ESG-Aufsicht: Bafin-Exekutivdirektor Schaefer warnt vor Greenwashing

Foto: Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA
Rupert Schaefer

Die Finanzaufsicht Bafin hat ihre Sustainable-Finance-Strategie veröffentlicht. Rupert Schaefer, Bafin-Exekutivdirektor für Strategie, Policy und Steuerung, erläutert deren Schwerpunkte und Ziele in einem von der Bafin veröffentlichten Interview.

Herr Schaefer, die Bafin hat sich eine neue Sustainable-Finance-Strategie gegeben, warum?

Rupert Schaefer: Wir wollten eine Antwort finden: auf die die steigende Bedeutung von Klimawandel, Umwelt, sozialen Fragen und einer guten Unternehmensführung (ESG) im Finanzsektor und unsere Rolle als Aufsichtsbehörde. Hinzu kommt, dass sich die Regulierung zu diesem Thema in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelt hat. Uns war es auch wichtig, die Erwartungen klar zu stellen, was die Bafin auf diesem Themenfeld leisten kann. Wir sind keine Umweltbehörde, sondern die Finanzaufsicht.

Was bedeutet das konkret?

Die Bafin verfolgt keine eigenen umwelt-, sozial- oder wirtschaftspolitischen Ziele oder lenkt selbst Finanzflüsse in eine bestimmte Richtung. Das ist Aufgabe der Politik. 

Zu unseren Aufgaben gehört es, für ein stabiles und funktionsfähiges Finanzsystem zu sorgen. Wir kontrollieren, ob die Finanzakteure alle ihre Risiken im Griff haben, auch die, die mit Nachhaltigkeit zu tun haben. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ausreichend Kapital in nachhaltige Investitionen fließen kann. Und nur dann ist eine effiziente Transition der Realwirtschaft möglich. 

Deshalb sollte Aufsichtsrecht unserer Ansicht nach den Zielen der Solvenz-, Verhaltens- und Marktaufsicht dienen. Wir müssen uns bewusst sein: Grüne Kredite und grüne Anlagen sind nicht per se risikoärmer. Entscheidend sollte also immer das jeweilige Risiko sein. 

Wir behandeln ESG-Risiken als Teil unserer regulären Aufsicht über Unternehmen der Finanzbranche. Zu den Handlungsschwerpunkten unserer Strategie zählen unter anderem eine risikoorientierte und praxistaugliche Regulierung, zuverlässigere Daten zu finanziellen Klimarisiken und ein angemessenes Management von umweltbezogenen Risiken. 

Ein weiterer Schwerpunkt der Bafin sind verlässlichere Informationen für Anlegerinnen und Anleger. Warum ist Greenwashing so gefährlich?

Anlegerinnen und Anleger müssen Investitionsentscheidungen treffen können, die ihren Nachhaltigkeitspräferenzen entsprechen. Dafür benötigen sie vollständige und verständliche Informationen. Sie müssen vor Irreführung geschützt und gemäß den gesetzlichen Vorgaben und ggf. ihren eigenen ESG-Präferenzen fair beraten werden. Die Bafin setzt sich für Transparenz ein. Sie will so erreichen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher eigenverantwortliche und gut informierte Entscheidungen treffen können. Greenwashing ist gefährlich. Es zerstört das Vertrauen in den Markt für nachhaltige Investitionen und schadet Anlegerinnen und Anlegern.

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