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Warum die Riester-Rente eine Renaissance erlebt

Riester Rente
© Bildagentur PantherMedia / Randolf Berold
Viele Versicherer beklagen, dass das Image der Riester-Rente zu Unrecht in der öffentlichen Wahrnehmung gelitten hat.

Sie galt bereits als klinisch tot. Die Riester-Rente litt lange unter Niedrigzinsphase und unwirtschaftlicher Beitragsgarantie. Mit der deutlichen Anhebung des Höchstrechnungszinses kommt nun wieder Leben in das geförderte Altersvorsorgeprodukt. Wie nachhaltig ist dieser Trend? Von Oliver Lepold

Als die Riester-Rente vor 23 Jahren eingeführt wurde, sollte sie das absinkende Rentenniveau als Ergänzung der gesetzlichen Rente auffangen. Und zwar für alle. Mit staatlichen Zulagen gefördert erreichte die Anzahl der Riester-Rente in 2017 mit 16,607 Millionen Policen ihren Höhepunkt. Danach setzte die anhaltende Niedrigzinsphase das mit strengen Garantievorgaben versehene Produkt immer weiter unter Druck. Als 2022 der Höchstrechnungszins auf 0,25 Prozent fiel, gaben nicht wenige Anbieter auf. Unrentabel und zu teuer lautet das Urteil von Branchenexperten.

Zu Reformen an der Produktkonzeption konnte sich die Politik bis dato nicht durchringen. Ergebnis: „Das Riester-Neugeschäft ist in den vergangenen Jahren drastisch eingebrochen. In 2024 wurden nur noch rund 31.000 versicherungsförmige Riester-Verträge abgeschlossen. Im Vergleich dazu betrug diese Zahl im Jahr 2021 noch über 300.000“, umreißt Michael Hauer, Institut für Vorsorge und Finanzplanung, das Ausmaß. Für das aktuelle Jahr stehen noch keine Zahlen zur Verfügung.


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Viele Versicherer beklagen jedoch, dass das Image der Riester-Rente zu Unrecht in der öffentlichen Wahrnehmung gelitten habe. „Die mediale Berichterstattung hat bei vielen Kunden Verunsicherung hervorgerufen. Dadurch war es für unsere Vermittler in den vergangenen Jahren mitunter herausfordernd, die vielfältigen Vorteile der Riester-Rente zu vermitteln“, so Eric Bussert, Vorstand Vertrieb und Marketing bei der HanseMerkur.

Zinsanstieg lässt Riester attraktiver wirken

Der in diesem Jahr auf 1,0 Prozent erhöhte Höchstrechnungszins kommt der Riester-Rente im Vertrieb zu Gute. „Für Kundinnen und Kunden steigen in diesem Zusammenhang die garantierten Renten – ein weiteres Verkaufsargument. Die Anbieter können die obligatorische Garantie der gezahlten Beiträge und Zulagen kalkulatorisch wieder darstellen – somit stellt der höhere Höchstrechnungszins eine Erleichterung für die Kalkulation dar“, betont Jens Göhner, Leiter Produktmarketing der Stuttgarter.„In den aktuellen Tarifen sorgen die neuen Rechnungsgrundlagen für höhere mögliche Fondsinvestitionsquoten in den Verträgen über die Laufzeit und dadurch für mehr Chancen auf höhere Ablaufleistungen. Zudem können wir einen höheren garantierten Rentenfaktor anbieten“, unterstreicht Thomas Pollmer, Leiter Produktmanagement Leben bei der Continentale Versicherung.

Thomas Pollmer, Continentale: „Förderungssystem sollte bürokratisch deutlich entschlackt werden.“

Daher kommen wieder einige Versicherer, die den Markt verlassen hatten, mit einem Riester-Angebot zurück, das Angebot wird folglich wieder breiter. „Das ist ein positives Signal an die Vermittler und belebt den Wettbewerb. Es bestärkt uns in unserer Entscheidung, auch in einem herausfordernden Umfeld kontinuierlich die Riester-Rente anzubieten“, so Pollmer weiter. Andere Wettbewerber warten noch ab. „Als die Bayerische haben wir uns zunächst einmal dagegen entschieden, einen neuen Riester-Tarif anzubieten. Wir wollen die politische Lage abwarten“, bekundet Maximilian Buddecke, Leiter Persönlicher Vertrieb, die Bayerische. Auch die Stuttgarter bietet aktuell kein Riester-Produkt im Neugeschäft an, denkt jedoch über die Öffnung eines ihrer Anlagekonzepte für die Riester-Rente nach.

Die Continentale weist zudem darauf hin, dass die in den vergangenen Jahren mit einem niedrigeren Rechnungszins angebotenen Tarife keinesfalls schlechter waren. „Bestehende Riester-Verträge sollten auf jeden Fall aufrechterhalten werden, da die damalige Kalkulation auch Vorteile bot und moderne Produkte – wie unser Riester – trotzdem attraktiv waren“, so Continentale-Experte Pollmer. Um am aktuell wieder höheren Rechnungszins und den damit möglichen höheren Rentenfaktoren zu profitieren, hat die Continentale ihren Kunden schon immer eine Günstigerprüfung zugesichert. Das bedeutet, wenn der Kunde in Rente geht, prüft der Versicherer, ob der ursprünglich vereinbarte oder der dann aktuelle Rentenfaktor höher ist. Die Rente wird dann auf Basis des besseren Faktors berechnet.

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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