Allianz sieht im Versicherungsmarkt Luft nach oben

Im deutschen Versicherungsmarkt stiegen die Prämieneinnahmen (Sach und Leben) 2018 insgesamt um 2,2%. Wie in den letzten vier Jahren wuchsen dabei die Einnahmen im Sach- (3,4%) deutlich schneller als im Lebensgeschäft (1,3%); letzteres kehrte nach drei Jahren mit sinkenden Einnahmen aber zumindest wieder in den positiven Bereich zurück.

Unter den europäischen Big Four – Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien – erzielte der deutsche Markt im abgelaufenen Jahr das höchste Wachstum; in Frankreich, zum Beispiel, legten die Prämien nur um magere 1,1% zu. In anderer Hinsicht dagegen ist der deutsche Markt weit von der europäischen Spitze entfernt:

Sowohl Versicherungsdichte (Prämien pro Kopf, EUR 1.925) als auch Versicherungsdurchdringung (Prämien in Prozent des BIP, 4,7%) liegen in Deutschland noch unter den europäischen Durchschnittswerten (EUR 2.395 bzw. 6,5%) und weit von den Spitzenwerten (EUR 4.957 in der Schweiz bzw. 9,2% in Dänemark) entfernt. Der deutsche Markt hat noch viel Luft nach oben.

Verhaltener Optimismus

In die Zukunft schaut Allianz Research mit verhaltenem Optimismus. Nachdem das globale Prämienwachstum seit der Finanzkrise mit nominalen Zuwachsraten von 3% p.a. enttäuschend ausfiel, dürfte es sich in der nächsten Dekade auf rund 5% beschleunigen (Sach: 4,4%, Leben: 5,5%). In diesem Szenarium ist natürlich kein Platz für große Krisen und Kriege.

Zudem enthält es die Annahme, dass sich Anbieter immer besser an eine Welt ohne Zins anpassen. In Westeuropa (und ebenso in Deutschland) sollten die Prämien in den nächsten zehn Jahren mit durchschnittlich knapp 3 Prozent pro Jahr zulegen, sowohl in Sach als auch in Leben.

Dies ist deutlich besser als in der von Finanz- und Eurokrise gekennzeichneten abgelaufenen Dekade (+0.8% p.a.), aber auch deutlich unter dem europäischen Wachstumstempo der Vorkrisenjahre (+5.5% p.a.).

Die große Unbekannte beim Blick in die Zukunft ist die Digitalisierung. „Die Versicherungsindustrie erlebt derzeit tektonische Verschiebungen“, kommentierte Patricia Pelayo, Ökonomin bei Allianz Research. „Künstliche Intelligenz wird zum Versicherungsalltag, die Veränderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette werden tiefgreifend sein.

Die Auswirkungen aufs Prämienwachstum sind dabei ambivalent. Weniger Schäden – Stichwort: Risikoprävention statt Schadensregulierung – und sinkende Kosten in Be- und Vertrieb sprechen für fallende Prämien. Neue Produkte – Stichwort: Cyberversicherungen – und eine viel bessere und breitere Kundenansprache deuten in die andere Richtung. Es ist derzeit kaum zu sagen, welche Wirkungen die Oberhand behalten werden.“

 

 

Foto: Shutterstock

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