Die Europäische Zentralbank kommt kurz vor Jahresende zu ihrer letzten Sitzung zusammen. Eine Änderung der Leitzinsen gilt als unwahrscheinlich. Nach Einschätzung von Florian Pfaffinger, Mitglied im Expertenrat von Dr. Klein, sprechen die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine Fortsetzung der Zinspause.
Zum Jahresausklang haben die Baufinanzierungszinsen allerdings leicht angezogen. Nach einer weitgehend stabilen Seitwärtsbewegung bewegen sie sich nun am oberen Rand des für 2025 erwarteten Korridors zwischen drei und 3,5 Prozent. Der repräsentative Zins von Dr. Klein für eine zehnjährige Baufinanzierung liegt aktuell bei 3,50 Prozent (Stand: 16. Dezember 2025).
Pfaffinger sieht die Ursachen für diese Stabilität in einem berechenbaren wirtschaftlichen Umfeld. „Im Herbst waren die Wirtschaftsdaten recht stabil. Die Inflation pendelte sich um die von der EZB angestrebte Zwei-Prozent-Marke ein, und die Konjunkturentwicklung im Euroraum verlief erwartungsgemäß. Somit verabschiedet sich der Herbst mit Blick auf mögliche Zinstreiber recht ereignislos – ein Umstand, der den Zinsen Stabilität verleiht.“
Für den Start ins neue Jahr hält Pfaffinger dennoch eine leichte Entspannung bei den Konditionen für möglich. Hintergrund ist das Verhalten vieler Banken zum Jahresanfang. „Viele Banken preisen im Januar bei gleichem Zinsniveau ein wenig aggressiver. Das heißt, sie reduzieren ihre Margen etwas, um wieder neues Volumen in die Bücher zu bekommen.“
Dadurch könnten zeitweise besonders günstige Angebote entstehen. Pfaffinger erwartet, dass Topzinsen für eine zehnjährige Zinsbindung dann leicht über drei Prozent liegen könnten. Für Kaufinteressierte, die ohnehin eine Finanzierung planen, könnten die ersten Wochen des Jahres ein günstiges Zeitfenster darstellen.
Mit Blick auf die Geldpolitik sieht Pfaffinger aktuell keinen Handlungsdruck für die EZB. „Es besteht aktuell kein Handlungsbedarf seitens der Europäischen Notenbank.“ Zwar sei die Inflation im November leicht gestiegen, doch mit 2,2 Prozent im Euroraum und 2,6 Prozent in Deutschland liege sie weiterhin im Zielkorridor der Notenbank.
Laufzeitfrage rückt in den Fokus
Neben dem Zeitpunkt gewinnt die Wahl der Zinsbindung an Bedeutung. Das derzeit moderate und zugleich stabile Zinsniveau stellt viele Kaufinteressierte vor die Frage nach der passenden Laufzeit. Eine allgemeingültige Empfehlung gebe es laut Pfaffinger nicht, wohl aber klare Leitlinien. Entscheidend seien die persönliche finanzielle Situation und die individuelle Risikoneigung.
Deutlich sinkende Zinsen hält der Experte in den kommenden Jahren für eher unwahrscheinlich. „Es kann daher sinnvoll sein, sich für eine längere Festschreibung zu entscheiden, um das Zinsänderungsrisiko nach Ende der Zinsbindung zu minimieren.“ Möglich seien auch Laufzeiten von 20, 25 oder 30 Jahren, die allerdings mit höheren Zinsen verbunden seien.
So liege der Aufschlag für eine 20-jährige statt einer zehnjährigen Zinsbindung bei rund 0,3 Prozentpunkten, wobei die Konditionen je nach Bank variieren können. „Grundsätzlich ist es auch eine Typ-Frage: Wer auf sinkende Bauzinsen spekuliert, entscheidet sich vermutlich eher für eine kürzere Festschreibung. Wer sicherheitsorientiert ist oder von steigenden Zinsen ausgeht, legt sich länger fest und kann ruhig schlafen. Und wenn der Zinssatz dann doch fällt, besteht bei jeder Finanzierung nach zehn Jahren ein Sonderkündigungsrecht. Längere Zinsbindungen bieten also Schutz, aber kein Risiko.“
Konjunktur bleibt moderat
Für die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum wird ein moderater Aufschwung erwartet. In Deutschland liegen die Prognosen bei einem Wachstum zwischen ein und 1,5 Prozent. Als Treiber gelten vor allem Investitionen in die Infrastruktur sowie steigende Konsumausgaben privater Haushalte nach dem Rückgang der Inflation.
Vor diesem Hintergrund rechnet Pfaffinger kurzfristig weiterhin mit einer Seitwärtsbewegung der Baufinanzierungszinsen mit leichten Schwankungen. Mittelfristig sieht er eine Seitwärtsbewegung mit leicht aufwärtsgerichteter Tendenz.










