Online: Erwarten Sie 2017 eine signifikante Tarifsteigerung in der Berufsunfähigkeitsversicherung?

Hennig: Natürlich wird es auch im Jahr 2017 Beitragsanpassungen in der BU geben. Es werden sich schon alleine aufgrund der Veränderung des Eintrittsalters neue Beiträge für die Versicherten ergeben, zudem kommt der Effekt der Senkung des Garantiezinses hinzu.

Auf der anderen Seite wird es auch hier keine extremen Anpassungen geben, der Markt wird sich weiterhin regulieren. Außerdem haben wir die Situation, dass eine BU lieber gut durchdacht sein will als schnell abgeschlossen, nur um eine etwas geringere Prämie zu bekommen.

Ab nächstem Jahr plant das Fintech Ottonova eine komplett digitale PKV. Wie ist Ihre Einschätzung hierzu?

Eine Einschätzung ist schwierig, nicht nur weil sehr wenige Details bekannt sind, sondern insbesondere auch deshalb, weil eine komplett digitale Krankenversicherung aus meiner Sicht (Stand heute) nicht genügend Akzeptanz finden würde. Ich sehe das jeden Tag aufs Neue in der Beratung: Der Kunde informiert sich gern und viel online, erwartet aber am Ende einen Experten. Dieser muss ihm nicht zwingend gegenübersitzen – das tue ich seit über 20 Jahren nicht – aber telefonische Erreichbarkeit ist ein großes Kriterium.

Ich verbringe mit meinen Kunden in der PKV-Beratung zehn und mehr Stunden am Telefon. Sie bereiten Unterlagen vor, lesen 150 Seiten Bedingungen und Texte, machen sich ernsthaft Gedanken. Für dieses spezielle Klientel ist eine digitale Krankenversicherung eher ungeeignet. Natürlich wird es auch dafür eine Zielgruppe geben, natürlich werden sich Menschen finden, die sagen „super, da verdient keiner mit, ich mache das mal online selbst“. Inwieweit sich das umsetzen lässt und wie gut es sein wird hängt am Ende jedoch davon ab, welche Beratungsqualität hier geboten werden kann.

Seite zwei: Was bringt das Biometrie-Jahr 2017?

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