Aktienmarkt zwischen Euphorie und Panik – was wir derzeit wissen und was nicht

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Dr. Eckhard Schulte, MainSky AM

Nach einer turbulenten Woche zwischen überschwänglicher Euphorie nach starken Nvidia-Zahlen und schnell um sich greifender Angst nach einem der stärksten Turnarounds an der Wall Street der jüngeren Geschichte lohnt sich ein Rückblick, was wir derzeit wissen und was nicht.


Die Zahlen zum dritten Quartal von Nvidia und vor allem der Ausblick zeigen, dass sich der Investitions- und Einführungszyklus der Künstlichen Intelligenz noch in der frühen Phase befindet und die Nachfrage nach KI-Komponenten zumindest auch 2026 ungebrochen sein dürfte. Insgesamt unterstreicht die starke Berichtssaison, dass der Treiber der Kurse die Gewinne sind und somit ein solides Fundament vorliegt. Zwar sind gerade für die Magnificent Seven die Bewertungen sicherlich ambitioniert, sie liegen aber letztlich im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre. 

Rotation statt Crash 


Für viele Marktsegmente sind die Bewertungen sogar recht wenig ambitioniert. So handelt der S&P 500 Equal Weight auf einem Forward-P/E von deutlich unter 20. Die starke Performance am Freitag von defensiven Sektoren wie Basiskonsumgütern und Gesundheit zeigt zudem, dass die KI-Sorgen eher zu einer Rotation in diese Sektoren als zu einer stärkeren Korrektur am Gesamtmarkt führen. Gut diversifizierte Portfolien liefern somit stabile Ergebnisse. 

Geldpolitik wird nicht zum Spielverderber 


Last but not least sterben Bullenmärkte ohnehin nie an Altersschwäche, sondern sie werden von den Zentralbanken aus dem Leben gerissen. Ein solches Ende steht derzeit aber nicht bevor. Im Gegenteil: Wir erwarten, dass die Fed im Dezember (oder aber spätestens im Januar) erneut die Zinsen senken wird. 

Das größere Risiko lauert woanders 


Dies alles bedeutet aber keineswegs, dass wir Risiken ausblenden. Die Frage nach der langfristigen Monetarisierung der KI-Investitionen ist völlig berechtigt. Das größte Risiko sehen wir aber derzeit im vollkommen intransparenten und unregulierten Wachstum des Private-Credit-Marktes bzw. der Schattenfinanzierung nicht nur in der US-Ökonomie. Dieses Risiko wird von uns eng beobachtet und analysiert. Noch sprechen unsere Indikatoren aber nicht für einen unmittelbar bevorstehenden Aktienmarkt-Crash. Vielmehr sind Sorgen und Risiken auch immer der Nährboden für weiter steigende Kurse, und somit könnten auch die Aktienkurse an der „Wall of Worry“ weiter hinaufklettern. 

Autor Dr. Eckhard Schulte ist Vorstandsvorsitzender MainSky Asset Management.

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