Die Gräfer-Kolumne: Mehr als „nur“ gut fürs Klima – warum der Impact-Begriff ein Update braucht

Foto: Die Bayerische
Martin Gräfer ist Vorstand der Bayerischen

„Zeigt her euren Impact“, schallt es uns in der Versicherungsbranche von Verbraucherschützern, Medien und NGOs entgegen, wenn es um die Nachhaltigkeit von ESG-Fonds geht. Und in der Tat sehe ich die Assekuranz in der Pflicht, ihre Produkte nicht nur grün zu labeln, sondern den Nutzen ihrer Investitionen konkret zu machen. Die Kolumne von Martin Gräfer, Vorstandsmitglied Versicherungsgruppe die Bayerische.

Dennoch wird mir die öffentliche Debatte zu einseitig geführt. Denn nachhaltige Wirkung darf sich nicht nur auf CO₂ und Umwelt beziehen, sondern muss sich auch in der Beratung und im Leben des Kunden niederschlagen. Zeit für ein ganzheitliches Update.

Impact für Mensch und Umwelt

Nachdem die EU im Rahmen von Offenlegungsverordnung und Taxonomie zwar oft verwirrende, dennoch aber spezifische Richtlinien für ökologische Investments definiert hat, schippert bereits ein weiterer Regulierungstanker auf unsere Branche zu: das „S“ in ESG. Anders als bei ökologischen Investments, die sich zum Beispiel anhand konkreter CO2-Reduktionswerte leichter operationalisieren lassen, steht vielen Branchenakteuren in Sachen Soziales heute noch ein großes Fragezeichen in die Augen geschrieben.

Darüber wie soziale Kriterien in nachhaltigen Finanzprodukten aussehen müssen, sind sich selbst die EU-Beamten noch uneinig: Gerade an der Messbarkeit hapern viele Vorschläge. Indem sich Anbieter auf die Einhaltung bestimmter Normen, wie beispielsweise die Sozialstandards der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), verpflichten, ist konkreter Impact noch nicht nachgewiesen. Zumindest aber erhalten Anleger damit eine gewisse Sicherheit darüber, dass ihr Geld in keine Betriebe mit menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen fließt. Die Stimmrechtausübung ist für verantwortungsbewusste Investoren ein weiterer Hebel, um Unternehmen zur Einhaltung besserer Sozialstandards zu bewegen.

Noch konkreter – und vor allem messbarer – wird ökologischer und sozialer Impact im Bereich von Sachwert-Investments. Über die Investitionen der Pangaea Life in nachhaltige Wohnquartiere bauen wir mit unseren Kundinnen und Kunden beispielsweise dieses Jahr rund 2.000 neue Wohnungen in deutschen Großstädten. Hunderte neue Kitaplätze entstehen dort, wo Eltern verzweifelt nach ihnen suchen. Hohe Energieeffizienzstandards sorgen für massive Einsparungen bei den Emissionen. Solche langfristigen Sachwert-Investments in Anlagen wie Infrastruktur, Energie oder Digitalisierung sind es, die im Zuge der Neugestaltung sogenannter ELTIFs (European Long-Term Investment Funds) in den kommenden Jahren auch für Kleinanleger deutlich attraktiver werden – und sozialen wie ökologischen Impact deutlich einfacher nachvollziehbar machen.

Impact für die Beratung

Beraterinnen und Berater sind der entscheidende Impact-Multiplikator. Sie bereiten Wege für Menschen, über die sie mit ihrem Geld Rendite mit einer positiven Wirkung für das größere Ganze vereinen. Daher: Kein nachhaltiger Impact ohne eine kompetente, individuelle und vor allem ganzheitlich an den Bedürfnissen des Kunden ausgerichtete Beratung. Ein Schlüssel, um Investitionen mit messbarer positiver Wirkung eine breitere Basis in unserer Gesellschaft zu bereiten ist es daher, Vermittlerinnen und Vermittler noch besser in der Beratung zu diesen Produkten zu unterstützen.

Wie das aussehen kann? Die Devise muss lauten: vom Verstehen zum Erleben. Dafür bedarf es mehr als stimmiger Marketing-Broschüren. Um nachhaltigem Impact auf breiter Basis zum Durchbruch zu verhelfen, stehen Vermittler vor der Aufgabe, ihre Kunden nicht nur zu informieren, sondern zu begeistern. Das nötige Werkzeug hierfür muss (auch) von den Produktgebern kommen: Digitale Investmentreisen per VR-Brille, wie die Bayerische sie Vermittlern bei ihren Pangaea Life Fonds anbietet, verwandeln die Beratung in ein solches Erlebnis. Impact erleben heißt es auch bei der Corporate-Volunteering-Plattform „lets“, über die zum Beispiel Kunden in der bAV einen unmittelbaren Zugang zu nachhaltigem Engagement erhalten.

Unsicherheit und Zögern sind die schlechtesten aller Optionen, wenn Kunden in der Beratung nachhaltiger Produkte genauer nachfragen. Liegen dem Vermittler nur lückenhafte Informationen vor, gerät in den Augen des Kunden schnell die ganze Beratung in Misskredit. Generell gilt: Je nachvollziehbarer und greifbarer eine Beraterin die Wirkung eines Anlageprodukts demonstrieren kann, desto mehr Mittel werden langfristig in nachhaltige Anlagen fließen. Ergo: Mehr Impact.

Wichtig ist mir ein letzter Punkt, um den wir den Impact-Begriff in der Beratung erweitern sollten: die positive Wirkung auf den Erfolg des individuellen Vermittlers. Eine exzellente Vertriebsunterstützung, faire Vergütungsmodelle und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Feedback-Kultur auf Augenhöhe bilden den entscheidenden Qualitäts-Impact in der Beziehung Versicherer-Vermittler – und damit die Basis für die bestmögliche Beratung. Auch das sollten wir uns bei der Impact-Diskussion immer vor Augen halten.

Impact für den Kunden

Was bedeutet Impact für unsere Kunden? Zeigt sich Nachhaltigkeit in einem Finanzprodukt wirklich nur darin, dass das angelegte Geld im Außen eine positive Wirkung entfaltet? Für mich greift das zu kurz. Rendite wird zu Unrecht oft nicht als elementarer Teil von Nachhaltigkeit betrachtet.

Dabei ist Rendite Impact in Reinform: Indem sie dem Kunden Sicherheit, Zuversicht und Freiheit auf der finanziellen Ebene verschafft, trägt sie maßgeblich zur Erhaltung und Erhöhung von Lebensqualität bei. Denn Altersarmut bleibt eine der größten strukturellen Probleme unserer so wohlhabend scheinenden Gesellschaft. Ein weiter Faktor: Die Beziehung zwischen finanziellen Sorgen und Depression sowie Angststörungen ist wissenschaftlich breit belegt. Unseren Kunden Lösungen aufzuzeigen, wie sie ihre finanzielle Sicherheit in die eigene Hand nehmen, ist der entscheidende nachhaltige Impact, den wir mit unserem täglichen Tun in der Beratung erreichen können.

Jegliche Unkenrufe über die Unvereinbarkeit von Rendite und nachhaltigem Impact verhallen schon lange im Leeren. Ein Beispiel der ersten Maiwoche aus meinem Hause demonstriert diese Symbiose verschiedener Impact-Typen besonders trefflich: Am Montag wurden unsere beiden Sachwerte-Fonds der Pangaea Life in einem großen Rating von Handelsblatt und Assekurata zu den zwei besten gemanagten Fonds auf dem deutschen Markt erkoren. Ein Hauptkriterium der Experten: die kontinuierliche Rendite der beiden nachhaltigen Fonds. Keine 48 Stunden später räumte Pangaea Life den ersten Platz in der Kategorie Impact Investing auf dem ESG Transformation Award in Frankfurt ab. Im Vordergrund hier: der Nutzen für Ökologie und Soziales.

Gut für Mensch & Umwelt, gut für Beratung & Berater, gut für die Kunden – machen wir den neuen Impact-Dreiklang zur Richtschnur nachhaltigen Investierens.

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