Das Segment der Multi-Asset-Fonds erlebt eine Renaissance. Wieder fließen frische Mittel, Anleger suchen Stabilität und Rendite gleichermaßen – und Vermittler entdecken das Thema neu. Doch wie sieht modernes Multi Asset heute aus? Wir sprachen mit Nils Hemmer, Country Head Germany & Austria bei Carmignac
Transskript des Videos
Herr Hemmer, die Finanzmärkte bleiben anspruchsvoll: hohe Zinsen, geopolitische Unsicherheiten und eine schwankende Konjunktur. Wie navigiert Carmignac durch dieses Umfeld mit seinen Multi-Asset-Strategien?
Hemmer: Sie sprechen, glaube ich, einen perfekten Sturm an – für unsere Vermittler und für uns als Produktgeber. Das sind wirklich große Herausforderungen, denen man sich in der täglichen Beratung stellen muss.
Wir haben das für uns so gelöst, dass wir sehr viel in eigene Systeme und auch in eigene Teams investiert haben, um diese Unwägbarkeiten des Marktes etwas besser berechenbar zu machen. Das zeigt sich vor allem seit der Übernahme des Portfolio-Management-Teams: mit einer sehr, sehr guten Performance, einem niedrigen Drawdown und einer klaren Fokussierung auf Dinge, die besser antizipierbar sind und dem Kunden damit ein Stück weit mehr Berechenbarkeit geben.
In den Assetklassen hat sich grundsätzlich nicht so viel geändert. Wir glauben weiterhin stark an Aktien, wir glauben an Fixed Income, wir glauben an Devisen als Werttreiber. Aber das, was darunter liegt – also wie man es konkret umsetzt oder welche Themen man in den Fokus setzt –, das erfordert sicherlich eine besondere Expertise.
Ein Beispiel ist sicherlich der Tech-Bereich, der in den vergangenen Jahren ein großer Treiber bei Aktien war. Hier haben wir uns mit Christopher Barrett verstärkt, einem ausgewiesenen Experten für diese Themen. Das ist auch klar an der Performance ablesbar. Auf der anderen Seite haben wir beim Thema Drawdown-Management mit Jack Hirsch einen absoluten Makro-Overlay-Experten, um Marktschwankungen abzufedern und für den Kunden am Ende eine geglättete Performance zu erwirtschaften.
Der Carmignac Patrimoine ist ja seit Jahren ein Flaggschiff im Markt. Wie hat sich der Fonds strategisch entwickelt?
Hemmer: Das ist sicherlich ein Produkt, bei dem wir auf ein verändertes Marktumfeld reagiert haben. Vor zehn Jahren hatten wir ganz andere Märkte als heute. Früher haben Korrelationen im Bereich Fixed Income oder Equities gut funktioniert, das ist heute nicht mehr so.
Deshalb haben wir den Managementstil an dieser Stelle angepasst – auch mit einem neuen Team. Seit 2023 arbeiten wir hier mit einem neuen Setup, das mehrere Performance-Treiber kombiniert: die Aktienseite mit einem absoluten Star-Manager und starker Tech-Expertise, dazu das Makro-Overlay-Team und das Fixed-Income-Team. Diese einzelnen „Buckets“ arbeiten zusammen, und wenn man sich die Performance-Attribution anschaut, liefert jeder einzelne Bereich seinen Beitrag.
Das ist eine klare Weiterentwicklung und Ausdruck der Evolution des Fonds. Wir sprechen über 36 Jahre Track Record und rund sieben Prozent Performance im Schnitt. Es gibt sehr gute Jahre, es gibt Jahre, die vielleicht nicht ganz so gut sind, aber im Durchschnitt ist das etwas, womit der Kunde gut schlafen kann und aus unserer Sicht eine gute Rendite erzielt.
Mit dem Carmignac Investissement setzen Sie vor allem auf globale Wachstumsaktien. Wo sehen Sie aktuell die spannendsten Chancen?
Hemmer: Der große Vorteil des Investissement ist, dass wir sehr breit investieren können. Aktuell finden sich wirklich sehr gute Titel, auch im Tech-Bereich. Aber nicht nur in den USA. Die stärkste Position im Investissement ist beispielsweise ein Tech-Titel aus Asien – ein Markt, an den man vielleicht nicht als Erstes denkt.
Hier verfügen wir über eine entsprechende Expertise. Das Thema Künstliche Intelligenz wird uns in den kommenden Jahren auf jeden Fall begleiten. Gleichzeitig können wir auch andere Titel beimischen: etwa Softwareunternehmen, die in den vergangenen Monaten deutlich an Wert verloren haben und wieder einen Blick wert sind, oder auch den Healthcare-Bereich, wo es einige gefallene Titel gibt, die mit Blick nach vorn wieder interessante Investmentchancen bieten.
Unser Vorteil ist, dass wir die gesamte Wertschöpfungskette im Tech-Bereich in der Selektion abdecken können und gleichzeitig über den Tellerrand hinausblicken. Emerging Markets liegen Carmignac traditionell sehr am Herzen, wir haben dort eine starke Expertise. Entsprechend sehen wir auch hier interessante Themen im Investissement und eine sehr starke Outperformance gegenüber dem MSCI.
Das ist die eine Seite. Die andere Seite sind Laufzeitfonds, die aktuell einen regelrechten Boom erleben. Wodurch zeichnen sich die Laufzeitfonds von Carmignac aus und wie unterscheiden sie sich vom Wettbewerb?
Hemmer: Das ist ein guter Punkt. Die Aktienfonds sind eher für den offensiven Anleger, den Chancensucher. Laufzeitfonds hingegen sind für den defensiven Anleger geeignet, der sich eine möglichst vorhersehbare Rendite wünscht.
Als wir die Laufzeitfonds entwickelt haben, war genau das die Idee. Wir befanden uns damals in einem Umfeld negativer Verzinsung und wollten für Vermittler ein Instrument schaffen, mit dem sie Fresh Money akquirieren können.
Die Produktkonstruktion kommt aus unserem Credit-Team unter der Leitung von Pierre Verlé. Die Idee ist, einen hohen Carry zu erzielen und damit eine prognostizierbare Rendite über fünf Jahre zu ermöglichen. Wir haben inzwischen mehrere Vintages dieser Fonds, alle mit einer – so das Feedback – sehr zufriedenstellenden Wertentwicklung. Vor einem Jahr hatten wir rund zwei Milliarden Euro in den Laufzeitfonds, heute sind es über vier Milliarden.
Das zeigt, dass das Thema weiter an Bedeutung gewinnt. Vermittler haben damit ein Werkzeug, um neue Kundengelder und auch neue Kundengruppen zu erschließen. Das hat sehr gut funktioniert und macht die Laufzeitfonds zu einer attraktiven Lösung für defensive Anleger.
Abschließend gefragt: Wie wollen Sie das Vertrauen der Anleger in Carmignac und insbesondere in Ihre Multi-Asset-Kompetenz in Deutschland weiter stärken?
Hemmer: Guter Punkt. Wir sind natürlich Teil einer sehr quantitativen Branche – unsere Produkte stehen täglich im Wettbewerb und müssen sich über die Performance beweisen. Gleichzeitig würden wir den Anlegern empfehlen, auch eine zweite Perspektive einzunehmen. Wir sind eher etwas für Kunden, die ein höheres Maß an Sicherheit suchen.
Wir wissen um unsere starke Marktposition, insbesondere bei freien Vermittlern mit dem Patrimoine. Entsprechend hoch ist unsere Wahrnehmung. Durch das neue Portfolio-Management-Team und die starke Performance hat sich das noch einmal verstärkt. Aber Vertriebserfolg besteht nicht nur aus Produktperformance – auch wenn diese natürlich essenziell ist.
Wir konnten in den vergangenen Jahren auch über Service punkten: durch die Erklärbarkeit unserer Produkte, durch unsere Nähe zu den Vermittlern und dadurch, dass wir wirklich für sie da sind. Hinzu kommt die Kommunikation: Inhalte, die wir für unsere Vermittler aufbereiten, damit sie diese wiederum mit ihren Endkunden besprechen können – etwa zur aktuellen Marktentwicklung oder zu Portfolioveränderungen.
Gerade rund um das Thema Technologie gibt es sehr spannende Inhalte, die helfen, auch schwierigere Marktphasen besser einzuordnen. Dieser Dreiklang aus Performance, Service und Kommunikation ist aus unserer Sicht entscheidend.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und ist für uns auch eine gute Gelegenheit, unseren Beratern Danke zu sagen. Wir hatten nicht nur auf der Performance-Seite, sondern auch bei den Nettomittelzuflüssen ein extrem starkes Jahr. Vertrauen wächst – und wir arbeiten jeden Tag hart daran, dieses weiter auszubauen.
Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Hemmer.
Hemmer: Danke Ihnen, Herr Milewski.












