Wenn der Spaß am Spiel in der Notaufnahme endet: Auch 2024 führt Fußball die Liste der häufigsten Sportunfälle in Deutschland klar an. Laut aktueller Statistik der Ergo Versicherung wurden 2.425 Unfälle im Zusammenhang mit dem beliebten Mannschaftssport gemeldet – das entspricht einem Anteil von 36,7 Prozent und einem Anstieg um 8,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen sind Knie, Bänder, Sprunggelenke und Schultern. Das Verletzungsbild dominieren allerdings Klassiker wie Kreuzbandrisse oder Meniskusschäden.
Ski, Bike, Ball: Die weiteren Spitzenreiter
Seinen dauerwährenden Platz zwei verteidigt auch der Skisport. Insgesamt 929 Meldungen gingen bei Ergo ein. Auf Skiern oder im Bob steigt die Unfallgefahr durch überfüllte Pisten, schlechte Sicht und schwache Kondition. Erfreulich: Insgesamt sind es 11,1 Prozent weniger Verletzungen als noch 2023.
Auch der Blick auf die Zahlen der vergangenen zehn Jahre gibt Anlass zur Hoffnung: 2024 lag der Anteil mit 14 Prozent unter dem langjährigen Schnitt von 15,1 Prozent. Dass es weniger Unfälle gab, könnte auch daran liegen, dass in beliebten Skigebieten zunehmend der Schnee fehlt. 2024 blieben deshalb einige Skilifte und Pisten geschlossen.

Dritter in der Statistik ist der Radsport mit 684 Fällen (10,3 %). Die Zunahme um über fünf Prozent dürfte nicht zuletzt auf die wachsende Zahl von E-Bikes und Radfahrenden im urbanen Verkehr zurückzuführen sein. Der wiederkehrende Vorschlag einer Helmpflicht erhält dadurch neue Argumentationshilfe. Was ein Helm bringt, zeigt der Wassermelonentest: Ohne Schutz platzt die Frucht bei einem Sturz aus 1,50 Meter. Mit Helm bleibt sie ganz, weil sich der Druck beim Aufprall verteilt.
Zwischen Risiko und Reiz: Sportarten auf den Plätzen vier bis zehn
Reitsport belegt mit 213 Fällen Platz vier. Zwar gingen die Zahlen leicht zurück, doch Reitunfälle gelten weiterhin als besonders verletzungsträchtig. Rund 40.000 medizinisch behandlungsbedürftige Fälle zählt die Disziplin jährlich bundesweit.
Handball folgt auf Platz fünf mit 192 gemeldeten Verletzungen (2,9 %). Trotz Rückgangs bleibt der körperbetonte Sport eine unfallträchtige Disziplin – auch auf höchstem Niveau: So musste Nationalspieler Patrick Groetzki die EM 2024 verletzungsbedingt absagen.
Auf Platz sechs liegt Volleyball (2 %), bei dem über 65 % der Verletzungen die unteren Extremitäten betreffen – besonders häufig das Sprunggelenk. Trotz geringerer Risiken erfreut sich der Sport zunehmender Beliebtheit, insbesondere unter Frauen.
Tennis rückt mit 83 Unfällen (1,3 %) auf Platz sieben vor – ein mögliches Zeichen für das Comeback der gelben Filzkugel. Auch Basketball (1,2 %), Schlittschuhlaufen (1,2 %) und Wassersport (1,1 %) schaffen es in die Top Ten.
Auffällig: Inlineskaten, früher regelmäßig vertreten, taucht 2024 nicht mehr unter den häufigsten Sportunfallverursachern auf.

Viele Unfälle sind vermeidbar
Ob fehlendes Aufwärmen, mangelhafte Ausrüstung oder Selbstüberschätzung: Zahlreiche Verletzungen entstehen nicht durch Pech, sondern durch fehlende Vorbereitung, schreibt der Versicherer. Schutzausrüstung, Rücksichtnahme und regelmäßiges Training könnten viele Unfälle verhindern und dabei helfen, den Sport sicher zu genießen. „Unsere jährliche Betrachtung von Sportunfällen ist mehr als eine Bilanz. Sie kann Denkanstöße geben – für Eltern, für Lehrer, für Trainer, die Verantwortung übernehmen. Und für alle anderen, die mitreden wollen, wenn es um Sicherheit im Sport geht“, schreibt der Versicherer.
Private Vorsorge bleibt Lücke im System
Über Sinn oder Sinnlosigkeit einer privaten Unfallversicherung wird immer wieder diskutiert. Fakt ist: Mehr als 70 Prozent aller Unfälle passieren jedoch im privaten Alltag und und liegen damit außerhalb des Schutzbereichs der gesetzlichen Unfallversicherung. Diese greift ausschließlich bei beruflichen Tätigkeiten, Schule, Ausbildung oder unter bestimmten Bedingungen beim Betriebssport. Freizeitaktivitäten, selbst im Rahmen von betrieblichen Ausflügen oder Sportgruppen, sind ausgeschlossen. Anfang 2024 gab es in Deutschland laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft 25,7 Millionen private Unfallversicherungen.