„Auf vier Beinen steht es sich stabiler“

Foto: Hallesche
Alexandra Markovic-Sobau: „Müssten deutlich mehr vorsorgen.“

Gesundheit ist ein hohes Gut. Spätestens seit der Coronapandemie ist die Botschaft angekommen. Doch die Pandemie hat nicht nur die Einstellung zum Thema Gesundheit verändert, sie hat auch die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt. Ein Gespräch mit Alexandra Markovic-Sobau, Vertriebsleiterin Hallesche, über ein neues Gesundheitsbewusstsein, die Absicherung von Mitarbeitern im In- und Ausland, flexible Tarife in der PKV und innovative Ansätze in der Pflegeabsicherung.

Die Corona-Pandemie hat die Sensibilität beim Thema Gesundheit erhöht.Allerdings dürften die Inflation und die unsichere Wirtschaftslage Versicherte vor finanzielle Herausforderungen stellen. Die Hallesche gehört zu den führenden PKV-Anbietern. Hat sich die Gemengelage in den Absatzzahlen in der PKV niedergeschlagen?

Markovic-Sobau: Wir übertreffen 2023 das höchste Neugeschäft, das es bis heute in der Geschichte der Hallesche gab. Schon 2022 war unser Vollversicherungswachstum enorm, nun konnten wir es noch einmal toppen. Die von Ihnen genannte Sensibilität für Gesundheit spielt eine Rolle. Die Menschen spüren, dass sich das Gesundheitssystem verschlechtert. In Deutschland keinen Hustensaft für Kinder zu bekommen, ist ein neues Phänomen. Der Zugang zu Versorgern ist nicht mehr ohne Weiteres möglich. Es kann dauern, bis man einen Termin bekommt. Die Reaktion darauf spüren wir in unserem Vertrieb und in der Wechselbereitschaft in die PKV. Die Hallesche hat außerdem
viele richtige Entscheidungen getroffen, die sich nun auszahlen und weshalb wir so erfolgreich sind.

Die Fantastischen Vier wurden 1986 in Stuttgart gegründet. Kurze Zeit später, 1990, hat die Hallesche den Krankenvolltarif NK auf den Markt gebracht. Der feierte 2020 sein 30-jähriges Bestehen. Was macht diesen Langläufer so erfolgreich?

Markovic-Sobau: Der Proberaum der Fantastischen Vier war damals direkt gegenüber der Hallesche im Stuttgarter Westen. Später – da war die Band schon nicht mehr da – haben wir das Grundstück sogar gekauft und dort im Gebäude die Büros des Vertriebs untergebracht. Die Fantastischen Vier sind immer noch erfolgreich unterwegs und wir sind es auch. Das liegt daran, dass unser NK eine bedarfsorientierte Lösung ist. Mit der Bonus-Variante können gesunde Menschen ihren Beitrag gestalten. Wir haben eine stabile Beitragsrückerstattung, die wir immer durchgehalten haben. Ein offener Hilfsmittelkatalog war damals schon ein Must-Have für uns. Die PKV wächst mit dem medizinischen Fortschritt mit und die Beiträge entwickeln sich trotzdem stabil.

Auch in der Krankenvollversicherung spielt Flexibilität eine immer wichtigere Rolle. Mit NK.select hat die Hallesche dort neue Maßstäbe gesetzt. Sie bieten mit den Tarifstufen S, L und XL gleich drei Alternativen mit drei Selbstbehaltstufen. Braucht es derartige Vielfalt im Markt?

Markovic-Sobau: Unsere Vollversicherung haben wir nach über drei Jahrzehnten modernisiert und ihr ein Facelift gegeben. Das neue Angebot ist familienorientiert und flexibel, außerdem haben wir einen
stärkeren Fokus auf die Vorsorge gelegt. Vorsorgeuntersuchungen werden nicht auf den Selbstbehalt angerechnet. Zu Ihrer Frage: Ja, wir brauchen eine derartige Vielfalt, und zwar deshalb, damit die Menschen den Versicherungsschutz an die Phasen des Lebens anpassen können. Im Top-Schutz mit den besten Leistungen ist jeder gut versorgt, nur muss auch der Wechsel nach unten möglich sein, wenn es die Beitragsseite erfordert. Danach muss es aber auch wieder nach oben gehen können.

Die NK.select-Tarifwelt wird zudem um den NK.select FLEX ergänzt. Wie sinnvoll ist der Baustein?

Markovic-Sobau: Dieser Baustein ist das Instrument, mit dem die Menschen den Versicherungsschutz an ihr Leben anpassen können. Er funktioniert wie ein Fahrstuhl: Der NK.select FLEX sichert die Rechte und schafft Selbstbestimmung für die Kunden.

Mit Zuwachsraten im zweistelligen Prozentbereich entwickelt sich die bKV zum Wachstumsmotor der privaten Krankenversicherer. Welche Bedeutung spielt die bKV für die Hallesche?

Markovic-Sobau: Eine immense. Wir gestalten mit den Budgettarifen den Markt, sind der Innovationsführer. Wir feiern gerade das fünfjährige Bestehen des FEELfree und sehen auch die Wirkung, die diese Zeit auf uns und unsere Prozesse hat. Wir managen mittlerweile große Bestände und haben neue Fähigkeiten entwickelt, die wir in der Vollversicherung bisher nicht benötigt haben. Wir können auf die Bedürfnisse der Firmen im Zahlungsverkehr reagieren, können uns an Firmenportale andocken und die Leistungen digital abrechnen. Wir professionalisieren uns in diesem Geschäftsfeld also immer weiter.

Einige Gesellschaften setzen auf Bausteine, sie fokussieren auf Budget-Tarife. Warum?

Markovic-Sobau: Wir haben das Learning aus den Situationen bei den Kunden gezogen. Die Baustein-Tarife führten in der Beratung oft ins Leere, weil die Entscheidung über den Leistungsinhalt nicht getroffen wurde. Bei den Budgettarifen müssen die Verantwortlichen nur über die Budgethöhe entscheiden, alles andere liegt bei den Mitarbeitern. Die Nachhaltigkeitstestate für die bKV bekommen wir auch deshalb, weil die Mitarbeiter selbst entscheiden können, welche Leistungen sie nutzen. Das ist fair, das ist mitarbeiterorientiert und es kommt an. Gesundheit und Wohlergehen verbessern sich durch dieses Angebot. Wenn im Bausteintarif 80 Prozent keine Brille haben, verbessert die Brillenleistung rein gar nichts am Gesundheitszustand der Mitarbeiter. Nichtsdestotrotz haben auch wir Baustein-Tarife, die in den Budgettarifen hinzugezogen werden können und auch hinzugezogen werden, etwa für die stationäre Versorgung oder die Lohnfortzahlung. Viele Arbeitgeber nutzen die Kombinationsmöglichkeit.

Die Hallesche hat das Thema Pflege in die bKV integriert. Welche Erfahrungen machen Sie hier? Und wäre es nicht eine gute Möglichkeit, die Menschen hierüber bei dem schwierigen Thema Pflegeabsicherung zu erreichen?

Markovic-Sobau: Pflege ist keine leichte gesellschaftliche Aufgabe. Die Menschen müssten deutlich mehr vorsorgen. Aber sie tun es nicht. Hier müssen wir als Versicherer nicht nur ein tolles Produkt bieten, sondern auch das Bewusstsein der Gesellschaft erreichen. Wir stellen fest, dass sensitive Gruppen – Menschen in Pflegeberufen oder solche, die jemanden betreuen – sehr viel besser ansprechbar sind. Der Arbeitgeber, der viele Betroffene hat, reagiert und installiert eine betriebliche Pflegeversicherung. Unser FEELcare ist eine echte Innovation, die sich an die Mitarbeiter richtet, die andere pflegen. Das hat sonst keiner.

Sie waren der 1. Versicherer der eine Pflegezusatzversicherung auf den Markt gebracht hat. Welche Relevanz hat für Sie das Thema Pflegeabsicherung?

Markovic-Sobau: Wir haben unsere erste Pflegezusatzversicherung 1985 eingeführt, schon lange, bevor es die Pflegepflichtversicherung gab. Pflege ist also schon lange bedeutsam für uns. Nicht zuletzt durch die Ressourcenknappheit an Pflegeheimen und Pflegekräften nimmt die Bedeutung der Pflegezusatzversicherung dennoch immens zu. Keine Absicherung zu haben heißt, sehenden Auges ins Unglück zulaufen. Pflegebedürftigkeit löst Krisen in Familien aus, Zuzahlungen von 3.000 Euro sind keine Seltenheit. Nur: Wer hat schon monatlich über 3.000 Euro Rente? Bei Ehepaaren kann es sein, dass das Ersparte, sofern vorhanden, schon beim ersten Pflegefall aufgebraucht ist.

Die Corona-Pandemie hat auch die Arbeitswelt verändert. Immer mehr Arbeitgeber ermöglichen ihren Mitarbeitern sogar, aus dem Homeoffice im Ausland zu arbeiten. Welche Herausforderungen ergeben sich hier für Mitarbeiter und Firmen?

Markovic-Sobau: Wir beobachten immer öfter das Phänomen „Workation“, also die Verbindung von Arbeit mit Urlaub in einem anderen Land. Aber auch Entsendungen nach Deutschland oder von hier aus in andere Länder nehmen zu. Die IT-Mitarbeiter sitzen oftmals in anderen Ländern, haben aber
einen deutschen Vertrag. Für all diese Gruppen ist es Aufgabe des Arbeitgebers, sich um den Krankenversicherungsschutz zu kümmern. Der Arbeitsmarkt öffnet sich immer mehr und Firmen müssen ihre Mitarbeiter gleichbehandeln.

Wie reagieren Sie als privater Krankenversicherer auf diese Entwicklung?

Markovic-Sobau: Wir helfen, dass den Arbeitgebern keine Risiken entstehen und sie ihren Beschäftigten bieten können, was diese benötigen. Für Mitarbeiter, die nach Deutschland kommen, haben wir „Hi.Germany“. Für Gruppenversicherungsverträge haben wir „Hi.World“. Darin enthalten sind bedarfsorientierte Lösungen für kürzere Auslandsaufenthalte ebenso wie für längere Entsendungen. Die Hallesche ist damit in vier strategischen Geschäftsfelder sehr gut aufgestellt: Der Vollversicherung, der privaten Zusatzversicherung, der betrieblichen Krankenversicherung und dem internationalen Firmenkundengeschäft. Denn auf vier Beinen steht es sich stabiler.

Zum gesamten EXKLUSIV Hallesche, von dem dieser Artikel Bestandteil ist, finden Sie hier.

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