Trotz vereinbarter Handelsabkommen bleibt die Zolllast für Unternehmen weltweit hoch. Während der effektive US-Zollsatz im Juli mit zehn Prozent niedriger ausfiel als erwartet, dürfte er in den kommenden Monaten im Schnitt auf 14 Prozent steigen. Ohne die Umleitung von Handelsströmen und eine zunehmende Diversifizierung der Lieferketten läge er sogar bei 17 Prozent. Das zeigen aktuelle Auswertungen von Allianz Trade.
„Die ständigen Veränderungen bei den Zöllen hält die Unternehmen weltweit in Atem und die Unsicherheit ist gekommen, um zu bleiben“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Firmen reagierten darauf, indem sie Handelsströme verschieben und neue Beschaffungsmärkte erschließen.
Verschiebung der Importe entlastet US-Unternehmen
Besonders deutlich zeigt sich die Entwicklung an den US-Importen: Während der Anteil chinesischer Waren von 14 Prozent im Jahr 2024 auf neun Prozent im Juli 2025 zurückging, legten Lieferungen aus Südostasien, Indien und Taiwan spürbar zu. Zusammen erreichten sie im Juli 24 Prozent der Gesamtimporte. Damit konnten US-Unternehmen die Belastung durch höhere Zölle vorerst abfedern.
Doch laut Allianz Trade sind die Möglichkeiten zur weiteren Diversifizierung begrenzt. „Allerdings ist der Spielraum für eine weitere Diversifizierung der Lieferketten ohne größere Investitionszusagen begrenzt“, sagt Ana Boata, Head of Economic Research bei Allianz Trade. Zudem könnten neue Zölle auf weitere Produkte folgen, was die durchschnittliche Belastung der Unternehmen weiter erhöhen würde.
EU-Unternehmen hoffen auf Entlastung durch Abkommen
Für Importe aus der EU in die USA lag der durchschnittliche Zollsatz im Juli bei 13 Prozent – nach zehn Prozent im Juni und nur einem Prozent im Jahr 2024. Mit der Absenkung der US-Autozölle von 27,5 auf 15 Prozent könnte der Wert künftig auf zwölf Prozent sinken. Voraussetzung ist jedoch die Zustimmung des Europäischen Parlaments, das im Gegenzug den Wegfall von EU-Zöllen auf US-Industriegüter und bessere Marktchancen für amerikanische Agrarprodukte billigen müsste.
„Die Genehmigung des Abkommens dürfte den europäischen Unternehmen möglicherweise helfen, die in diesem Jahr bisher verlorenen Marktanteile in den USA zurückzugewinnen“, sagt Boata. Chancen sieht Allianz Trade insbesondere bei Flugzeugen, Halbleiterausrüstung und Automobilen.
Autoexporte weiter im Minus
Trotz einer möglichen Zollsenkung bleibt die Lage für die europäische Autoindustrie angespannt. Nach Angaben von Allianz Trade sanken die deutschen Autoexporte in die USA im ersten Halbjahr 2025 um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zwar wäre eine Reduzierung auf 15 Prozent eine deutliche Entlastung gegenüber dem geltenden Satz von 27,5 Prozent, dennoch liegt das Niveau erheblich über den früheren 2,5 Prozent. Für die Hersteller bedeutet dies weiterhin spürbare Verluste.