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BRSG II: Welche Erwartungen jetzt den bAV-Markt bestimmen

Andreas Behrens, Canada Life
Foto: Canada Life
Andreas Behrens: "Neben den Maßnahmen der Bundesregierung und qualitativ hochwertigen bAV-Lösungen braucht es fundierte Beratung, um Unternehmen und Kunden die einzigartigen Vorsorge-Möglichkeiten der Betriebsrente aufzuzeigen."

Der Kabinettsentwurf zum BRSG II durchläuft bereits das parlamentarische Verfahren. Er soll der bAV neuen Schub bringen. Parallel dazu stellt auch der Markt seine Anforderungen an die Betriebsrenten: Es geht um Renditechancen, Sicherheit und Value for Money. Ein Kommentar von Andreas Behrens, Canada Life.

Es geht endlich weiter mit dem BRSG II: Der Kabinettsentwurf befindet sich derzeit im parlamentarischen Verfahren. Er enthält Ansätze zur Entbürokratisierung, Geringverdiener-Förderung und für mehr Rendite in Betriebsrenten. All dies kann die bAV-Verbreitung stärken, gleichwohl sehen Marktbeobachter aber auch noch Luft nach oben.

Stichwort Entbürokratisierung: Künftig erleichtern Opting-out-Regelungen die Einbeziehung von mehr Beschäftigten in die bAV. Diese sollen automatisch an der Entgeltumwandlung teilnehmen, es sei denn, sie widersprechen. Möglich ist dies, sofern Arbeitgeber mittels einer Betriebsvereinbarung eine automatische Entgeltumwandlung festlegen, sofern keine tarifliche Regelung zum Arbeitsentgelt besteht. Dies kommt vielfach gut an.


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Aber laut Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen (AfW), bietet das Opting-out zwar große Chancen, doch blieben viele Arbeitgeber bei einer komplizierten Umsetzung und finanziellen Hürden wie der 20-prozentigen Zuschusspflicht außen vor. Für Entbürokratisierung soll zudem die verbesserte Portabilität von Anwartschaften sorgen, zum Beispiel beim Wechsel des Arbeitgebers oder zwischen verschiedenen Modellen.

Sinnvoll: Geringverdiener-Förderung

Menschen mit geringem Einkommen können sich ab 2027 über verbesserte steuerliche Konditionen freuen: Der bAV-Förderbetrag für Geringverdiener wird angehoben – von 960 auf maximal 1200 Euro – und dynamisiert. So bleiben Arbeitnehmer bei Lohnsteigerungen automatisch im Förder-Rahmen.

Schon ab dem ersten Juli 2026 gibt es auch Verbesserungen für Bezieher von Teilrenten: So genügt eine Teilrente der gesetzlichen Rentenversicherung, um eine vorzeitige Altersleistung aus einer bAV zu beziehen. Bislang brauchte es dafür noch eine gesetzliche Vollrente.  

Und auch das Sozialpartnermodell (SPM) soll gestärkt werden. So sollen nichttarifgebundene Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Anwendung einer einschlägigen tariflichen Regelung über ein Sozialpartnermodell vereinbaren können – mit Zustimmung der das Sozialpartnermodell tragenden Tarifvertragsparteien. Ob dies zu einer Stärkung des SPM beiträgt, darf jedoch bezweifelt werden, da bisher erst wenige SPM umgesetzt sind und die Hürden zur Bildung eines SPM mit dem BRSG II nicht vermindert werden. 

Mehr Rendite in der bAV: Was hilft wirklich?

Ob das BRSG II mehr Renditechancen in die Betriebsrenten bringen wird, ist Gegenstand von Diskussionen. Hier bleiben die Ansätze vielfach hinter den Erwartungen des Marktes zurück. Eine aktuelle Makler-Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Heute und Morgen für Canada Life durchgeführt hat, zeigt den Wunsch nach mehr Flexibilität in der Kapitalanlage: Nahezu alle Befragten (99 %) halten für entscheidend, dass das Garantie-Rendite-Verhältnis je nach Risiko-Präferenz des Kunden festgelegt werden kann. Und 87 Prozent denken, dass Arbeitgebern eine variable Fondsauswahl mit unterschiedlichen Anlageklassen und Schwerpunkten wichtig ist.

In unserem aktuellen bAV-Update haben wir das Verhältnis von Garantien und Renditechancen übrigens variabel gestaltet und auf Wunsch eine Fondsauswahl eingeführt – für alle Durchführungswege. Da das Thema Sicherheit im bAV-Markt nach wie vor eine wichtige Rolle spielt, geben wir einen Garantierahmen vor – Kunden können hier ihre Beitragsgarantie zwischen 60 und 90 Prozent bei unserem Unitised-With-Profits- (UWP) Fonds als Garantiekomponente festlegen und zwischen 60 und 80 Prozent beim Automatischen Portfolio Management (Serie bAV). Möglich ist uns dies durch unseren Firmensitz in Irland mit deutscher Niederlassung.

Deutliche Stimmen für mehr Renditechancen gab es schon vor dem BRSGII-Entwurf. Etwa Dr. Michael Karst, Managing Director, Leiter Legal, Tax, Accounting, Retirement bei Willis Towers Watson. Er erklärte auf dem „Zukunftsmarkt Altersvorsorge“ im März dieses Jahres, dass es besonders hinderlich für die bAV sei, dass  für sie strengere Anforderungen gelten, während bei der pAV garantiefreie Produkte zur Verfügung stünden. Neben Dr. Karst und dem GDV empfiehlt auch Stefan Oecking, Vorsitzender des Institut der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung (IVS) , eine Absenkung der Garantievorgaben.

Value for Money: Das will die Aufsicht

Zu guter Letzt ergeben sich auch aus den Vorgaben der Aufsicht Anforderungen an die Betriebsrenten. Das Stichwort Value for Money steht für den angemessenen Kundennutzen. Wie wichtig klar formulierte Zielmärkte dafür sind, unterstrich kürzlich Julia Wiens, Exekutivdirektorin Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht der Bafin. Wiens erwartet passgenaue Definitionen statt extrem breit gefasster Formulierungen, die alle Menschen vom Studierenden bis zum Ruhestandsanwärter einschließen.

Eine verständliche Forderung, der wir beim Zielmarkt für unsere Betriebsrente übrigens schon lange nachkommen: Wir informieren zum Beispiel darüber, dass bei einem renditeorientierten Produkt Wertschwankungen am Kapitalmarkt auftreten können. Wir erwähnen, dass unsere bAV-Garantien bedingungsgemäß zum Rentenbeginn greifen. Auch genaue Informationen zu unseren Fonds halten wir auf unserer Website bereit, zum Beispiel die Risikoklasse, Asset Allocation und die mögliche Renditeerwartung. Dies erleichtert es Vermittlern und Kunden, sich zu informieren und letztendlich die passende Auswahl zu treffen – für die Altersvorsorge generell und in der bAV. Ausreichende Renditechancen stellen auch beim Thema Kosten einen wichtigen Faktor dar, denn vergleichsweise günstige Tarife werden die Kunden bei karger Rendite sicher nicht automatisch zufrieden stellen.

Die Rating-Agentur Assekurata weist im Zusammenhang mit Value for Money auf die Bedeutung von Qualitätsberatung hin. Denn deutsche Sparer stünden risikoreicheren Produkten häufig skeptisch gegenüber, obwohl diese langfristig höhere Erträge bieten können. Die Rating-Agentur empfiehlt eine differenzierte Betrachtung von Rendite, Risiko und Kosten, um das Vertrauen der Verbraucher in die Altersvorsorge zu stärken.

Dem schließe ich mich an: Ich denke, dass es neben den Maßnahmen der Bundesregierung und qualitativ hochwertigen bAV-Lösungen fundierte Beratung braucht, um Unternehmen und Kunden die einzigartigen Vorsorge-Möglichkeiten der Betriebsrente aufzuzeigen und letztendlich für eine stärkere Verbreitung der bAV zu sorgen.

Der Autor Andreas Behrens ist Senior Manager Sales Operations and Solutions Canada Life, Köln

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