Die sieben größten Fehler bei Themeninvestments

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Mithilfe von Themeninvestments können Investoren gezielt in den strukturellen Wandel investieren. Doch es lauern auch Fallen, die Investoren unbedingt erkennen und vermeiden sollten.

Anlagen in bestimmte Themenfelder der Zukunft, sogenannte Themeninvestments, sind eine verlockende Möglichkeit, von den wichtigsten strukturellen Veränderungen unserer Zeit zu profitieren. Bekannte Beispiele sind etwa die Branchen rund um Wasserstoff, E-Mobilität oder das Internet of Things (IoT). Doch einige der heute verfügbaren thematischen Anlagen sind kaum mehr als geschicktes Marketing und erzielen langfristig keine Mehrrenditen.

Doch wenn sich Anleger die richtigen Fragen stellen, können sie das raue Meer der Themeninvestments unbeschadet befahren. Wer hingegen unvorbereitet auf sein Schiff steigt, der wird Fehler machen, die echtes Geld kosten können. Daher gilt es, die sieben größten Fehler bei Themeninvestments zu vermeiden.

Erster Fehler: Luftleere Narrative

Thematische Strategien sind besonders anfällig für fesselnde, aber letztlich leere Marketing-Narrative. Diese hören sich zumeist fabelhaft an, liefern aber keine echte Renditechancen. „Das wird das neue Internet“, „in zehn Jahren benutzt das jeder“ – wer kennt die Aussagen nicht, die zumeist mit auf Hochglanz polierten Präsentationen oder Videos vermittelt werden. Investoren müssen darauf achten, nicht auf das oftmals hervorragende Marketing reinzufallen.

Luftleere Narrative tummeln sich vor allem bei Ein-Themen-Strategien. Dann Narrativen setzen besondere Anreize für den sogenannten Confirmation Bias. Investmentteams suchen nur noch nach Beweisen, die ihre eigene Strategie bestätigen und ignorieren alles andere. Wenn diese Teams nun nur ein Thema bearbeiten, muss dieses ein absolutes Zukunftsthema sein – sonst wäre ihr Job sinnlos. Die luftleeren Narrative können damit zur Kardinalsünde werden: Wenn der einzige Grund für eine Ein-Themen-Strategie in Luft aufgeht, verschwindet mit ihm zumeist auch das Geld der Investoren.

Ein-Themen-Strategien verlagern so nahezu das komplette Risiko auf den Investor. Denn er muss sich jedes Mal aufs Neue fragen: Ist dieses Themenfeld wirklich eine gute langfristige Investition oder nur eine schön verpackte luftleere Idee? Dieses Risiko kann wie so oft durch Diversifikation verringert werden: Investoren sollten mehrere Themeninvestments gleichzeitig wählen, um vor einem plötzlichen Totalverlust geschützt zu sein.

Zweiter Fehler: Vernebelte Prognosen

Insbesondere wenn sie ins nächste Jahrzehnt reichen, sind Prognosen bestenfalls ungenau und schlimmstenfalls gefährlich. Investoren sollten Anlagemanager fragen, woher genau ihre Ideen stammen. Und dabei sollten Investoren Ideen bevorzugen, die auf Erfahrungen aus der realen Welt und nicht aus einem vermeintlichen allgemeinen Konsens stammen. Bei Lazard beispielsweise beziehen wir die meisten unserer Ideen aus Gesprächen mit Unternehmen. Sie müssen schließlich das Geld für bestimmte Strukturwandel in die Hand nehmen, anstatt nur darüber zu reden.

Auch wenn sie von der Vision eines Managers begeistert sind: Manager können nicht verlässlich in die Zukunft gucken. Merkmale wie 10-Jahres-Kursziele oder extrem übergewichtete Positionen sollten für Investoren Alarmzeichen sein. Die wichtigste Frage lautet: Scheint das Management-Team die Tatsache der langfristigen Ungewissheit zu akzeptieren und kommuniziert es die eigenen Grenzen bei der Prognose?

Dritter Fehler: Zu weiter Fokus

Thematische Anlageideen sind wie ein Vorschlaghammer: Im Grunde einfache Strategien, die mit einer großen Kraft versuchen, ihr Ziel zu erreichen – so aber bei Fehlern auch dauerhafte Schäden in den Portfolios hinterlassen können. Themen, die zu weit gefasst sind, zielen möglicherweise nicht auf die tatsächliche Renditechance ab, denn nur diese spezifischen, strukturellen Veränderungen genieren wirkliche Rendite beim thematischen Investieren.

Dabei können sich Themen im Laufe der Zeit weiterentwickeln. Auch die zugrundliegenden Trends können kommen und gehen. Diese Bewegungen sind meist zu fein für den mächtigen Vorschlaghammer. Bei Themeninvestments gilt: Das Design der Themen sollte lieber präzise sein, anstatt eine allumfassende Vision zu verkaufen. Oder um im Bild zu bleiben: Anlagemanager sollten ein Skalpell und keinen Vorschlaghammer nutzen.

Vierter Fehler: Engstirnigkeit

Aktien, die als perfekte Kandidaten für ein Thema erscheinen, können in Wirklichkeit sehr wenig Relevanz haben. Ein Beispiel dafür ist der sogenannte „Capitalization Bias“. Anlagemanager kaufen bevorzugt Small- und Mid-Cap-Aktien ein, um Themen durch „Pure Plays“ oder „Disruptoren“ abzubilden. Dabei vergessen sie die Vorteile der Large-Caps: Skaleneffekte und oftmals viel Kapital zur Weiterentwicklung.

Deswegen müssen Investmentmanager über einfache Einordnungskriterien hinausblicken und Aktien auswählen, die wirklich von den verschiedenen potenziellen Treibern des Strukturwandels profitieren. Werte sollten nicht um jeden Preis nur wegen einer vermeintlichen thematischen Übereinstimmung gekauft werden.

Fünfter Fehler: Einseitigkeit

Es nützt nichts, in angeblich mehrere Themen zu investieren, wenn sie unter der Oberfläche doch alle gleich sind. Eine überlegte thematische Strategie sollte versuchen, mehrere Renditequellen aus verschiedenen strukturellen Änderungen zu erschließen. Und das, ohne dauerhaft von einer bestimmten Region, einem bestimmten Sektor oder einem bestimmten Stil abhängig zu sein.

Ein langfristiges Portfolio sollte also verschiedene thematische Investments haben, die am besten möglich wenig miteinander korrelieren. Das schützt Kapital und Nerven.

Sechster Fehler: Tunnelblick

Viele thematischen Strategen vergessen, nicht-finanziellen Aspekte in ihre Analyse einzubauen. Gute Investoren hingegen haben Megatrends, wie zum Beispiel ESG-Investing, auch in ihrer Nische immer im Blick.
Dabei beobachten mein Investmentteam und ichin der Praxis, dass Manager oftmals drei Fehler begehen, wenn es beispielsweise um den Megatrend Nachhaltigkeit geht: Das Thema wird entweder ignoriert, oder es werden Lippenbekenntnisse geäußert, oder Nachhaltigkeit wird nur oberflächlich integriert. Deswegen sollte jeder Investor in seine Entscheidung sowohl die traditionelle Fundamentalanalyse als auch nachhaltigkeitsbezogene Faktoren, wie ESG-Kriterien, berücksichtigen. Denn sie können ganze Strategien zu Fall bringen oder in neue Höhen katapultieren. Das gilt insbesondere bei Themeninvestments, die meist genau auf solche Bewegungen setzen.

Siebter Fehler: Der falsche Lebenslauf

Assetmanager mit echter Erfahrung im Bereich der Themeninvestments sind selten. Umso wichtiger ist es, den Lebenslauf eines Managers zu studieren. Denn für einen erfolgreichen Themeninvestor braucht es mehr als langjährige Erfahrung in den Märkten auch dann, wenn ein Manager sich schon lange auf bestimmte Regionen und Branchen spezialisiert hat. Denn bei Themeninvestments geht es vielmehr darum, strukturelle Veränderungen unserer Gesellschaft zu antizipieren.

Ich bin der Überzeugung, dass man einen Blick für solche Veränderungen erst durch spezifisches Training und einschlägige Erfahrung in der Branche der Themeninvestments entwickelt. Dabei kann es besonders hilfreich sein, die eigenen Erwartungen oder die des Anlagenmanagers mit einer unabhängigen Meinung eines erfahrenen Analysten zu vergleichen. Dieser Realitätscheck tut unserer Erfahrung bei jedem einzelnen Themeninvestment gut.

Wer diese sieben Fehler vermeidet, ist bereit, seine Segel für die raue See der Themeninvestments zu hissen. Wie im echten Leben gibt es hier wahre Schätze zu finden – besonders wenn man weiß, welche Gegenden man lieber vermeiden sollte.

Autor Nicholas Bratt ist Portfolio Manager/Analyst im Global Thematic Equity Team von Lazard Asset Management.

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