Atradius: Kein Ende der Krise in der deutschen Baubranche

Bauhelm und Baupläne vor Kränen
Foto: Bildagentur PantherMedia / ArturVerkhovetskiy
Schon 2023 ist die Zahl der Insolvenzen in der Baubranche um über 20 Prozent gestiegen (Symbolbild).

Der internationale Kreditversicherer Atradius rechnet für 2024 mit einem Anstieg der Insolvenzen in der deutschen Baubranche um zehn bis 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Pleitewelle werde sich erst in diesem Jahr richtig zeigen.

Die deutsche Baubranche steckt mitten in einer tiefgreifenden Krise. Der deutliche Rückgang der Bauaktivitäten, steigende Materialkosten, Lieferengpässe, Fachkräftemangel und bürokratische Hürden stellen zahlreiche Unternehmen vor existenzbedrohende Herausforderungen, berichtet Atradius, nach eigenen Angaben ein globaler Anbieter von Kreditversicherungen, Bürgschaften, Inkassodienstleistungen und Wirtschaftsinformationen mit Präsenz in mehr als 50 Ländern.

„Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Anstieg der Insolvenzen in der Baubranche zwischen zehn und 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, sagt Michael Karrenberg, Regional Director Risk Services Germany, Central and East Europe bei Atradius. Getrieben werde die negative Stimmung vor allem durch die aktuelle Lage im Wohnungsbau, aber auch im gewerblichen Hochbau – insbesondere aufgrund des Mangels an neuen Aufträgen, fehlenden Arbeitskräften, höheren Preisen und Finanzierungskosten sowie einem erhöhten Ausfallrisiko der Bauträger und Projektentwickler. 


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Im Jahr 2023 ist die Zahl der Insolvenzen im Baugewerbe gegenüber dem Vorjahr bereits um rund 21 Prozent auf 2.900 Unternehmenspleiten gestiegen, so Adradius. Damit sei auch das Vor-Corona-Niveau übertroffen worden – im Jahr 2019 lag die Zahl der Insolvenzen im Baugewerbe bei 2.770. 

„Bestehende Auftragsüberhänge wurden 2023 abgearbeitet und es mangelt an neuen Aufträgen“, sagt Karrenberg. Aktuell am stärksten betroffen sind demnach Firmen im kleinen und mittleren Segment, da diese mit geringeren finanziellen Mitteln ausgestattet sind. Erschwerend komme hinzu, dass das ambitionierte Ziel der Bundesregierung, den Wohnungsmangel durch den Bau von jährlich 400.000 neuen Wohnungen zu bekämpfen, bei Weitem nicht erreicht werde. So wurden im vergangenen Jahr nach bisherigen Angaben nur etwa rund 245.000 Wohnungen fertiggestellt. 

„Auch für dieses und nächstes Jahr dürften sich daran wenig ändern. Ich fürchte, dass sich die Pleitewelle in der Folge erst in diesem Jahr richtig zeigen wird“, prognostiziert Michael Karrenberg. Denn: Unter der sinkenden Nachfrage würden nicht zuletzt auch nachgelagerte Branchen wie Baustoffhändler, Küchenbauer, Handwerker oder Sanitäranlagenhersteller mit einer gewissen Zeitverzögerung leiden. 

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